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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Verwandlung, ihrer Weiterentwicklung zu e r folgreicheren Jägern. Doch sie würden diese Vorteile niemals auskosten können, dafür sorgten Larkyen und Patryous binnen weniger Augenblicke.
     
    Je weiter die Unsterblichen nach unten vordrangen, desto schmaler wurde das Loch, und auch die Stützen an den Wä n den wiesen jetzt immer mehr Lücken auf. Wasser aus unterird i schen Quellen strömte hinein und drohte die Festigkeit zu g e fährden. Dennoch setzten die Unsterblichen ihren Weg fort. Die Luft wurde stickiger und erwärmte sich bereits, der G e stank von Schwefel gesellte sich hinzu.
    Larkyen wusste nicht mehr, wie viel Zeit verstrichen war, aber sie waren bereits so weit in die Tiefe vorgedrungen, dass jetzt nur noch die Dunkelheit regierte. Ihre Augen vermochten auch weiterhin uneingeschränkt zu sehen wie am helllichten Tag. Die Bodenschichten bestanden nur noch aus festem G e stein, in dem sich vereinzelt Kr i stalle abzeichneten. Schon bald wurden die Wände so heiß, dass man darauf hätte Fleisch br a ten kö n nen, und der Weg nach unten bestand jetzt nur noch aus N i schen und gemeißelten Stufen im Gestein.
    Endlich erreichten die Unsterblichen den Grund des Loches, wo b e reits Wothar und die anderen Werwölfe auf sie warteten. Wothar deutete auf einen Tunnel, der sich vor ihnen auftat.
    Die Beschaffenheit des Tunnels verriet, dass er nicht durch die Grabungsarbeiten der Strygarer entstanden, sondern ledi g lich freigelegt worden war, so als hätten sie ihn bewusst g e sucht und auch gefu n den.
    Wieder strömten die Werwölfe vor Larkyen und Patryous her. Sie mussten nicht lange gehen, da erhellte ein rötliches Glühen den Tunnel. Heißer Wind blies ihnen entgegen. Wie Larkyen es noch zuvor durch die Augen seiner Geisterkrieger erblickt hatte, mündete der Tunnel in eine Grotte. An ihren Wänden zeichneten sich die umliegenden Granitplateaus ab. Doppelte Reihen von Säulen waren mit Boden und Decke ve r wachsen und wiesen den Weg zu einem weit geöffneten Tor. Es war aus einer kolossalen Steinplatte erschaffen, deren dun k le kristalline Oberfläche völlig fremdartig anmutete. Der rech t eckige Torrahmen barg eingemeißelte Zeichen, die Patryous zwar als primitives und frühzeitliches Schriftbild interpretieren, j e doch keinesfalls lesen konnte.
    Je näher sie dem Torrahmen kamen, umso mehr verlan g samten die Unsterblichen ihre Schritte. Unmittelbar hinter der Schwelle tat sich ein Abgrund in ein anderes Reich auf. Dort erstreckte sich ein schier endloses Flammenmeer, in dem Stürme tobten und gleißende Lavafontänen immer wieder e m porsprudelten. Manchmal erbebte das u m liegende Gestein und drohte sich durch die Urgewalten der Tiefe zu verschieben.
    „Wir haben den Feuertempel erreicht“, verkündete Larkyen nach langem Schweigen. „Diese wahnsinnigen Bestien haben das Tor geöffnet. Man sagt, es sei aus den versteinerten Le i bern toter Feuerri e sen gefertigt worden, stark genug, um ihrer eigenen Glut zu trotzen, und nun steht es wahrhaftig offen zu unserer Welt.“
    Der Mythos über die Vergangenheit setzte sich in seinen Gedanken fort, und nun sollte er in ihrer aller Gegenwart zu e i ner unwiderle g baren Wahrheit werden.
     
    Als die Welt zu Eis erstarrte und die Wolken des Himmels das Licht ersticken wollten, wog die Glut eines Feuers den Wert tausender Leben auf. Das Feuer bedeutete Leben, das Feuer war die Zukunft. Und die Ältesten der Ältesten wussten das Feuer noch in den Tiefen der Erde und teilten ihr Wissen mit den Jungen. Also gruben sich die Jungen hinab in ein Reich, das die Strahlen der Sonne nie gesehen hatte und dennoch Wärme kannte. Und als auch die Jungen zu den Alten gehörten, stießen sie auf ein Meer aus flüssigem Feuer. Dort entdeckten sie fremdes Leben, groß wie die Berge und lohend wie einst die Sonne, doch dieses Leben ruhte und war gefangen in tiefsten Träumen. Sie wollten wecken, was schon ewig schlief, um des Winters Tyrannei zu brechen, ihre Stimmen aber waren nicht laut genug. Also verharrten sie in der Tiefe und bauten in Eh r erbietung einen Tempel. Inmitten seiner Mauern boten sie dem Feuer ihre Erstgeborenen als Opfer dar, doch all ihre Opfer waren niemals genug. Das Feuer war zu Gott geworden, das Feuer war gefräßig, das Feuer nahm alles Leben, und dennoch ruhten seine Riesen weiter in den Eingeweiden der Welt.
     
    Die Stille war längst gebrochen. Inmitten des Flammenmeers konnten Larkyen und Patryous das unheimliche Leben erke n nen. Es

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