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Totenheer (German Edition)

Totenheer (German Edition)

Titel: Totenheer (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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Kleidung nach zu u r teilen, gehörten alle Anwesenden der königlichen Familie an und hatten sich den Strygarern angeschlossen, genau wie der Nächtliche es bezeugt hatte. Auf einem großen Silbertablett war ihnen ein menschlicher Torso serviert worden. Spieß und Filetiermesser steckten im Fleisch. Selbst in ihrem neuen D a sein als Bestien hatte sich die königliche Familie noch bedi e nen lassen.
    Eine ältere Frau, deren dunkle Haare schon ergrauten und deren Haut längst faltig war, leckte sich Blut von den Fingern und warf ein Gri n sen in die Runde.
    „Erheben wir die Kelche auf meinen Gemahl, den König“, sagte sie. „Auf Mendagar, den Heilsbringer Bolwariens, der uns den Fängen der Vergänglichkeit entriss.“ Und dann tranken sie in ausgiebigen Zügen das Blut ihrer Opfer. „Ich sehne mich schon danach, nicht länger nur von Menschen und Tieren zu trinken, sondern vom Blut der Unsterblichen kosten zu dürfen. Der Nächtliche erzählte meinem Gemahl und mir, es sei auf dem Gaumen wie ein besonders guter Wein.“
    Ein hagerer Mann mittleren Alters, dessen Haupt eine schmale Prinzenkrone zierte, begann zu sprechen: „Die en t sprechenden Waffen, um ihr Blut fließen zu lassen, wird es bald geben, Mutter. Die Al t vorderen, jene die noch von Strygar persönlich in die Welt gesandt wurden, schulen unsere Schmiede seit he u te früh in der Kunst, den schwarzen Stahl zu erschaffen.“
    Larkyen erfuhr just im gleichen Moment, dass seine We r wölfe in eine große Schmiede eingedrungen waren. Ihre stä h lernen rostbraunen Klauen gruben sich in die dortigen Stryg a rer und sorgten dafür, dass die Magie der Runen nicht mis s braucht werden konnte.
    „Das Inselreich der Unsterblichen ist fern von hier“, ve r kündete der Prinz. „Doch für jemanden, der fliegen kann, ist selbst die stürmischste See kein Hindernis. Ich erwarte seh n süchtig, dass auch mir en d lich Flügel wachsen. Wir werden zu sehen bekommen, was noch nie jemandem aus unserem edlen G e schlecht gewährt wurde.“
    „Das Meer wird sich rot färben von Blut“, rief eine andere Frau aus, während sie mit bloßen Händen ein Stück Fleisch aus dem Torso riss und zu ihren Lippen führte.
    Larkyen und Patryous hatten genug gesehen und gehört, sie nickten einander zu. Völlig lautlos sprangen sie durch das Fe n ster in den Saal. Die Strygarer schreckten hoch, und Larkyen genoss es, zu sehen, dass sie noch immer so etwas wie Angst kannten. Nun begannen Larkyen und Patryous sich gemeinsam zu nähren. Ihr Werk kam e i ner Bestrafung gleich. 
     
    Anschließend sandte Larkyen Geister aus, um mit ihnen den Rest des Palastes zu durchsuchen. In einem der Gemächer sti e ßen sie auf die Utensilien für ein Ritual, die Larkyen nicht zum ersten Mal sah. Auf dem weißen Steinboden standen in einem Kreis angeordnet vier Metallschalen, und wie bei dem Scha f hirten in der bolwarischen Südheide hatte in der ersten ein Fe u er gebrannt, in der zweiten befanden sich noch einige Tropfen Wasser, die dritte enthielt eine Hand voll Erde, und die letzte ungefüllte Schale symbolisierte die Luft.
    Patryous untersuchte die Stätte genauer; ein solches Ritual war selbst ihr, die viele Kulthandlungen und Bräuche kennen gelernt hatte, nicht geläufig.
    Irgendwann sprach Larkyen den Gedanken aus, der ihn seit dem A n blick der Schalen heimsuchte.
    „Erinnerst du dich an die Vernichtung Strygars?“
    „Worauf willst du hinaus?“
    „Bevor er starb, behauptete Strygar, er sei eins mit den El e me n ten.“
    „Du glaubst, Strygar lebt noch? Und mit Hilfe dieses Rituals wurde er beschworen?“
    „Es wäre möglich, und es würde einiges erklären.“
    „Für eine solche Behauptung gibt es keinerlei Beweise. Glaubst du nicht, er hätte sich uns längst gezeigt, wenn er noch leben würde? Du weißt am besten wie er sich verhielt: Er prahlte mit seiner Macht, er glaubte sich uns überlegen, und das würde er uns beweisen wollen, wenn er wieder da wäre.“
    „Ich kann es mir nicht erklären, aber ich verspüre wieder dieses b e unruhigende Gefühl, diese bösartige Anwesenheit, die uns ständig zu begleiten schien, als wir im Krieg gegen Strygar durch die Sümpfe seines Reiches ritten. Ich war von seinem Tod so überzeugt, doch jetzt habe ich Zweifel daran.“
    „Vielleicht ist es genau das, was die Strygarer erreichen wollen. Jede Kultgemeinde versucht letzten Endes, ihrem Schöpfer durch Anbetung und Verbreitung seiner Lehren zur Unster b lichkeit zu

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