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Totenklage

Titel: Totenklage Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J Sandford
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ausgeworfen und warte, dass die Leute anrufen.«
     
    Auf der Rückfahrt dachte Jake über die Leute nach, die im Wohnsitz des Gouverneurs versammelt gewesen waren: alles Männer, alles Veteranen, und alle waren in einem Kampfgebiet gewesen. Normalerweise mochte er diese Art von Gesellschaft.
    Aber irgendwas stimmte an Goodmans Truppe nicht. Sie versuchten sich zwar gegenseitig auszustechen, wie das Veteranen immer tun, doch Goodman gegenüber verhielten sie sich, als wären sie noch beim Militär, als wären sie rangniedere Offiziere. Sie fügten sich seinen Wünschen, waren gehorsam, ja geradezu unterwürfig. Das war nicht die übliche politische Beziehung – nicht die Beziehung, wie der Präsident sie zu seinen Mitarbeitern hatte -, sondern eine Art Demut, die sich hinter einer kumpelhaften Jovialität verbarg.
    Aber sie strahlten auch echte Ratlosigkeit aus. Sie wussten nicht, was los war, dachte er. Bowes Tod hatte sie in Panik versetzt.
     
    Darrell und Arlo Goodman unterhielten sich in der Küche im ersten Stock. »Wir sind die Überwachungsbänder durchgegangen.
Er hat mit deiner Praktikantin gesprochen, der blonden Mieze.«
    »Cathy …«
    »Ja. Sie hat ihn im Flur angesprochen. Ich glaube nicht, dass er sie kannte. Sie hat ihm einen Zettel gegeben. Die Überwachung seines Handys läuft, und wir haben festgestellt, dass er in Scottsville telefoniert hat, ganz in der Nähe von Schmidts Haus. Er ist von hier aus direkt dorthin gefahren.«
    »Also muss sie es gewesen sein.«
    Darrell nickte. »Sofern er nicht mit jemandem im Aufzug gesprochen hat, und … das hat er nicht. Sie war es.«
    »Manchmal hab ich gedacht …« Goodman schüttelte den Kopf. »Ich frag mich, was sie sonst noch verraten hat.«
    »Ist nicht mehr festzustellen«, sagte Darrell. »Was hast du sonst noch?«
    »Alles politischer Kram. Nichts, was sich lohnen würde.«
    »Sie hat keinen Zugang zu deinem Computer?«
    »Sofern sie nicht das Passwort geknackt hat«, sagte Arlo. »Außerdem hat sie keinen Schlüssel zum Büro, und es ist immer jemand in der Nähe, auch wenn ich nicht da bin. Sie hätte also nicht viel Zeit dafür.«
    »Die bräuchte sie nicht, wenn sie weiß, was sie tut«, erwiderte Darrell. »Schnell ein kleines Programm laden … einen Tastenaufzeichner.«
    »Willst du mal nachsehen?«
    »Ja, sollte ich wohl besser. Ich besorg mir jemanden, noch heute Nacht«, sagte Darrell. »Selbst wenn nichts ist, wäre es besser, wenn sie aus deinem Büro verschwindet.«
    »Ich kann sie nicht feuern«, erklärte Goodman. »Sie arbeitet hart und ist ziemlich gut. Und ihr alter Herr hat reichlich für den Wahlkampf gespendet.«
    »Darum kann ich mich kümmern«, sagte Darrell. »Vielleicht wird sie ja überfallen.«

    Goodmans Augen wurden schmal. »Aber kein tödlicher Überfall.«
    »Nein, nein. Nur ein paar Kratzer.«
     
    Jake rief Danzig aus dem Auto an und informierte ihn über das Treffen.
    »Goodman will, dass ich mich in dieser Sache umsehe. Er sagt, er hat bereits mit Ihnen gesprochen.«
    »Ja, hat er. Als ich Sie beauftragt habe, Bowe zu finden, hab ich nicht gedacht, dass Sie ihn so schnell finden würden. Oder auf diese Weise. Wir sind alle ziemlich fertig.«
    »Ich hoffe, ich habe keine Hinrichtung ausgelöst. Ich habe die Nachricht verbreitet, dass wir nach ihm suchen.«
    »Darüber stellen wir keine Spekulationen an«, sagte Danzig. »In einem Punkt hat Goodman allerdings recht – wir wissen nicht, was vor sich geht. Wir müssen es wissen, und zwar sofort. Wenn es etwas ist, das wir Goodman anhängen können, etwas, das die nationale Politik nicht berührt, dann werden wir das tun und die ganze Angelegenheit vergessen. Soll Goodman sich damit rumschlagen. Wenn mehr dahintersteckt, müssen wir Bescheid wissen.«
    »Ich hab ein paar Köder ausgeworfen.«
    »Arbeiten Sie weiter daran. Die ganze Sache ist jetzt außer Kontrolle geraten. Es ist das Thema bei CNN. Wie dieser Hurrikan, Katrina oder Katinka oder wie immer der hieß, und der 11. September.«
     
    Jake war müde, als er nach Hause kam, und ein wenig hungrig. Er musste gegen die Vorstellung ankämpfen, dass er immer noch Lincoln Bowes verbrannte Leiche roch, dass der Geruch immer noch in seinen Kleidern und in seinen Haaren hing. Er duschte, zog eine Jeans und ein T-Shirt an, ging barfuß in die Küche und machte sich eine Schüssel Cornflakes. Noch zwei
Minuten bis elf Uhr. Er trug die Cornflakesschüssel ins Arbeitszimmer und schaltete den Fernseher ein, um den

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