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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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sie lebte in jedem Atemzug, in jedem Schritt, in jedem seiner Worte. Wie verwundbar war doch der Krieger, der Liebe kannte. Und wie sehr konnte die Liebe in aussichtslosen Situationen Kraft geben. Larkyen wusste, Khorgo würde nicht aufgeben.
    „Vertrau mir“, sagte Larkyen zu dem Majunay. „Vertrau mir, wie du mir schon einmal vertraut hast.“ Angesichts ihrer Situation ahnte er, wie schwer es für Khorgo war Hoffnung zu schöpfen. Die Macht einer ganzen Stadt hatte sich gegen einen Vater und seine Tochter gestellt, und der größte Schmerz den ein Vater erfahren konnte, war der, das eigene Kind zu überleben. 
    Doch keiner ihrer vielen Feinde konnte auch nur ahnen, welche Macht sich von Norden näherte.
    Larkyen der Totenkönig konnte fühlen, wie einhundert Geister seines Heeres ihren Wall nahe der Finsternis von Ken-Tunys verla ssen hatten. Die toten Kentaren rasten durch die Nacht, die alten Helme und Rüstungen, die ihre schemenhaften Leiber trugen, knarrten und klirrten. Ihre Augen flackerten wie glühende Kohlen in der Dunkelheit. Nichts und niemand entgingen ihren Blicken. Und Larkyen sah in jenem Moment, das gleiche, was sie auch sahen.
    Einem grausigen Spuk gleich, zogen die Toten über das Land. Durch einen einsamen Wald führte sie ihr Weg in Richtung Süden, vorbei an einer kleinen Siedlung. Die wenigen Bauern, die vom Scheppern rostigen Eisens geweckt aus den Türen ihrer Hütten li efen, schrien auf, und ihre furchtsamen Herzen schlugen rhythmisch wie Trommeln zu dem Sturm der Toten. Die Soldaten des Totenheers waren ihres Königs Augen und Ohren, ein verlängerter Arm, eine eiserne Faust.
     
    Das Rauschen des Wassers schwoll an. Der Tunnel führte steil bergauf und zurück in die Halle der tausend Ströme.
    Khorgo leuchte mit seiner Fackel die Umgebung ab, die Larkyen und Patryous längst ausgespäht hatten.
    Der schmale Weg am Rande des Wasserbeckens war nicht länger passierbar, denn das Gestein war noch an weiteren Teilen weggebrochen. An der Wand darüber klafften tiefe Furchen. Schon schnell keimte in Larkyen die Vermutung auf, dass eine große Klaue diese Verwüstungen angerichtet hatte.
    „Den Weg, den wir hierhergekommen sind, können wir nicht mehr benutzen“, klagte Khorgo.
    „Es gibt noch einen anderen Weg“, erklärte Patryous. Sie deutete auf eine Nische in der Wand außerhalb des Fackelscheins. Die Nische war schmal, vergrößerte sich aber nach nur wenigen Schritten zu einem weiteren Tunnel. Über dem Eingang war ein Zeichen aus weißem Kalkstein zu sehen: ein filigran verziertes Kreuz, dessen kurze Spitze in einem ovalen Bogen endete.
    „Woher willst du wissen, dass uns dieser Weg nicht wieder nach u nten führt?“ fragte Khorgo.
    „Ich weiß es nicht“, antwortete die Unsterbliche. „Aber ich gla ube, dass dieser Tunnel nach oben führt. Das Zeichen über dem Eingang wird Lebenskreuz genannt, es steht für das ewige Leben. Vergesst nicht, dass wir uns unter der Pyramide befinden, jenem Gebäude, dass in seinem Inneren Kräfte bündelt, die den Ratsmitgliedern ein unnatürlich langes Leben ermöglichen.“
    „Wenn wir auf diesem Weg in die Pyramide des hohen Rates g elangen, soll es mir nur recht sein“, sagte Khorgo. „Die verbliebenen acht Ratsmitglieder werden meinen Säbel zu spüren bekommen.“
    Larkyen hatte sich fortwährend umgesehen. Er fühlte sich be obachtet. Während seiner langen Zeit in der Wildnis hatte er ein regelrechtes Gespür für solche Situationen entwickelt. Schließlich sah er auf die Wasseroberfläche. Der Strudel bildete die Mitte des Achtecks, und inmitten der Kräfte des Wassers zeichnete sich eine große bleiche Gestalt ab. Meridias verharrte regungslos am Boden des Beckens und trotzte den tausend Strömen.
    Larkyen glaubte, seinen Augen kaum trauen zu können, hatte er doch die Kräfte des Wassers am eigenen Leib erlebt und sich in ihrer U marmung hilflos wie ein Blatt im Sturmwind gefühlt.
    „Wir müssen weiter“, drängte Larkyen. Und er trieb seine Gefäh rten voran.
    „Was hast du gesehen?“ fragte Patryous.
    Larkyen wusste, dass sie die Antwort auf diese Frage längst geahnt hatte.
    „Mir kam der Gedanke, dass eine Flucht aus dieser Stadt ang esichts unserer Lage angemessener erscheint“, sagte Patryous. „Wenn wir uns bei Nacht bis zum Hafen durchschlagen, können wir bestimmt entkommen.“
    „Niemals“, sagte Larkyen. „Für mich gibt es keinen Rückzug.“ Noch immer hatte er ihr verschwiegen, dass schon bald die

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