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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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ist mein Versprechen an dich!“
     
    Larkyen konnte den Tunnel bereits sehen. Der Eingang zeichnete sich als glatter Rahmen in einer gemauerten Steinwand ab. Auch der Boden dort war eben und einst mit gemeißelten Steinplatten versehen worden.
    Mit Sorge schweifte Larkyens Blick wieder zur Wasseroberfläche und auf das Wesen, dass ihre Fluten gelegentlich teilte. Meridias b ewegte sich in einigem Abstand neben ihnen. Keinen Moment ließ er Zaira aus den Augen.
    Endlich spürten Larkyen und Zaira die Granitplatten unter ihren Stiefeln. Zaira atmete erleichtert auf. Nur wenige Schritte trennten sie noch von dem Tunnel.
    Plötzlich sprang Meridias mit einem Tosen aus dem Wasser hinaus, schnellte durch die Luft wie ein fahler Blitz.
    Larkyen hatte nichts anderes erwartet. Er stieß die junge Frau in den Tunneleingang und umklammerte mit beiden Händen sein Schwert. Die riesige Gestalt Meridias` prallte auf ihn mit der Wucht eines Rammbocks. Die schwarze Klinge von Larkyens Schwert boh rte sich widerstandslos in die Schulter des Sohnes der ersten schwarzen Sonne.
    Meridias schrie auf. Schmerzen, Wut und die Verbitterung von Jah rhunderten schwangen in jenem Laut mit und ließen das Gestein erbeben. Seine Hand legte sich um Larkyens Kopf und drückte zu.
    Das Knacken des eigenen Schädelknochens war für Larkyen so laut wie ein Gewitter. Als nächstes durchfuhr ihn der stechende Schmerz von Knochensplittern, die Nadeln gleich in ihn hineing etrieben wurden. Warmes Blut tränkte sein Haar und lief über sein Gesicht. Die Welt vor seinen Augen färbte sich tiefrot.
    Meridias Stimme erklang ganz nahe an seinem Ohr: „Hast du dich je gefragt, was geschieht, wenn dir der Kopf abgerissen wird? Akze ptiere es endlich: Du kannst diese Frau nicht haben, sie ist mein. So viele Jahrhunderte habe ich auf sie gewartet.“
    „Ganz gleich für wen du sie hältst, du wirst sie nicht wieders ehen“, knurrte Larkyen. Er drehte die Schwertklinge in Meridias` Wunde. Der Griff um seinen Kopf lockerte sich.
    Meridias stieß Larkyen von sich, um einige Schritte zurückz utaumeln. Er presste eine Hand auf die Wunde und sah mit seinen leeren Augen zu Larkyen zurück.
    „Für einen Sohn der dritten schwarzen Sonne bist du mächtiger als ich erwartet hatte“, sagte Meridias. „Selbst das Schwert in deinen Händen ist ungewöhnlich, es ist so nordisch wie das göttliche Blut in deinen Adern.“
    „Lass uns in Frieden von hier gehen, und ich kämpfe nicht länger gegen dich. Wenngleich ich viele Anlässe hätte, mir deinen Kopf zu holen.“
    „Ich kann Marityr nicht aufgeben.“
    „Für wen hältst du diese Frau?“
    „Sie ist die Reinkarnation meines einstigen Weibes. Ihr Leib ist M arityrs Leib.“
    „Ihr Name ist Zaira, sie hat dich noch nie zuvor erblickt. Sie kennt dich nicht.“
    „Sie wird sich erinnern. Früher oder später wird sie sich daran erinnern, dass sie in einem früheren Leben eine Tochter der ersten schwarzen Sonne war. Sie ist Marityr.“
     
    Schritte erklangen aus dem Inneren des Tunnels. Larkyen erkannte sie bereits, noch ehe er sehen konnte, von wem sie stammten. Patryous bewegte sich langsam und abschätzend, einem Raubtier gleich, dass bereit zum Kampf ist. In den Händen hielt sie ihren schwarzen Speer. Ihr Blick traf sich mit dem von Larkyen. Er las Freude über ihr Wiedersehen darin, jedoch auch Sorge. Seine Verletzungen waren verheerend, nur langsam setzten sich die Knochensplitter seines Schädels wie ein Mosaik zusammen. Noch immer hörte er laut und deutlich das Knacken und Knirschen.
    „Marityr, jener Name ist mir bekannt“, sagte Patryous. „Vor vie rhundert Jahren habe ich ihn das letzte Mal gehört; damals erzählte man sich in Kyaslan von der letzten Tochter der ersten schwarzen Sonne. Es hieß, sie sei es leid gewesen, unsterblich zu sein. Sie wurde müde über die Jahrtausende hinweg und eines Tages wählte sie den Freitod. Sie stieß sich eine Klinge aus schwarzem Stahl in ihr Herz.“
    „Genau so geschah es“, seufzte Meridias. „Seitdem verachte ich den schwarzen Stahl und die Runenkraft, die ihm innewohnt.“
    „Es war Marityrs eigene Entscheidung. Sie wählte den Tod selbst.“
    „Sie beneidete die Sterblichen, weil sie glaubte, dass ein Leben kostbarer ist, wenn es zeitlich begrenzt ist. Jeder Sonnenaufgang, j eder Moment, so behauptete sie, wird somit zu etwas ganz besonderem, weil irgendwann alles ein Ende hat. Ihr Leben aber war für die Ewigkeit bestimmt, und jeder Moment, jeder

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