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Totenkönig (German Edition)

Totenkönig (German Edition)

Titel: Totenkönig (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uwe Siebert
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dieser Stadt zu kontrollieren.“
    „Die Hinrichtung soll zeitnah geschehen, und sie muss grausam genug sein, um sich in das Gedächtnis der Bürger einzubrennen. Nur so erreichen wir unser gewünschtes Ergebnis.“
    „Dann lasst uns eine Entscheidung treffen“, sagte die Frau. „Noch heute vor Sonnenuntergang sollen sich die Bürger auf dem Platz der ewigen Gerechtigkeit einfinden. Dort werden einige unserer neuesten Gefangenen öffentlich ihr Todesurteil empfangen. Die Bürger sollen mit eigenen Augen sehen, wie Hochverrat bestraft wird. Lemar der Schatten, seine Tochter Lysar und Wanar, einstiger Oberbefehlshaber der Wachmannschaften, werden ihr Ende auf dem Scheiterhaufen finden.“
    Plötzlich öffnete sich das Tor zur Halle. Stampfende Schritte nackter Füße erklangen, ein großer Schatten breitete sich aus, dann erklang Meridias` Stimme: „Schweigt endlich, ihr Narren. Ihr werdet w omöglich belauscht.“
    Die Ratsmitglieder fielen beinahe gleichzeitig auf die Knie.
    Meridias bewegte sich an ihnen vorbei auf die nächstgelegene Wand zu. Er strich mit seinen langen Fingern über den Stein, dann zischte er: „Larkyen, ich weiß du bist irgendwo in der Nähe, und du kannst mich hören. Ich spüre deine Lebenskraft, so wie du die meine spüren kannst. Wisse, dass die Soldaten das Versteck der Schattengilde aufgespürt haben. Es konnten einige Gefangene gemacht werden, darunter befinden sich auch die Majunay. Doch sie werden alle gerichtet werden. Du wirst ihre Schreie hören, und der Gestank ihres brennenden Fleisches wird die Straßen der Stadt erfüllen.“ Meridias stieß ein lautes Schnaufen aus, sein Kopf fuhr zu den Ratsmitgliedern herum und er schrie sie an: „Zweifelt nie wieder an mir. Marityr wird zurückkehren, die Lehren der Totenflüsterer sind voller Wahrheit. Ich werde bekommen, was ich will!“
     
    Zaira wich zurück, beinahe stolperte sie über ihre eigenen Füße. Sie hielt sich beide Hände vor den Mund, um ihr Schluchzen zu unterdrücken. Ihr Vater Khorgo nahm sie in den Arm.
    Sofort gingen die beiden Unsterblichen weiter durch den Tunnel, sie führten Khorgo und Zaira durch die Dunkelheit. Der Weg gabelte sich, und sie entschieden spontan, in welche Richtung sie weitergi ngen und konnten nur hoffen, dass sie an einen sicheren Ort gelangten.
    „Diese Bastarde haben unsere Freunde gefangengenommen“, schimpfte Khorgo. Er bemühte sich so leise wie möglich zu spr echen, stand aber ganz im Bann der Aufregung. 
    „Ihr hättet mich Meridias ausliefern sollen“, seufzte Zaira. „Es ist alles nur meine Schuld, die Kämpfe, die vielen Toten, das geschah nur, weil ihr mich schützen wolltet. Hätte ich mich freiwillig in die Arme dieses Monsters begeben, wäre all dieses Unglück niemals g eschehen.“
    „Dafür wäre ein anderes Unglück geschehen“, sagte Patryous. „Und dieses Unglück wäre dein Tod gewesen.“
    „Wovon sprichst du?“ fragte Zaira. „Meridias wollte mich bei sich wissen, weil er mich für die Reinkarnation seiner einstigen Geliebten Marityr hält.“
    „Er glaubt, dass du ihren Leib besitzt, jedoch nicht ihren Geist. Dein Leib ist für ihn nur ein Gefäß – ein Gefäß, das einzig und allein für Marityr bestimmt ist. Ich glaubte, Meridias sei durch seine lange Einsamkeit wahnsinnig geworden, doch nun weiß ich, welcher Wi ege sein Wahnsinn tatsächlich entsprungen ist. Es geht um die Lehren der Totenflüsterer.“
    „Du sprichst selbst für mich in Rätseln“, sagte Larkyen. „Wer oder was sind die Totenflüsterer?“
    „Es gab eine Gruppe unter den ältesten Unsterblichen, an die ich mich nur äußerst ungern erinnere. Sie hatten sich der Forschung über Leben und Tod verschrieben, deshalb wurden sie die Totenflüsterer genannt. Irgendwann stellten sie die Theorie auf, dass es eine Welt der Lebenden und eine Welt der Toten gebe und diese zwei Welten unabänderlich voneinander getrennt seien. Jedes Lebewesen, das stirbt, lebt als eine Art Geist in der Welt der Toten fort – ein Daseinszustand, der für uns unbegreiflich und unvorstellbar ist. Doch die Totenflüsterer arbeiteten ein Ritual aus, das eine Pforte zwischen der Welt der Lebenden und der Toten erschaffen soll. Auf diese Weise ist es angeblich möglich, einen bestimmten Geist zu beschwören und ihn sogar in einen dafür vorbestimmten Leib fahren zu lassen. Im Verlauf ihrer Forschungen experimentierten die Totenflüsterer mit zahllosen Menschen und bescherten ihnen einen qualvollen Tod. Über

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