Totenkopf-TV
begreifen.
Dafür begriff sie ein anderer. Bill Conolly!
Er stand an der Tür, und über sein Gesicht rann der Schweiß. Es hatte ihn mehr als Nerven und Glück gekostet, bei diesem Zwielicht genau das Ziel zu treffen. In den Kopf hatte er nicht schießen können, der Mann wäre trotzdem noch gefallen, so hatte er auf die Hand gehalten, und ihm war das Unwahrscheinliche gelungen.
Langsam ging er vor. Auch er stand am Ende seiner Nervenkraft. Jetzt zitterte die rechte Hand, in der er die Silberkugel-Beretta hielt. Otto ließ er dabei nicht aus den Augen, da dieser Unhold wahrscheinlich versuchen würde, den unter ihm liegenden Menschen mit den bloßen Händen umzubringen.
Das tat er nicht.
Es wirkte schwerfällig, wie er sich zur Seite wälzte, dabei noch auf dem Schreibtisch liegen blieb, da dieser sehr breit war, eine Stütze suchte und sich hochstemmte.
Er stand. Und er drehte sich um.
Währenddessen blieb Jason Printer liegen. Jammernde Laute verließen seinen Mund, er, atmete röchelnd, der Brustkorb hob und senkte sich unter seinen arhythmischen Zügen. Es glich schon einem kleinen Wunder, dass der Mann es überstanden hatte.
Der andere glotzte Bill an. Er war dem Reporter nicht unbekannt, denn diese Person hatte Jason Printer als Leibwächter gedient. Und jetzt hatte er ihn töten wollen.
Weshalb?
Bisher war der gute Bill Conolly unsicher gewesen. Jetzt aber schaute er sich den Kerl genauer an, blickte in dessen Augen und wusste plötzlich Bescheid.
Das war kein Mensch mehr. Das war eine lebende Leiche. Sein erster Verdacht hatte sich zur Gewissheit verdichtet. Auch hätte ein Mensch mehr Angst vor einer Waffe gezeigt als der Zombie. Er kam auf Bill zu. Conolly überlegte. Er wusste, wie man diese Geschöpfe töten konnte. Man musste die Kugeln nur gezielt einsetzen. Es reichte nicht, wenn das Geschoss die Schulter oder den Arm traf, und Bill Conolly suchte sich ein anderes Ziel aus.
Es lag höher…
Die Mündung deutete genau auf den Raum zwischen den beiden farblosen, stierenden Augen, und jetzt zitterte auch Bills Hand nicht mehr. Eiskalt und ruhig war er.
Noch einen Schritt ließ er den Zombie auf sich zukommen. Dann krümmte er den rechten Zeigefinger.
Seine Hand bewegte sich kaum, als Bill schoss. Er hatte die Augen ein wenig verengt, spürte die plötzliche Unruhe in seinem Innern, die wie eine Woge in ihm hochschoss, kniff die Augen zusammen, weil er nicht hinschauen konnte und öffnete sie erst wieder, als er einen dumpfen Fall vernahm.
Der Zombie lag am Boden. Auf den Rücken war er gefallen, hatte die Arme ausgebreitet und auch die Beine. Ansonsten rührte er sich nicht mehr. Bill hatte ihn ins untote Zentrum getroffen. Seine rechte Hand sank nach unten. Er spürte das Zittern der Glieder, atmete durch und hätte sich am liebsten hingesetzt, um sich für eine Weile auszuruhen.
Das konnte er sich nicht leisten. Mit noch etwas unsicheren Schritten ging er auf den Schreibtisch zu, wo Jason Printer rücklings auf der Platte lag. Er atmete unnatürlich kurz, nur stoßweise drang die Luft in seinen Mund.
Um den Bühnenmeister kümmerte sich Bill nicht, er beugte sich über Printer und erschrak.
Selbst bei dieser Beleuchtung war die fahle Blässe des Gesichts zu erkennen. Der Mann sah völlig unnatürlich aus und wirkte wie ein Sterbender.
Als Bill sich noch tiefer bückte, sah er das bläuliche Schimmern der Lippen.
Arzt war er nicht, trotzdem wusste er Bescheid. Der Mann litt unter einer akuten und schwerwiegenden Herzschwäche. Wahrscheinlich hatte er einen Anfall bekommen.
Röchelnd drangen Bill die Worte entgegen. »Im… im Mantel, die Tropfen. Schnell…«
Der Reporter zögerte keine Sekunde. Er hatte auch den Mantel gesehen. Von der Stuhllehne war er zu Boden gerutscht und hatte sich dort ausgebreitet.
Bill schleuderte das Kleidungsstück hoch, seine Hand fasste zuerst in die verkehrte Tasche, danach erst in die richtige, und er fand das kleine, braune Fläschchen mit dem hellen Etikett.
Bill war schon auf dem Weg zu Jason Printer, als er den verzweifelten Atemzug hörte.
Es war der letzte in Printers Leben. Als sich der Reporter über ihn beugte, war Jason Printer, der Chef von TTV, tot!
Mit einer behutsam anmutenden Geste stellte Bill Conolly das kleine Medizinfläschchen neben den Mann und drückte Printer die Augen zu. Es war der letzte Dienst, den er diesem Mann erweisen konnte. Es gab noch jemand, dem vielleicht geholfen werden musste. Bill kniete sich hin und
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