Totenkünstler (German Edition)
Menschen im Zimmer aufhielten, wie viele es waren und ob sie Waffen trugen. Sie mussten ihren Trumpf ausspielen: Überrumpelung durch Schnelligkeit.
Grimshaw sprengte das Schloss an der Tür mit einem einzigen Schuss. Scherben flogen durch die Luft, der Holzrahmen krachte. Noch bevor der Regen aus Glas und Holzsplittern zu Boden geprasselt war, hatte Fallon bereits die Tür aufgetreten und war ins Schlafzimmer gestürmt. Mit geübtem Blick erfasste er die Lage. Links ein begehbarer Kleiderschrank, direkt vor ihm an der Wand eine Doppelmatratze, rechts auf einer Kommode ein tragbarer Fernseher, auf dem Fußboden ein großer Spiegel mit Dutzenden Linien eines weißen Pulvers darauf, bei dem es sich nur um Kokain handeln konnte. Auf der Matratze, mit dem Rücken zu Fallon, kniete ein nackter Mann mit struppigem Pferdeschwanz. Das lustvolle Stöhnen der zierlichen Blondine, die vor ihm lag und ihm die Beine um die Hüften geschlungen hatte, verwandelte sich rasch in verschreckte Schreie. Sie war allerhöchstens achtzehn.
Der Mann drehte sich nicht einmal um. Die Beine des Mädchens noch um die Hüften, rollte er nach links und griff nach der Uzi, die neben der Matratze an der Wand lehnte.
Weit kam er nicht.
Fallon betätigte den Abzug seiner MP5, die Waffe gab ein einziges leises Keuchen von sich. Der Schuss traf den Mann in den Handrücken, als seine Finger nur noch wenige Zentimeter von der Uzi entfernt waren. Die Kugel zerschmetterte Knochen und Sehnen, eine Fontäne aus Blut schoss in die Luft und landete im Gesicht der Blonden.
Der Schmerzensschrei des Mannes klang wie das Aufjaulen eines verletzten Tieres. Er riss den Arm zurück und presste ihn sich an die Brust, wodurch noch mehr Blut auf das Mädchen und die Matratze tropfte.
»Bewegen ist keine gute Idee«, sagte Fallon. Sein Laser zielte genau auf den Hinterkopf des Mannes.
Mittlerweile war auch Grimshaw im Zimmer. Sein Laserzielgerät malte einen roten Punkt auf die Brust der Blonden. Vor lauter Konzentration merkte er nicht, wie hinter ihm die Tür des angrenzenden Badezimmers aufgestoßen wurde.
Der Gewehrschuss war ohrenbetäubend und traf Grimshaw direkt in den Rücken. Die MP5 flog ihm aus der Hand. Er wurde nach vorn geschleudert und ging zu Boden.
Fallon hatte die Gefahr bereits im Voraus gespürt und angefangen sich umzudrehen, aber er war nicht schnell genug. Wie in Zeitlupe sah er, wie eine Rauchwolke aus der Mündung der 12-kalibrigen Schrotflinte kam und Grimshaw in den Rücken getroffen wurde. Der Rest lief rein automatisch ab. Fallon war der beste Nahschütze der gesamten SWAT-Einheit des LAPD. Es war eine Situation, wie er sie schon in Tausenden von Simulationen und Hunderten von Einsätzen durchgespielt hatte.
Der Lauf der Flinte schwenkte zu ihm herum. Er sah dem Schützen eine Millisekunde lang in die Augen, zögerte jedoch nicht. Er feuerte zwei Schüsse ab. Beide Kugeln trafen die Zielperson im Abstand von wenigen Millimetern in die Mitte der Stirn, traten am Hinterkopf wieder aus und hinterließen dort ein Loch von der Größe eines kleinen Apfels. Gehirnmasse, Blut und Knochensplitter spritzten an die Wand.
Das Mädchen, das die Schrotflinte abgefeuert hatte, sah noch jünger aus als die Blonde, die unter dem Pferdeschwanz-Typen auf der Matratze lag. Ihr Gesicht wirkte so unschuldig wie das eines Kindes, mit Grübchen und Sommersprossen auf den Wangen. Als sie nach vorn auf die Knie sackte, war bereits alles Leben aus ihren traurigen, glasigen Augen gewichen. Trotzdem blieb ihr Blick starr auf Fallon gerichtet, bis sie schließlich vornüberkippte und zu Boden fiel.
Der Mann auf der Matratze nutzte den Zwischenfall, um erneut nach seiner Uzi zu greifen, doch da er seine linke Hand nicht benutzen konnte, musste er den gesamten Oberkörper herumdrehen und versuchen, sie mit der rechten zu packen. Seine Finger schlossen sich um die Waffe, aber aus der Position, in der er sich nun befand, konnte er nicht feuern. Um Fallon in der Schusslinie zu haben, musste er sich erst wieder in die andere Richtung drehen.
Er war nicht schnell genug. Kaum hatte er sich ein Stück bewegt, zielte Fallon bereits wieder auf ihn.
»Fallen lassen«, brüllte Fallon, doch der Mann kümmerte sich gar nicht darum. Mit einem Aufschrei des Zorns wirbelte er herum. Er wollte Blut sehen.
Erneut drückte Fallon ab, auch diesmal waren es zwei Schüsse. Beide trafen den Mann in die rechte Schulter, wo sie ihm Schlüsselbein und Schulterblatt zertrümmerten,
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