Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
Vom Netzwerk:
Küche an einem quadratischen Tisch saß. Er hatte einen Haufen kleiner, mit weißem Pulver gefüllter Plastiktütchen vor sich liegen und eine Uzi-Maschinenpistole in unmittelbarer Reichweite. Der Knall überraschte ihn, aber nach einer Schrecksekunde fuhr er von seinem Stuhl hoch und griff nach der Uzi. Er sah sich nach der vermeintlichen Bedrohung um, riss die Waffe hoch und krümmte den dicken Finger um den Abzug.
    » Qij ju! «, brüllte er auf Albanisch, als er den ersten Mann in Schwarz durch die Tür kommen sah. Er würde sich auf keinen Fall widerstandslos festnehmen lassen. Das Wort »aufgeben« gehörte nicht zu seinem Vokabular.
    Robinson wollte ihm zurufen, er solle die Waffe fallen lassen, erkannte die Gefahr aber gerade noch rechtzeitig. Die Augen des Albaners blitzten vor Wut und Entschlossenheit.
    Schießen oder erschossen werden.
    Ohne zu zögern, drückte Robinson ab. Seine Heckler & Koch MP5 Maschinenpistole hustete zweimal. Dank Schalldämpfer und Infraschallmunition war das Geräusch nicht lauter als das Niesen eines Babys. Beide Kugeln trafen den Albaner in die Brust. Er taumelte rückwärts, Blut färbte sein weißes T-Shirt rot. Er verzog vor Schmerz das Gesicht, als sein ganzer Körper von Muskelkrämpfen erfasst wurde. Sein Finger krallte sich um den Abzug der Uzi. Eine Salve löste sich, Kugeln schlugen hinter Robinson und Toro in Wand und Decke ein. Eins der Projektile verfehlte Toros Stirn nur um wenige Millimeter.
    Die Männer hatten Ken Sands’ Foto auf der Fahrt nach Pomona gründlich studiert. Sie waren sicher, dass sie ihn erkennen würden, trotz Bart und langer Haare.
    Der Mann in der Küche war jemand anders.

110
    Team Beta bestand aus Charlie Carrillo und Oliver Mensa. Sie waren durch die Vordertür ins Haus eingedrungen. Mensa war der Erste gewesen, der die barrikadebrechenden Geschosse abgefeuert hatte, folglich war Carrillo als Erster im Haus. Das Wohnzimmer war groß, aber spärlich möbliert – eine alte Couch, ein Esstisch für vier Personen, zwei Sessel und ein Fernseher auf einer Holzkiste. Auf der Couch saß mit Blick zur Tür ein großer dünner Mann mit blonden Haaren. Er schien high zu sein. Neben ihm lag eine Sig Sauer P226 X-Five Halbautomatik.
    Als er den Lärm hörte, machte der Mann einen Satz in die Höhe wie ein Esel, der versucht, seinen Reiter abzuwerfen. Im ersten Moment schien sein Blick leer und orientierungslos, doch dann war es, als hätte jemand einen Zauberstab vor seinem Gesicht geschwenkt, durch den er augenblicklich wieder klar im Kopf wurde. Sein Blick wurde scharf, und er machte Anstalten, nach seiner Waffe zu greifen.
    »O nein«, sagte Carrillo. Er hatte den roten Ziellaser seiner MP5 auf die Stirn des Mannes gerichtet. »Glaub mir, Freundchen, so schnell bist du nicht.«
    Die Hand des Mannes erstarrte mitten in der Bewegung, während er überlegte, was er tun sollte. Er wusste, dass eine hastige Bewegung ausreichte, um dafür zu sorgen, dass sein Gehirn quer übers ganze Wohnzimmer verteilt würde. In seinen Augen loderte die Wut.
    Mensa kam blitzschnell von der Tür herein. Noch während er mit gezogener Waffe das Zimmer nach weiteren Gefahren absuchte, trat er zum Dünnen und nahm die Sig Sauer P226 vom Sofa.
    »Auf den Boden, Hände auf den Rücken, sofort«, befahl Carrillo.
    Der Dünne rührte sich nicht.
    Carrillo machte einen Schritt auf ihn zu. Sie hatten keine Zeit zum Diskutieren oder dazu, Befehle zu wiederholen. Der Lauf seiner Waffe war nur noch Zentimeter vom Gesicht des Dünnen entfernt. Er packte ihn bei den Haaren und zerrte ihn zu Boden. Dann stemmte er ein Knie zwischen die Schulterblätter des Mannes, drückte sein Gesicht herunter und fixierte Hände und Füße mit speziellen Einweg-Fesseln aus Kunststoff.
    Die ganze Aktion hatte nicht einmal fünf Sekunden gedauert.
    » Qij ju, ju ndyrë derr! «, schrie der Mann, kaum dass Carrillo aufgestanden war und der Druck auf seinen Nacken nachließ. Er zappelte und wand sich wie ein Fisch auf dem Trockenen. Nützen würde es ihm nichts, egal wie stark er war.
    Carrillo warf einen Blick auf das Gesicht des Mannes.
    Es war nicht Ken Sands.

111
    Hunter fuhr nicht nach Pomona. Er hatte spontan beschlossen, stattdessen weiter seiner Spur nachzugehen. Seit dem Telefonat mit Garcia waren beinahe zwei Stunden vergangen. Die Fahrt hatte ihn zunächst nach Woodland Hills, in den südwestlichen Teil des San Fernando Valley, geführt und dann zu einem verlassenen Abbruchhaus am Rande von

Weitere Kostenlose Bücher