Totenkünstler (German Edition)
schneiden«, erklärte die Medizinerin. »Erst recht wenn die Klingen neu sind.«
»Wissen wir, ob das Opfer ein solches Messer im Haus hatte?«, wollte Garcia wissen.
»Wenn der Täter wirklich so ein Messer benutzt hat«, sagte Hunter, »dann kam es nicht aus der Küche des Opfers. Er hat es mitgebracht.«
»Woher willst du das denn wissen?«
»Wenn er das Amputationsinstrument nicht mitgebracht hätte, würde das doch darauf hindeuten, dass die Amputationen nicht geplant waren und der Täter unvorbereitet in Nicholsons Haus eingedrungen ist.«
»Und wenn unser Täter eins nicht war, dann unvorbereitet«, bekräftigte Dr. Hove. »Wo wir gerade davon sprechen: Um die Einzelteile seiner Skulptur zusammenzuhalten, hat der Täter nicht nur Draht benutzt, sondern auch ein superschnelles Haftmittel, wie Sekundenkleber.«
»Sekundenkleber?« Fast hätte Garcia gelacht.
Hove nickte. »Ideal für den Zweck – leicht aufzutragen, trocknet blitzschnell, klebt auch an der Haut und hat eine extrem starke Haftkraft. Aber eins will mir bei der ganzen Sache nicht in den Kopf: Dieser Mord war vollkommen sinnlos.«
»Sind nicht alle Morde sinnlos?«, konterte Hunter.
»Mag sein. Was ich damit sagen will, ist, dass es absolut überflüssig war, diesen Menschen zu töten.« Hove ging zu einer Tabelle an der Wand, auf der das Gewicht von Gehirn, Herz, Lunge, Leber, Nieren und Galle des Toten verzeichnet waren. Auf dem Tresen daneben lag ein Plastikbeutel, der mehrere Organe des Opfers enthielt. Sie griff danach und hob ihn hoch. »Der Krebs hatte seine Lunge so gut wie zerfressen. Er hätte vielleicht noch eine Woche gelebt, maximal zwei. Und eine solch umfassende Schädigung der Lunge bedeutet Schmerzen, starke Schmerzen. Er lag doch ohnehin schon im Sterben und musste enorm leiden. Warum ihn dann noch auf so eine bestialische Weise töten?«
Hunter und Garcia schwiegen.
Darauf hatten auch sie keine Antwort.
11
Der Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles County, Dwayne Bradley, war ein knallharter Mann, der keinerlei Nachsicht gegenüber Menschen zeigte, die auch nur mit dem Gedanken liebäugelten, das Gesetz zu übertreten. Er war einundsechzig Jahre alt, arbeitete seit dreißig Jahren für die Staatsanwaltschaft und war im Jahr 2000 zum Obersten Bezirksstaatsanwalt von Los Angeles gewählt worden. Nach seiner Vereidigung hatte er seinen Mitarbeitern gesagt, sie sollten furchtlos gegen das Verbrechen vorgehen und stets dafür sorgen, dass der Gerechtigkeit Genüge getan werde, koste es, was es wolle. Dwayne Bradley selbst lebte nach diesen Maximen.
Bradley war klein und bullig, und seine wenigen weißen Haare reichten gerade noch aus, um die Schläfen zu bedecken. Seine dicken Backen wurden feuerrot und fingen an zu beben, wann immer er sich über etwas ereiferte. Er hatte einen aufbrausenden Charakter, und wenn es Weltmeisterschaften im Gestikulieren gegeben hätte, wäre Dwayne Bradley definitiv ein Titelanwärter gewesen. Kurzum, er sah aus wie ein überspannter Mafiaboss, der beschlossen hatte, den Pfad der Tugend einzuschlagen.
An diesem Morgen fuhr er nicht wie sonst zu seinem Arbeitsplatz in der West Temple Street, sondern fand seinen Weg ins PAB und ins Büro von Captain Blake. Er war gerade fünf Minuten dort, als Hunter an die Tür klopfte.
»Herein«, rief Captain Blake von ihrem Schreibtisch.
Hunter trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Sie wollten mich sprechen?«
»Ich wollte Sie sprechen«, ließ Bradley aus einer Ecke vernehmen.
Falls Hunter sich über die Anwesenheit des Bezirksstaatsanwalts wunderte, wusste er dies gut zu verbergen. »Staatsanwalt Bradley.« Er grüßte den Mann mit einem höflichen Nicken, jedoch ohne Händedruck.
»Detective.« Bradley erwiderte die Geste.
Hunters Blick ging flüchtig zu Captain Blake, bevor er seine Aufmerksamkeit wieder dem Staatsanwalt widmete.
»Gut. Ich bin nicht gekommen, um Ihre oder meine Zeit mit irgendwelchen Kinkerlitzchen zu vergeuden.« Bradley kam gleich zur Sache. »Wir haben alle viel zu tun, das respektiere ich.« Er machte – aus reiner Gewohnheit – eine effektheischende Pause. »Derek Nicholson. Sie wurden in der Mordermittlung zum leitenden Detective ernannt. Eine Ermittlung, auf die ich im Übrigen höchstpersönlich ein Auge haben werde.« Er deutete mit einem Nicken zu einer Akte auf Captain Blakes Schreibtisch. »Ich habe Ihren ersten Bericht gelesen, Detective. Und ich habe die Bilder vom Tatort gesehen.« Bradley begann im
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