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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Menschen verlieren würden. Aber das hier …« Sein Blick zuckte kurz zur Akte und den Fotos auf Captain Blakes Schreibtisch. »Das übersteigt alles Vorstellbare.«
    Falls Bezirksstaatsanwalt Bradley sich eine Reaktion von Blake oder Hunter erhoffte, wurde er enttäuscht.
    »Barbara hat mir gesagt, dass Sie als Erstes sämtliche Straftäter überprüfen wollen, die Derek im Laufe der Jahre hinter Gitter gebracht hat«, sagte er nach einem kurzen Schweigen.
    »Ja, so was in der Art«, bestätigte Hunter.
    »Genau das wäre auch mein Ansatzpunkt. Vielleicht haben Sie ja doch kein Erbsenhirn.« Bradley öffnete die Knöpfe seines Sakkos, langte in die Innentasche, um eine Visitenkarte herauszuholen, und hielt sie Hunter entgegen. »Das ist meine beste Rechercheurin.«
    Hunter las den Namen auf der Karte: Alice Beaumont, Rechercheabteilung, Bezirksstaatsanwaltschaft von Los Angeles.
    »Wenn es darum geht, Details über andere Leute auszugraben, ist sie unschlagbar. Ein Computergenie. Sie hat Zugang zu sämtlichen unserer Archive – und diversen anderen Ressourcen. Alice findet jede Akte, die Sie im Zusammenhang mit Dereks alten Fällen brauchen könnten.«
    Hunter ließ die Karte in seiner Jackentasche verschwinden.
    »Ich hoffe, Sie sind nicht einer von den Männern, die Schiss vor Frauen haben, die schlauer sind als sie.« Bradley lächelte.
    Hunter lächelte zurück.
    »Also, was mir am meisten Magenschmerzen bereitet«, fuhr Bradley, nunmehr wieder todernst, fort, »ist Folgendes: Derek hat im Laufe der Jahre jede Menge Gesindel hinter Gitter gebracht. Verbrecher, die zum Großteil von Ihnen überführt wurden, Barbara.« Sein Blick schwenkte von Hunter zu Captain Blake. »Beziehungsweise von den Detectives Ihrer Abteilung. Der Vorgang ist simpel: Ihr schnappt sie. Wir bereiten die Anklage vor und machen ihnen den Prozess. Ein Richter hat den Vorsitz, und eine Jury aus zwölf Geschworenen fällt den Schuldspruch. Verstehen Sie, worauf ich hinauswill?«
    Captain Blake schwieg.
    Hunter nickte. »Wenn der Mord an Derek Nicholson eine Tat aus Rache war, dann ist er womöglich nur ein Glied in einer langen Kette.«
    »Korrekt.« Schweißperlen hatten sich auf Bradleys Stirn gebildet und brachten sie zum Glänzen. »Falls wir es hier wirklich mit einem Akt der Vergeltung wegen irgendeines alten Strafprozesses zu tun haben, dann sehen Sie bloß zu, dass Sie diesen Irren schnellstmöglich schnappen. Andernfalls … können wir uns auf weitere Leichen gefasst machen.«

12
    Während die Sonne heiß vom wolkenlos blauen Himmel schien, pustete die Klimaanlage kalte Luft in den Innenraum des silbernen Honda Civic, der soeben in westlicher Richtung auf die Interstate 105 eingebogen war. Eigentlich hätte die Fahrt nicht länger als fünfundzwanzig Minuten dauern dürfen, allerdings hatten Hunter und Garcia schon über eine halbe Stunde im Stop-and-go-Verkehr festgesteckt, und sie waren noch immer gut zwanzig Meilen von ihrem Zielort entfernt.
    Amy Dawson, die Krankenschwester, die Derek Nicholson wochentags betreut hatte, lebte mit ihrem Ehemann, zwei jugendlichen Töchtern und einem kleinen Kläffer namens Screamer in einem anderthalbgeschossigen Haus mit vier Zimmern. Das Haus lag in Lennox im Südwesten von Los Angeles in einer ruhigen Straße hinter einer Ladenzeile.
    Amy hatte ihre Stelle als Nicholsons Pflegerin wenige Tage nach dessen Krebsdiagnose angetreten.
    Als Garcia endlich in Amys Straße einbog, zeigte das Thermometer am Armaturenbrett eine Außentemperatur von einunddreißig Grad an. Er parkte am gegenüberliegenden Straßenrand, und sie wagten sich hinaus aus dem Wagen, hinein in die schwüle Hitze. Die Sonne brannte auf ihren Gesichtern.
    Das Haus sah alt aus. Regen und Sonne hatten die Farbe an Fensterrahmen und Tür verwittern lassen. Der Maschendrahtzaun, der das Grundstück umgab, war rostig und an mehreren Stellen verbogen. Dem kleinen Vorgarten hätte ein wenig Pflege gutgetan.
    Hunter klopfte dreimal, woraufhin aus den Tiefen des Hauses sofort aufgeregtes Hundegebell ertönte. Nicht das laute, tiefe Bellen, das einen Einbrecher in die Flucht geschlagen hätte, sondern ein hohes, nervtötendes Kläffen, von dem man innerhalb kürzester Zeit Kopfschmerzen bekam. Und Hunter hatte bereits Kopfschmerzen.
    »Sei still, Screamer«, rief eine Frauenstimme, und nach einer Weile verstummte der Hund. Eine Afroamerikanerin mit rundem Gesicht, katzenhaften Augen und Cornrows im Haar öffnete ihnen die Tür. Sie war

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