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Totenkünstler (German Edition)

Totenkünstler (German Edition)

Titel: Totenkünstler (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Carter
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Raum auf und ab zu marschieren. »In meinen dreißig Jahren als Staatsanwalt ist mir noch nie etwas Vergleichbares untergekommen – und mir ist schon einiges untergekommen, das können Sie mir glauben. Das war kein Mord, das war eine Gräueltat ohne Beispiel. Ein feiger, verabscheuungswürdiger Akt des Wahnsinns, begangen von einem Stück Abschaum, das nicht das Recht hat, sich als menschliches Wesen zu bezeichnen. Ich für meinen Teil will die Todesstrafe für diesen Dreckskerl. Verdammt, für so jemanden würde ich sogar eigens die Guillotine wieder einführen. Und lächelnd zusehen, wie sein Kopf rollt.« Bradleys Wangen hatten bereits ein wenig Farbe angenommen. »Und was zum Henker war dieses abartige Ding, das er am Tatort zurückgelassen hat?«
    Niemand antwortete.
    »Nun gut. Die Fotos zeigen mir einen vollkommen verwüsteten Tatort, und ich deute das als Folge eines Gewaltausbruchs unvorstellbaren Ausmaßes. Totaler Kontrollverlust. Nun behaupten Sie aber in Ihrem Bericht, das Ganze sei präzise geplant gewesen. Wollen Sie damit etwa sagen, der Killer hat geplant , die Kontrolle zu verlieren?«
    »Das hat er nicht«, sagte Hunter.
    Bradley zog die Brauen zusammen. »Was hat er nicht?«
    »Die Kontrolle verloren.«
    Bradley wartete, aber Hunter fügte nichts mehr hinzu. »Haben Sie eine Sprachstörung? Sind Sie in der Lage, vollständige Sätze zu bilden?«
    »Ja.«
    »Was, ja?« Bradley warf einen Blick zu Captain Blake, wie um zu fragen: Und das ist allen Ernstes der Mann, dem Sie die Ermittlungen anvertraut haben?
    »Ja, ich bin in der Lage, vollständige Sätze zu bilden.«
    »Na, dann mal frisch drauflos. Bilden Sie so viele, wie Sie möchten, und führen Sie bitte Ihre Behauptung von eben weiter aus.«
    »Welche Behauptung meinen Sie?«
    »Hier will mich ja wohl jemand verschaukeln!« In den Mundwinkeln des Bezirksstaatsanwalts sammelte sich Geifer. »Ihre Behauptung, der Killer habe nicht die Kontrolle verloren!«
    Hunter zuckte mit den Schultern. »Der Täter hat ein ungewöhnliches Werkzeug benutzt, um sein Opfer zu zerstückeln, möglicherweise ein haushaltsübliches elektrisches Tranchiermesser. Vorher hat er mit einem Filzstift die Schnittlinien an Armen und Beinen des Opfers vorgezeichnet. Bei mindestens einer Amputation hat er die Arterien mit Gefäßklemmen abgeklemmt, um ein zu rasches Verbluten des Opfers zu verhindern. Um seine Skulptur zu konstruieren, brauchte er mehrere Stücke Draht sowie ein ultrastarkes Haftmittel – Sekundenkleber. Und: Außer im Schlafzimmer wurde nirgends im Haus Blut gefunden.« Hunter überließ es Bradley, die entsprechenden Schlüsse zu ziehen.
    Dieser sah ihn mit verständnislosem Blick an.
    »Der Täter hat alles, was er brauchte, mitgebracht«, half Captain Blake ihm auf die Sprünge. »Er war bestens ausgerüstet. Außerdem war so viel Blut am Tatort, dass er hinterher über und über mit Blut verschmiert gewesen sein muss. Das Fehlen jeglicher Blutspuren im restlichen Haus weist darauf hin, dass er sich vor Verlassen des Schlafzimmers umgezogen hat. Wahrscheinlich hat er seine blutgetränkte Kleidung in eine Plastiktüte gesteckt.« Sie schob sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr. »Trotz des scheinbar chaotischen Tatorts hat unser Killer absolut nichts Chaotisches an sich, Dwayne. Die Tat war bis ins letzte Detail durchdacht.«
    Bradley holte tief Luft und fuhr sich dann mit der Hand über den Mund. »Derek war nicht nur ein Kollege, sondern auch ein Freund.« Sein Tonfall hatte sich schlagartig verändert. Auf einmal klang er, als richte er sein Eröffnungsplädoyer an die Geschworenen. »Wir kannten uns seit über zwanzig Jahren. Ich war oft zum Abendessen oder auf einen Drink bei ihm zu Hause, und er bei mir. Ich kannte seine Frau. Ich kenne seine Töchter. Ich bin der, der sie für die offizielle Identifikation ins Leichenschauhaus begleiten wird.« Ein Muskel in seinem Kiefer spannte sich an. »Sie wissen noch nicht über die sadistischen Einzelheiten des Mordes an ihrem Vater Bescheid. Sie wissen nichts von der Skulptur. Und ich bin mir nicht sicher, ob sie es je erfahren sollten. Das würde sie seelisch zugrunde richten.« Sein Blick glitt durch den Raum, bevor er erneut Hunter fixierte. »Derek war ein herausragender Staatsanwalt und hingebungsvoller Familienvater. Als man bei ihm vor ein paar Monaten Lungenkrebs im fortgeschrittenen Stadium festgestellt hat, waren wir alle sehr betroffen, weil wir wussten, dass wir einen außergewöhnlichen

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