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Totenkuss: Thriller

Totenkuss: Thriller

Titel: Totenkuss: Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uta-Maria Heim
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darauf erwischte es noch einen: Udo Winterhalter, Starautor und
ehemaliger Bräutigam der Tochter. Diesmal Kopfschuss, Mariabronn. Die Polizei
war gekommen, mehrmals, und Claudi, die Tochter, war ins Visier geraten. Karle
hat die Katze verschießen müssen, weil sie das Hirn gefressen hatte. Das alles
an Hitlers Geburtstag. Seitdem Funkstille, wobei das endgültige ballistische
Ergebnis offenbar noch ausstand.
    Das Wesentliche stand fest: Unbarmherzig richtete ein
Kriminaltechniker die Smith & Wesson 4 Zoll brüniert 4,5 Millimeter Diabolo
auf ein mit Wasser gefülltes Stahlbecken. Peng! Das stank. Der Kriminaler nahm
den Lärmschutz ab, fischte die Patrone aus dem Wasser und verglich sie mit dem
Projektil vom Tatort. Der präzise gearbeitete CO2-Revolver aus der Modellreihe
586/686 mit einer herausragenden Leistung und zehn Schuss war registriert auf
den Namen Karl Roth. Peng! Nix passierte. Die Akte lag zumals beim BKA. Damit
war der Fall erledigt. Der Kittel geflickt, denn von denen kam keiner mehr. Die
hatten anderes zu tun. Die Welt trieb eindeutig einem Wirtschaftskollaps
entgegen, es war nicht der erste, den Karle voraussah. Schon 1927, als
fünfjähriger Rotzlöffel, hatte er seine Mutter Qualberta, eine bigotte Bäuerin
aus dem verlausten Stall der Broghammer-Sippschaft, vor der Inflation gewarnt,
was ihm von seinem Vater Leopold, einem großherzigen, humorvollen,
lästerlichen, notorisch vorlauten Junghans-Gewerkschafter, ein Lob eintrug. Die
Wahrscheinlichkeit, dass im Mittleren Schwarzwald ein Mord aufgeklärt wurde,
war sowieso denkbar gering. Bei einem derart maulfaulen Menschenschlag kam
einfach nicht viel raus. Nicht mal der Fall mit dieser Arzttochter war gelöst
worden, als vor zwei Jahren endlich die Leiche identifiziert war, obwohl man
mit der DNA herumfuchtelte und sich großtat mit neuen Erkenntnissen. Das war
jetzt 24 Jahre her, das Verbrechen, und womöglich war auch damals schon der
Hahnke Olaf im Spiel gewesen. Wieso erfuhr man darüber nichts? Überhaupt waren
die Informationen aus dem ›Merkur‹ dürftig.
    »Hast du das gelesen?«, rief Karle und haute mit dem
Handrücken gegen die Zeitung, »der Hahnke Olaf ist aus Stammheim ausgebrochen.
Das ist doch dem Kernen Adolf sein Neffe, der, wo immer bei uns Kurgast war,
wenn ich es noch recht weiß. War schon als Kind kriminell. Hab verfolgt, wo die
dem den Prozess gemacht haben. Da wird die Sippschaft im Schramberg drunten
Muffesausen kriegen. Sind doch alle Schupos und nicht erst der Fritz. Schon der
Opa, der Vater vom Adolf. Der Kernen Josef, der alte Erz-Nazi. Erst
Ortsgruppenleiter, dann Chef der Schramberger Polizei. Das verwind ich nicht
mehr, wie das keiner mehr hat wissen wollen bis zuletzt. Wann ist der
gestorben, Mitte 90? Wie die seltmals alle zu der Beerdigung gesaut sind!
Geschieht ihm grad recht, dem Josef, wenn ein Serienmörder und Sadist ihm das
Grab schändet und die Ewige Ruhe versaut.«
    »Mach mal halblang«, sagte Marthel, setzte sich eine
markengefälschte Designerbrille auf, die ein Drittel ihres zugeschminkten
Gesichts vollverspiegelte, und nahm das Einkaufswägele. »Ich lauf hinüber zum
Edeka. Also ade.«
    Karle streckte den Kopf hoch, und sie beugte sich zu ihm
hinunter und gab ihm einen Kuss. Mit dem Sacktuch wischte er sich den
Lippenstift weg. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Halt dich da raus,
Karle. Der Schuss auf Claudis Terrasse ist die eine Sache. Aber wir sind doch
keine Serienkiller. Menschenskind! Ich weiß, du hast mit dem Josef noch eine
Rechnung offen. Bloß, der Olaf ist ein anderes Kaliber, und wir sollten mit
solchen Leuten nicht verkehren, auch wenn wir ihnen, wo sie noch Kind und
überall unwert waren, ein Gsälzbrot geschmiert haben.«
    Der rote Karle schob sich die Daumen unter die Hosenträger
und sinnierte. Selbst wenn er bei den Kernen auftauchte, der Hahnke Olaf würde
sich kaum zu ihm an den Küchentisch setzen und politisieren. Karle legte die
Zeitung zusammen. Zittrig stand er auf und griff nach seinem Kärrele, das unter
dem Fenster stand. Damit lief er hinaus in den Garten, wo mitten im
Schattenloch strotzend die noch fast kahlen Apfelbäume blühten. Auf einem
Balken unter dem Vordach hatte er seine kubanischen Zigarren versteckt. Er
griff nach dem flachen Kästlein, öffnete es und steckte sich eine in den Mund.
    »Du wirst dich umbringen«, sagte die Stimme, die er am
längsten kannte. »Aber vor dir geh

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