Totenmahl - Totenmahl - Death Dance
genehmigt?«
»Ja, Sarah argumentierte mit zwingenden Umständen, sodass wir jederzeit in die Wohnung können. Morgen früh ist der Ausguss in der Küche vielleicht blitzblank. Aber bevor ich auf die Klingel drücke - hat Jean ihm irgendein Geständnis abgeluchst?«
Ich war aus dem Zimmer gegangen, damit Jean mein Gespräch mit Mercer nicht mithören konnte. »Nicht genug, um ihn jetzt schon zu verhaften. Er streitet ab, etwas in ihren Drink getan zu haben. Er streitet ab, Sex gehabt zu haben. Sie war wirklich gut, aber dann bekam er die Flatter, als sie ihn zu sehr unter Druck setzte. Jetzt hängt alles von dir ab - und von dem, was du findest. Halt mich auf dem Laufenden. Viel Glück.«
Ich ging mit Jean in das Büro, wo Cara McDevitt wartete. Als Cara uns kommen sah, stand sie auf und nahm ihre Freundin in die Arme.
»Warum hat es so lange gedauert?«, fragte Cara weinerlich. »Ist alles in Ordnung?«
Jean nickte emotionslos und setzte sich auf einen Stuhl. »Es geht mir gut. Ich bin nur erschöpft. Ich habe gerade mit diesem perversen Schwein gesprochen -«
»Was?« Cara riss die Augen auf und schniefte.
»Kann ich jetzt mit ihr darüber reden, Ms Cooper? Schade, dass ich ihm nicht sagen konnte, was mir wirklich auf der Zunge lag.«
»Ich verspreche Ihnen, dass Sie dazu noch Gelegenheit bekommen werden. Für unsere Ermittlungen ist es besser, dass Sie sich an meinen Text gehalten haben. Sie haben ein paar sehr wichtige Punkte angesprochen, und ich weiß, wie schwer das war.« Ich lächelte anerkennend. »Natürlich können Sie Cara davon erzählen.«
Ein Detective würde sie ins Hotel bringen, wo sie sich ausruhen könnten. Ich wollte, dass sie in der Stadt blieben und in der kommenden Woche ihre Aussage vor der Grand Jury machten, sobald wir genügend Beweismaterial gesammelt hatten.
Ich ging ins Büro der Mordkommission, um meine Mappe zu holen und auf Mercer zu warten.
»Warum bist du so spät noch auf?«, fragte Mike. »Du siehst aus, als könntest du deinen Schönheitsschlaf gebrauchen.«
»Ich glaube, wir haben es mit einer Vergewaltigung nach Verabreichung von Drogen zu tun.«
Vergewaltigungen nach Verabreichung von Drogen oder Medikamenten gab es seit langem. In jedem zweiten film noir und Groschenroman der vierziger und fünfziger Jahre hatte man den femmes fatales etwas ins Getränk gemischt. Gelegentlich hatte eine Mata Hari selbst auf ähnliche Methoden zurückgegriffen. Als jedoch in den neunziger Jahren zahlreiche neue Designerdrogen auftauchten, machten sich Studenten, Kleinkriminelle und Profigangster einen Spaß daraus, ihren Dates Ecstasy und Seconal, Rohypnol und Gammahydroxybutrat in die Drinks zu mischen. Dieser Drogenmissbrauch führte nicht nur zu zahlreichen Sexualverbrechen, sondern konnte durch die Kombinationen der chemischen Substanzen in den Muskelrelaxantien Reaktionen auslösen, die von epileptischen Anfällen über komatöse Zustände bis hin zu Atemstillstand reichten.
»Warum gehst du nicht nach Hause?«, fragte Mike.
»Der Anruf lief nicht so gut, wie ich gehofft hatte. Der Kerl hat uns nicht viel verraten, also warte ich jetzt ab, womit Mercer zurückkommt. Gibt’s was Neues über Natalja?«
»Der Intendant der Met will es herunterspielen. Sie steht im Ruf, eine schreckliche Primadonna zu -«
»Sie ist eine Primadonna. Sie ist eine der besten Tänzerinnen der Welt. Julie Kent, Alessandra Ferri, Natalja Galinowa - alle drei sind überragende, begnadete Künstlerinnen. Was hat das mit ihrem Verschwinden zu tun?«
»Deine Freundin Talja hat einen launischen Charakter und ein lockeres Mundwerk. Nach dem zweiten Akt kam es offenbar zu einer Auseinandersetzung in ihrer Garderobe, sie stürmte davon und ward nicht mehr gesehen.«
»Ein Profi wie sie würde sich nicht einfach während der Vorstellung aus dem Staub machen.«
»Nein, nein, Coop. Sie hatte nur einen Auftritt. Es war ein Gala-Abend oder so ähnlich. Kein ganzes Ballett, nur Ausschnitte. Und sie war schon fertig.«
»Das ergibt mehr Sinn. Mit wem hatte sie sich gestritten?«
»Möglicherweise mit ihrem Liebhaber. Vielleicht -«
»Ihrem Liebhaber? Ihr Mann in London wird das nicht gern hören.«
»Vielleicht will der Direktor deshalb, dass wir es noch ein paar Stunden für uns behalten, für den Fall, dass sie wieder auftaucht.« Mike sah auf seine Notizen. »Achtunddreißig. Ziemlich alt für eine Tänzerin, oder? Sogar für eine Staatsanwältin.«
»Mach mich nicht älter als ich bin. Aber du hast
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