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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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während unseres letzten Falles vor meinem Urlaub passiert. Die Sache mit der Reederei an der Holtenauer Kanalschleuse.«
    Â»Davon haben Sie gar nichts erzählt! Ich meine die Sache mit Ihrer Ex«, sagte Hoyer verwundert.
    Â»Warum sollte ich?« Malbek lachte auf. »Es hatte ja nichts mit dem Fall zu tun. Nur mit mir. Ich sehe, dass Ihnen jetzt noch tausend Fragen einfallen. Aber für heute ist es erst mal genug.«
    In ihrem Gesicht entdeckte Malbek die Spur eines Lächelns.

3
    Als Rechtsanwältin und Notarin Laura Bordevig morgens in ihrer Kanzlei an ihrem Schreibtisch saß, sah sie wie immer zuerst auf ihren Terminkalender für den heutigen Tag und dann kurz in die Akten, die die Gehilfin ihr auf dem Schreibtisch bereitgelegt hatte.
    Die erste Akte brauchte sie für die heutige mündliche Verhandlung beim Landgericht Schleswig. Es ging um ein privates Darlehen. Beweisaufnahme. Sieben Zeugen waren geladen worden. Es würde sicher bis in den späten Nachmittag dauern. Sie sah noch einmal in ihre Notizen, die oben in der Akte abgeheftet waren. Nach dem Termin hatte sie sich mit dem Anwalt der Beklagten zum Essen verabredet. Sie wollten eine Taktik für einen gemeinsamen Strafgerichtstermin besprechen, der nächste Woche vor dem Amtsgericht Meldorf stattfinden würde. Dies betraf die zweite Akte, die vor ihr lag. Der junge Kollege Kohlmorgen würde ihr wie immer Komplimente machen und dabei einen roten Kopf bekommen. Sie war Vertreter des Nebenklägers, des Opfers, ihr Kollege Verteidiger des wegen schwerer Körperverletzung Angeklagten. Sie wollte eine Basis für eine finanzielle Lösung finden, eine Entschädigung für die Verletzungen, die ihr Mandant bei der Messerstecherei auf einem Schrottplatz als Unbeteiligter erlitten hatte. Morgen würde sie den Staatsanwalt anrufen, ihm von den außergerichtlichen Verhandlungen berichten und gleichzeitig signalisieren, dass nach ihrem Eindruck das Geld an ihren Mandanten nur fließen würde, wenn sich das von der Staatsanwaltschaft im Termin beantragte Strafmaß im unteren Bereich einer Bewährungsstrafe bewegen würde. Sie als Vertreter des Nebenklägers, also des Opfers, würde sich diesem Abschluss der Sache nicht durch Einlegung von Rechtsmitteln sperren. Also eine milde Bewährungsstrafe für den Angeklagten gegen Zahlung eines Mindestbetrages an ihren Mandanten. Der Staatsanwalt würde dies dann wie immer dem Richter vorab signalisieren. Sie kannte den Richter seit dem Studium. Alles würde im Termin nächste Woche über die Bühne gehen, im buchstäblichen Sinne.
    Sie sah auf die Uhr. Es war noch Zeit, den Kaffee auszutrinken und in die Zeitung zu sehen.
    Sie überflog die erste Seite mit den internationalen Meldungen, so wie sie Schriftsätze oder außergerichtliche Schreiben der gegnerischen Rechtsanwälte überflog, um die Tendenz zu erfassen. Schlagworte, Bewertungen, Füllwörter, ein Muster, das sich in immer neuen Variationen wiederholte, schnell zu erfassen wie ein Blick in das Gesicht eines Menschen. Auf der dritten Seite wurde vom Widerstand gegen den Ausbau des Industriehafens am Kanal bei Rendsburg berichtet. Statements aus Wirtschaft und Politik. Und ein Kommentar zu den neuen Öffnungszeiten an Feiertagen in den Ostseebädern.
    Darüber die Schlagzeile:
    Mann in Wohnwagen erschlagen
    Ein fünfspaltiger Bericht.
    â€¦ Campingplatz an der Eckernförder Bucht …
    Der 52 - jährige Peter Arens war …
    Peter Arens!
    Sie sah erschrocken zur Tür auf und faltete die Zeitung zusammen. Wenn jetzt jemand anklopfen und sofort danach, wie üblich, ins Zimmer treten würde, könnte die Person möglicherweise erkennen, welche Seite sie gerade aufgeschlagen hatte. Sie hatte diesen Moment oft genug in Gedanken durchgespielt.
    Sie griff zum Telefon und sagte der Rezeptionskraft, dass sie die nächste halbe Stunde nicht gestört werden wollte. Sie fragte mit möglichst neutraler Stimmlage nach, ob in einer bestimmten Sache heute auch wirklich keine neuen Schriftsätze oder Schreiben im Gerichtsfach oder Postfach gewesen seien. Während des Telefonats mit der Rezeptionskraft raschelte Laura Bordevig mit Papier.
    Jetzt hatte man vorn den Eindruck, dass sie tatsächlich an dieser Sache arbeitete. Sie legte auf. Sie wusste, wie man dort alles verfolgte, was hier in ihrem und dem Arbeitszimmer ihres Mannes vor sich ging

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