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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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erschöpft aus.
    Â»Hier ist meine Visitenkarte mit Telefonnummer, Frau Arens, Sie können mich jederzeit anrufen.« Er reichte Storm auch eine. »Herrn Storm gebe ich auch eine. Damit er mich anrufen kann, falls ihm noch etwas Wichtiges einfällt.« Er nickte ihm zu. Malbek würde ihn noch von den Neumünsteraner Kollegen vernehmen lassen.
    Â»Ich muss Ihnen noch etwas zeigen«, sagte Lisbeth Arens. Sie erhob sich langsam, bückte sich, öffnete eine Tür des Wohnzimmerschrankes und holte ein Album heraus, aus dem Fotos herausfielen. Storm hob sie auf und legte sie wieder in den Schrank zurück. Sie setzte sich in ihren Sessel, blätterte suchend und zog schließlich ein großes Foto heraus, das einen auf dem Bauch liegenden Säugling auf einer bunten Decke zeigte, der aufmerksam und ernst etwas betrachtete, was links neben dem Fotografen stand. Sie nahm das Foto in beide Hände, hielt es hoch und zeigte es Malbek wortlos. Es erschien Malbek wie eine stumme Anklage. Er beugte sich vor, ließ sich das Foto reichen und betrachtete es. Jetzt sah er, dass hinter dem ernsten Säugling Peter Arens ein kleines Stoffpferd mit Bart an die Wand gelehnt stand. Der Bart sollte aus dem Pferd wohl eine Ziege machen. Es war eine Dekoration, die dem Foto eine fröhliche Note geben sollte, weil damals irgendetwas Trauriges, Unsichtbares die Situation beherrschte.
    Â»Wo ist das Foto gemacht worden?«, fragte Malbek.
    Â»In dieser Wohnung«, sagte sie. »Ich habe es gemacht. Von meinem Sohn. Meinem einzigen Kind.« Sie beugte sich vor und streckte die Hand nach dem Foto aus. Er gab es ihr zurück.
    Â»Glauben Sie, dass Sie den Mörder finden werden?«, fragte sie.
    Â»Das ist mein Beruf. Und bisher habe ich alle Mörder, nach denen ich gesucht habe, gefunden und überführt.«
    Sie seufzte nur und klappte das Album zu. Als Uwe Storm es ihr abnehmen wollte, zog sie es mit einer abrupten Bewegung weg und legte es ohne seine Hilfe wieder in den Schrank.
    Malbek erhob sich.
    Â»Ich finde allein raus«, sagte er. Aber sie ging voraus zum Flur.
    Als sie in der offenen Tür standen, suchte Malbek nach Worten.
    Er hatte ihr nicht sein Beileid ausgesprochen, als sie ihm die Tür geöffnet hatte. Er hielt es für falsch und verlogen. Früher, ganz zu Anfang seiner praktischen Ausbildung, als man ihn einmal fragte, ob er eine Todesnachricht überbringen würde, als man wusste, dass er der Sohn eines Dompastors war und ihn für »prädestiniert für diesen Job« hielt, wie es damals ein Vorgesetzter ausdrückte, da hatte er funktioniert und den »Job gemacht«. Das erste und einzige Mal hatte er dieses »Beileid« ausgesprochen, gleich als die Tür aufging. Dieses Wort, mit dem die Angehörigen nichts anzufangen wussten.
    Â»Ich weiß nicht, was ich sagen soll, aber … ich werde alles tun, was in meinen Kräften steht«, sagte Malbek.
    Â»Ich bete für Sie«, antwortete sie.

7
    Er setzte sich in seinen Wagen und rief die Handynummer der Krankenschwester an, die man ihm bei der AWO gegeben hatte. Es stellte sich heraus, dass sie nur etwa hundert Meter vor ihm geparkt hatte. Trotzdem stieg er nicht aus, um sie zu begrüßen, sondern informierte sie nur telefonisch, dass er leider sofort weitermüsse und dass es besser sei, bei Frau Arens nach dem Rechten zu sehen. Uwe Storm sei auch etwas blass um die Nase. Der Schock komme ja meist später. Sie würde sich darum kümmern, sagte sie und wünschte ihm viel Erfolg bei den Ermittlungen.
    Ihm fiel ein, dass er sich die Fotoalben und sonstigen Fotos bei Mutter Arens durchsehen sollte. Aber er vermutete, dass es auf den Fotos von Peter Arens wenig Freunde oder Bekannte geben würde. Geschwister gab es nicht, auch keine lebenden Onkel und Tanten, keine Kinder. Einen Moment lang nahm Malbek an, dass der Täter sein Opfer nur nach diesen Kriterien ausgesucht hatte. Das ideale Opfer wäre ein Mensch ohne Eigenschaften und Verwandte, der in seinem Leben keine Spuren hinterlassen hatte. Dann wäre es kein Zufallsmord gewesen, sondern die Tat eines Geisteskranken. Was die Sache nicht einfacher machte. Eine Tat ohne Motiv.
    Kein Handy, kein Computer oder Ähnliches. Keine Verwandten, nur sogenannte Kumpels auf einem Campingplatz, deren Alkohol- oder Drogenspiegel eine Mindesthöhe haben muss, damit sie nicht als zitterndes Menschenbündel in der Ecke

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