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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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auf, Frau Arens in Neumünster zu besuchen«, sagte Malbek, griff nach seiner Umhängetasche, stand auf und ging langsam zur Tür. »Ich hoffe, ich finde jemanden von der AWO , der mich begleitet. Und einen Arzt, der draußen wartet.«
    An der Tür blieb Malbek stehen und sah nachdenklich auf die leer geräumte Wand. »Wie hat Lüthje das eigentlich gemacht?«
    Â»Was?«, fragten Hoyer und Vehrs gleichzeitig.
    Â»Na, als ich im Urlaub war, hat er doch mit Ihnen diesen komischen Fall in der Nähe vom Laboer Ehrenmal gehabt. Wo hat er die Ermittlungsergebnisse ausgebreitet?«
    Â»Gar nicht«, sagte Hoyer.
    Â»Er hat alles im Kopf gehabt«, sagte Vehrs, »und sich in Laboe verkrochen. Und zum Schluss hat er uns gnädigerweise verraten, wo das Tatwerkzeug versteckt war.«
    Â»Typisch Lüthje. Also schlimmer als ich.«
    Â»Nur ein klitzekleines bisschen schlimmer als Sie«, sagte Hoyer und kringelte dabei mit einem Finger in ihren Locken im Nacken.
    Â»So genau wollte ich es nicht wissen«, sagte Malbek, schroffer, als er es wollte.

6
    Malbek hatte sich auf der Fahrt nach Neumünster von der Zentrale mit dem sozialen Dienst der Stadt verbinden lassen. Dort sagte man ihm, dass Frau Lisbeth Arens vom Pflegedienst der Arbeiterwohlfahrt betreut würde. Er fuhr in die Zentrale der AWO in der Schillerstraße, in der Nähe des Bahnhofs. Ein Büroangestellter sagte ihm nach einem Blick auf seinen Computerbildschirm, dass Frau Arens täglich von zwei jungen Männern des Bundesfreiwilligendienstes abwechselnd betreut würde. Malbek selbst hatte nach seiner Kriegsdienstverweigerung »Zivildienst« geleistet, bei dem er auch im Pflegedienst tätig gewesen war.
    Malbek rief vom Bürotelefon der AWO den Hausarzt an und schilderte ihm die Situation. Der Arzt äußerte Bedenken und wies auf das schwache Herz seiner Patientin hin. Schließlich einigten sie sich darauf, eine Krankenschwester des Pflegedienstes mitzunehmen, die erste Maßnahmen treffen konnte, falls etwas passierte. Ein Rettungswagen wäre in diesem Fall auch schnell vor Ort. Da die Krankenschwester gerade im Stadtgebiet unterwegs war, vereinbarten sie, dass sie sich an der Adresse von Frau Arens treffen würden.
    Ein paar Minuten später saß Malbek mit dem Freiwilligen Uwe Storm, der Frau Arens mindestens viermal die Woche betreute, im Dienstwagen, der Malbek zu Lisbeths Arens’ Wohnung lotste.
    Â»Wie wollen Sie es ihr sagen?«, fragte Storm.
    Â»Das weiß ich noch nicht«, log Malbek. Aber warum sollte er dem jungen Storm die schweren Gedanken erleichtern? Malbek hatte sich während der Fahrt von Kiel bis Neumünster darüber Gedanken gemacht. Es war nicht das erste Mal, dass er so was machte, aber es war immer anders. »Einer muss es ihr ja sagen«, fuhr Malbek fort. »Wollen Sie es tun?«
    Â»Nein, das kann ich nicht«, sagte Storm entschieden und kaute auf seinen Lippen herum, bis sie direkt vor dem Haus einen Parkplatz fanden. Die kleine Wohnung lag im zweiten Stock eines Altbaus an der Feldstraße.
    Â»Guten Tag, Frau Arens, ich war ja heute Morgen schon bei Ihnen«, sagte Storm, als sich die Wohnungstür öffnete. »Hier ist ein Herr Malbek aus Kiel, der gerne mit Ihnen sprechen möchte. Dürfen wir reinkommen?«
    Frau Lisbeth Arens war eine kleine siebenundsiebzigjährige Frau mit einem runzeligen Gesicht voller Altersflecken und großen Augen, die Malbek ängstlich ansahen. Ihre dichten grauweißen Haare fielen etwas zerzaust über die Schläfen, der Rest war sorgfältig zu einem Dutt zusammengesteckt, der schwer am Hinterkopf herunterhing. Sie trug einen selbst gestrickten dunkelgrünen Pullover mit dunkelgelben und braunen Querstreifen, darüber eine hellbraune Strickweste mit eigenwillig gestaltetem Treppenmuster. Ihr dunkelroter Rock war ebenfalls gestrickt.
    Â»Sie sind von der Polizei, nicht wahr?«, stellte sie fest. Sie sprach langsam, mit einem Dialekt, den Malbek als Ostpreußisch oder Schlesisch empfand. Sie musste damals auf der Flucht noch ein kleines Mädchen gewesen sein.
    Â»Ja, Frau Arens, ich bin Kriminalhauptkommissar Malbek aus Kiel.«
    Â»Na, denn kommen Sie mal rein.« Sie drehte sich um und ging, auf dem linken Bein leicht hinkend, voraus. Vom Flur gingen rechts zwei verschlossene Türen ab. Links war eine offene Tür, in die Malbek einen kurzen Blick warf. Es war

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