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Totenmal

Totenmal

Titel: Totenmal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dietmar Lykk
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hat Ihnen gesagt, für wann er seinen Besuch bei ihr angekündigt hatte?«, fragte Malbek.
    Sie schien die Zweifel in Malbeks Gesicht bemerkt zu haben und setzte hinzu: »Ich sagte Ihnen doch, meine Großmutter hat mich verstanden. Außerdem war es der einzige Weg für sie, den Kontakt zu mir aufrechtzuerhalten.«
    Â»Und Sie konnten Ihre Großmutter sehen.«
    Â»Es hat ja auch geklappt!«, sagte sie wie befreit. Sie glaubte, Malbek überzeugt zu haben.
    Â»Aber es war ein großes Risiko«, entgegnete Malbek. »Sie mussten doch auch damit rechnen, dass er unangekündigt bei ihr vor der Tür stand!«
    Â»Deshalb habe ich viele Straßen weiter geparkt. Deshalb habe ich mich immer vorher mehrfach mit meiner Großmutter telefonisch abgesprochen. Und mein Vater ist nie gekommen, ohne sich vorher telefonisch anzukündigen. Er wollte nicht, dass während seines Besuches jemand vom Pflegedienst dabei ist. Also ist er nur zu Zeiten gekommen, in denen meine Großmutter denen vom Pflegedienst gesagt hat, eine Freundin komme sie besuchen, und sie wollten ihre Ruhe haben. Das haben die respektiert. Die angeblichen Freundinnenbesuche hat sie also zwischen meinem Vater und mir aufgeteilt.«
    Â»Was hätten Sie gemacht, wenn Sie ihm plötzlich im Treppenhaus Ihrer Großmutter begegnet wären? Zufällig oder weil ihm jemand eine Information gegeben hatte … er Ihnen … ja, auflauerte.«
    Â»Ich wäre weggelaufen …« Sie hielt inne und dachte nach. »Einmal war er gerade da, als ich bei meiner Großmutter anrief …«
    Â»Woran haben Sie das gemerkt?«
    Â»Meine Großmutter hat gesagt, dass sie zurückrufen würde, und dass sie noch lindblaue Wolle brauchen würde.«
    Â»Was?«
    Â»Das hatten wir so vereinbart. Sie hat ihm dann gesagt, dass es ein Anruf von ihrer Strickgruppe war. Und die Farbe konnte sie variieren. Wenn es öfter vorkam.«
    Â»Wer hat sich das ausgedacht?«
    Sie sah Malbek gequält an. »Ich.«
    Â»Wer wusste noch von Ihren Besuchen?«
    Â»Mein Mann.«
    Â»Und was sagte er dazu?«
    Â»Er hat es akzeptiert. Es war ja schon vor unserer Ehe so.«
    Â»Was macht Ihr Mann beruflich?«
    Â»Er hat eine kleine Bautischlerei. Also Treppen und Türen, speziell bei Renovierungen und Restaurierungen alter Bauernhäuser. Aber auch Schränke, Regale, Stühle und so weiter«, sagte sie eifrig.
    Eine akustische Visitenkarte, dachte Malbek. »Also kein Polizist.«
    Â»Nein.« Sie versuchte ein Lächeln. »Ich hab es vermeiden können. Entschuldigung. Ich hoffe, Sie verstehen, was ich meine.«
    Â»Natürlich. Wenn beide Ehepartner zu verschiedenen Zeiten Nachtdienst haben und Wochenenden opfern müssen, wird es in unserem Berufsstand schwierig. Ich habe auch Glück gehabt«, sagte Malbek. Halb gelogen, dachte er. Er hatte das zweifelhafte Glück, gerade keine Partnerin zu haben.
    Â»Sprechen Sie mit Ihrer Großmutter über Eheprobleme?«, fragte er.
    Â»Das muss ich Ihnen nicht sagen«, sagte sie trotzig.
    Â»Doch, das müssen Sie. Wieso wollen Sie nicht darüber sprechen? Was ist daran so schlimm, seine Großmutter über die eigenen Eheprobleme ins Vertrauen zu ziehen? Großmütter haben manchmal eine besondere Lebensweisheit …«
    Â»Ich wüsste nicht, was das mit dieser Sache …«
    Â»Mit dem Mord an Ihrem Vater, meinen Sie? Ich muss mir ein Bild von dieser Situation machen. Haben Sie das in Ihrer Ausbildung nicht gelernt?«
    Â»Doch. Ich … ich habe mit meiner Großmutter auch darüber gesprochen.«
    Â»Worüber? Über Ihre Ehe?«
    Â»Ãœber diese Situation. Und dass es manchmal schwierig für meinen Mann ist … war, dem zuzusehen. Er hat sich natürlich Sorgen gemacht. Er hatte Angst um mich.«
    Â»Das glaub ich gern. Wie viele Jahre lief das so?«
    Â»Na ja, seit ich ihn nicht mehr sehen wollte.«
    Â»Das ist wie lange her?«
    Â»Ãœber zwölf Jahre.«
    Â»Und das haben Sie immer mit Ihrem Dienstplan in Einklang bringen können?«
    Â»Mit etwas Mühe … ja.«
    Â»Ich nehme an, dass Sie bisher keine Details vom Mord erfahren haben.«
    Â»Woher? Mir hat keiner was gesagt. Und in der Zeitung hat auch nichts gestanden.«
    Â»In den Schleswiger Nachrichten nicht. Aber es stand heute einiges in der Eckernförder Zeitung.

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