Totenmal
die Küche, in der sie wohl gesessen hatte, als sie an ihrer Wohnungstür geklingelt hatten. Er sah einen Küchenschrank aus den fünfziger Jahren, auf dem Eingemachtes in kleinen Gläsern stand, dazwischen ein groÃer Strauà Erika in einem viel zu kleinen braunen Topf. Links daneben ein Kühlschrank, wie eingeklemmt zwischen Wand und Küchenschrank. Auf dem Kühlschrank eine altgelbe Mikrowelle, darauf ein hoher grüner Einwecktopf. Es roch nach paniertem Fischfilet mit Gurkensalat. Uwe Storm huschte plötzlich an Malbek vorbei, öffnete den Kühlschrank, sah zum Fenster und verlieà die Küche wieder.
Im Wohnzimmer setzte Frau Arens sich auf das Sofa und sah die beiden Männer schweigend an, die im Wohnzimmer vor ihr standen.
»Sie haben wieder nichts getrunken«, sagte Uwe Storm vorwurfsvoll zu Frau Arens. »Weder das Wasser im Kühlschrank noch das auf dem Fensterbrett.«
Sie antwortete nicht und sah Malbek an.
»Dürfen wir uns setzen, Frau Arens?«, fragte Malbek.
»Ja, nehmt Platz«, sagte sie, als ob zwei kleine Nachbarjungs vor ihr stünden, die ihr das Küchenfenster mit einem Ball zerschmettert hätten.
»Frau Arens, wieso wussten Sie, dass ich Polizist bin?«
»Ich habe im Radio von dem Mord in Eckernförde gehört. Auf dem Campingplatz. Und was die sonst noch so davon erzählten.«
»Ihr Sohn hatte doch einen Stellplatz auf einem Campingplatz bei Eckernförde gemietet. Stimmt das?«, fragte Malbek. Er hatte sich in dem Sessel vorgebeugt und die Hände zwischen den Knien gefaltet.
»Was ist mit Peter?«, fragte sie leise und sah auf Malbeks gefaltete Hände.
Malbek bemerkte, wie Uwe Storm ihn von der Seite ansah.
Sie wandte sich Uwe Storm zu. »Uwe, was ist mit Peter? Er ist tot, nicht wahr?«
»Ja, Frau Arens, er ist tot«, sagte Uwe Storm mit heiserer Stimme. Ihm standen Tränen in den Augen.
»Was ist passiert?«, fragte sie Malbek.
»Er ist tot in seinem Wohnwagen aufgefunden worden. Wir haben festgestellt, dass er erschlagen wurde.«
Sie sah ihn an, dann senkte sie die Augen.
»Wussten Sie, dass er auf dem Campingplatz wohnte?«, fragte Malbek.
»Wo ist er jetzt?«, fragte sie, ohne ihren Blick zu heben.
»In Kiel, in der Gerichtsmedizin.«
»Ich möchte ihn noch einmal sehen.«
»Er sieht anders aus, Frau Arens. Besprechen Sie es mit Herrn Storm. Oder einer Krankenschwester.« Er sah Uwe Storm an. Der kämpfte um Fassung und sah elend aus. Wenn Malbek gegangen war, würde er die Krankenschwester in die Wohnung schicken, die unten in ihrem Wagen wartete, damit sie sich um beide kümmerte.
»Darf ich Ihnen noch eine Frage stellen, Frau Arens?«
»Sie müssen es ja, nicht wahr? Sie wollen doch den Mörder finden.«
»Sie wussten also, dass er in Eckernförde in einem Wohnwagen lebte?«
»Er hat es mir gesagt.«
»Haben Sie mit jemandem darüber gesprochen?«
Sie überlegte einen Moment. »Mit Herrn Storm. Und Herrn Windlocha«, sagte sie.
»Windlocha?«, fragte Malbek.
»Das ist mein Kollege«, sagte Uwe Storm.
»Er ist auch über Ihre Dienststelle zu erreichen?«
»Ja«, sagte Uwe Storm ängstlich. Wahrscheinlich wurde ihm gerade klar, dass »die Sache« für ihn nicht ausgestanden war, wenn der Kommissar die Wohnung verlieÃ. So hatte er sich das nicht vorgestellt.
»Haben Sie ihn dort besucht?«
»Wir hatten darüber gesprochen. Wir wollten am Strand spazieren gehen. Am Meer.«
»Wie oft hat er Sie besucht?«
Sie sah Uwe Storm an.
Als der ansetzte, etwas zu sagen, unterbrach sie ihn. »Jeden Monat«, sagte sie fest. »Und zu allen Feiertagen. Und Weihnachten.«
Uwe Storm nickte und sah Malbek an. Eine Bestätigung sollte das sein. Auf die Malbek nichts gab. Wer weiÃ, was er alles bestätigen würde, nur um hier schneller rauszukommen. Storm war leichenblass.
»Hatte Ihr Sohn Feinde?«, fragte Malbek.
»Die Welt ist voller Feinde«, antwortete sie.
Das sollte wohl ein Ja sein.
»Kennen Sie Namen?«
Sie schüttelte den Kopf. »Die Namen hat er mir nie gesagt.«
Aber von ihnen erzählt.
»Und Freunde? Hatte er Freunde?«
»Er wusste es nicht.«
So ähnlich war es Malbek in seinem Leben oft gegangen. AuÃer Lüthje und seiner eigenen Tochter gab es da niemanden.
Malbek erhob sich. Frau Arens sah
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