Totenmesse
tiefblaue Wasser funkelte. Ãberstrahlte jede Ansichtskarte.
Sie legte die Hand auf seine Brust. Er spürte, wie sich sein Herzschlag in ihre Hand fortsetzte.
Sie drückte ihn nach hinten, legte ihn auf den Rücken ins Gras und begann langsam, sein Hemd aufzuknöpfen.
Als er ihre Worte hörte, dachte er, dass er trotz allem zu Hause war: »Mach mich platt, groÃe Dampfwalze.«
Und der Himmel war völlig blau.
Klarblau.
51
Sonntag, den 11. Oktober 1942,
acht Uhr zwanzig abends
Man hat mir erlaubt zu schreiben. Es werden meine letzten Sätze sein. Und das ist gut, es ist richtig. Ich bin vollkommen ruhig. Das Exekutionskommando ist bereit. Sie müssen nur noch mit dem Essen fertig werden. Zajtsev überwacht sie. Manchmal sieht er zu uns herüber, aber er spricht nicht mit uns. Er wartet ein wenig unruhig darauf, dass ich mit dem Tagebuch fertig werde, damit er es in den Umschlag legen kann, den er an Maxims Sohn Fjodor in Moskau schicken wird. Ich hoffe, Zajtsev versteht irgendwann die Bedeutung dessen, was er tut.
Ich sterbe in der ruhigen Gewissheit, dass die zweite Hälfte unseres Jahrhunderts anders sein wird.
Man wird verstehen, was die fossilen Brennstoffe die Welt kosten. Niemals wird man eine ganze Weltökonomie auf Ãl gründen können. Was wir der Welt gegeben haben, wird eine Alternative sein.
Ich werfe einen Blick auf Maxim. Er lächelt. Ich sehe, dass er genauso fühlt wie ich. Das Pfund, das wir von dir, Gott, an den ich nicht glaube, erhalten haben â wir haben es schlieÃlich verwaltet. Wir haben der Welt ein Geschenk gemacht, an das sie glauben kann.
Ich weiÃ, es wird gern angenommen werden.
Die Welt hat einen klarblauen Himmel verdient.
Ich verlasse dich jetzt, Gott, an den ich nicht glaube, und ich verlasse dich, mein Sohn, dem ich nie begegnen werde. Ich glaube immer noch, dass du Achim heiÃt. Ich weià immer noch nicht, warum.
Ich verlasse euch alle.
Und was immer man von mir sagen kann, ich habe ein Erbe hinterlassen.
Ich beantworte Maxims Lächeln.
Es ist ein Lächeln, das an die Zukunft glaubt.
Das Exekutionskommando hat fertig gegessen und steht auf. Sobald ich den Schlusspunkt gesetzt habe, übergebe ich das Tagebuch der Zukunft.
Ihr werdet euch seiner annehmen.
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