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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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und Pferd und köstlichem Leben. Wind kühlte mein schweißnasses Gesicht. Eiskügelchen stachen mir in die Wangen und prallten von Schultern und Kopf ab.
    Ich wischte mir Tränen aus den Augen und schaute zu Tawny hinunter. Sie saß mit überkreuzten Beinen auf dem Eis, nackt, weinend und schaukelnd wie ein verängstigtes Kind.
    Ich drehte mich zum Haus um.
    Rauch quoll aus einigen Fenstern und stieg in einer Säule aus der eben geöffneten Haustür. Durch den Zufluss frischer Luft breiteten die Flammen sich jetzt sehr schnell aus. Ansonsten kein Hinweis auf den Albtraum, der sich da drinnen abgespielt hatte.
    Meine Brust erstarrte mitten im Atemholen.
    Ich lauschte.
    Keine Sirenen.
    Es kam niemand! Anne hatte nicht angerufen! Niemand hatte es!
    Ich riss mir die Hand vor den Mund.
    Anne! Konnte sie noch am Leben sein? »Q« hatte von drei Leichen in der Asche gesprochen. War Anne noch drinnen?
    Ich rannte zur Veranda, packte meine Jacke, lief zurück, kauerte mich hin und wickelte Tawny ein. Graupel rieselte über das Nylon.
    »Hast du noch eine andere Frau im Haus gesehen?«
    Tawny schaukelte und schluchzte weiter.
    Ich packte sie an den Schultern und wiederholte die Frage.
    Tawny nickte.
    »Wo?«
    Die Schultern zitterten.
    »Wo?«, schrie ich.
    »B-boden.«
    »In welchem Zimmer?«
    Sie schaute mich stumm an.
    »Das Zimmer, Tawny. Welches Zimmer?«
    Ich schüttelte sie, wiederholte die Frage.
    »H-hinten. Keller. Ich w-weiß es nicht.« Asche sprenkelte ihr Gesicht. Schweiß durchnässte ihre Haare.
    Während ich bewegungslos und unentschlossen dastand, stieß mir beißender Brandgeruch in die Nase, und der orangefarbene Schein wurde immer heller.
    Anne konnte nicht auf die Feuerwehr warten! Ich musste zurück!
    Aber ich war mit Benzin durchtränkt.
    Mit zitternden Fingern band ich meine Stiefel auf und streifte sie ab, zog mich bis auf die Unterwäsche aus und dann die Stiefel wieder an. Nachdem ich den Kissenbezug mit Schnee befeuchtet hatte, stürzte ich, obwohl mein Kopf raste vor Schmerz, zum Haus zurück. An der offenen Tür duckte ich mich tief und kroch in den Rauch.
    Ich stolperte zu dem Lehnsessel, schnappte mir Tawnys Decke, legte sie mir um die Schultern und tastete mich in den hinteren Teil des Hauses.
    Wieder versuchte ich, mir den Grundriss in Erinnerung zu rufen. Und dieses Mal gelang es meinem gemarterten Hirn sogar. Küche links. Wohnzimmer rechts, Arbeits- oder Schlafzimmer dahinter. Eine Treppe, die von einem Schlafzimmer direkt vor mir in den Keller führte.
    Noch brannte der Korridor nicht, aber er war voller Rauch. Mit Höllenqualen in Brust und Kehle tastete ich mich blindlings vorwärts.
    Meine Kniesehnen protestierten. Hin und wieder stieß ich mir einen Ellbogen oder ein Schienbein an. Eine Hand ausgestreckt, die andere vor dem Mund, taumelte ich vorwärts. Ich dachte nur an Anne.
    Dann stieß meine ausgestreckte Hand gegen etwas Hartes. Mein Magen hob sich. Ich schmeckte Galle.
    Ich legte die Handfläche an die Tür. Das Holz fühlte sich warm an. Ich tastete aufwärts. Wärmer.
    Bitte! Nein!
    Ich berührte den Knauf. Heiß. Ich drehte ihn, öffnete die Tür einen Spalt.
    Flammen loderten auf dem Bett und an den Vorhängen an der Rückwand. In den tanzenden Schatten sah ich auf dem Boden eine Gestalt.
    Ich stieß die Tür ganz auf.
    »Anne!«
    Die Gestalt rührte sich nicht.
    »Anne!«
    Nichts.
    Ich warf den Überzugfetzen weg, kroch zu Anne, zog mir die Decke von den Schultern, faltete sie längs in Schichten zusammen und legte sie neben Anne.
    Als ich mich hinsetzte, explodierte Schmerz in meinem Kopf. Ich verbannte das Pochen in den Keller meines Schädels.
    Ich nahm all meine schwindenden Kräfte zusammen, rollte Anne auf die Decke, griff unter sie und zog an einer Ecke. Die Decke faltete sich auf und glitt zwischen ihren Körper und den Boden. Ich tastete mich zum Ende der Decke, wickelte mir die Zipfel um die Hände und ging rückwärts aus dem Zimmer und den Gang entlang.
    Anne wog tausend Pfund. Ich versuchte, sie zu trösten, hustete.
    Ich hatte mir nicht die Zeit genommen, ihr den Puls zu fühlen. War sie noch am Leben?
    Gott, bitte!
    Ich zerrte an meiner selbst gebastelten Schleppbahre, doch jeder Ruck brachte mir nur Zentimeter. Arme und Beine wurden zu Gummi.
    Keuchend und hustend schleppte ich mich weiter, und jede Zelle schrie nach Luft. Hin und wieder zuckte ich zusammen, wenn im Haus etwas explodierte oder einstürzte. Im Wohnzimmer hob ich kurz den Kopf, um mich

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