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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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umzuschauen. Durch den Rauch sah ich, dass alle Wände bereits in Flammen standen. Nur ein schmaler Pfad durch die Mitte war noch feuerfrei.
    Stunden, nachdem ich aufgebrochen war, erreichte ich den vorderen Gang. Meine Augen brannten. Meine Brust brannte. Mein Magen brannte.
    Ich lehnte mich an einen Türrahmen, bückte mich und erbrach Galle. Ich wollte mich hinsetzen, mich zusammenrollen und einschlafen.
    Als mein Magen sich wieder beruhigt hatte, packte ich die Decke wieder. Arme und Beine zitterten, als ich rücklings lostaumelte und blind mit aller Kraft zog.
    Das Wohnzimmer war jetzt ein Inferno. Flammen krochen über Holz, verschlangen den Sekretär, hüllten die Couch ein. Dinge platzten auf und schleuderten Funken in Gang und Diele. Ich fühlte überhaupt nichts mehr. Dachte nichts mehr. Mein Hirn befahl mir nur noch, zu ziehen, einen oder zwei Schritte rückwärts zu gehen, wieder zu ziehen.
    Noch fünf Meter bis zur Haustür.
    Drei.
    Zwei.
    Mein Hirn sang ein Mantra, befahl meinem Körper, nicht aufzugeben.
    Geh durch die Diele.
    Über die Schwelle.
    Auf die Veranda.
    Als Annes Beine über der Schwelle waren, kniete ich mich hin und hielt die Fingerspitzen an ihren Hals.
    Kein tastbarer Puls.
    Ich ließ mich auf Anne fallen.
    »Du wirst schon wieder, meine alte Freundin.«
    Schwarze Punkte tanzten hinter meinen Lidern.
    Graupel prasselte mir auf den Rücken. Der Boden unter meinen Knien war eisig.
    Um mich herum eine Kakophonie aus Geräuschen. Ich versuchte, sie zu unterscheiden.
    Schluchzen.
    War das Anne? Katy?
    Das Tosen und Zischen von Flammen.
    Prasseln.
    Regen auf den Magnolien? Nein. Montreal. De Sébastopol. Graupel auf den Tankwaggons auf dem Eisenbahngelände.
    Was für ein Eisenbahngelände?
    Das Brummen entfernter Motoren.
    Leises Jaulen.
    Kojoten, die weit draußen in der Wüste heulten.
    Keine Kojoten. Sirenen.
    Die Punkte verdichteten sich zu undurchdringlicher Schwärze.

38
    Ich bin der Überzeugung, dass man Krankenhäuser meiden sollte. Menschen sterben dort.
    Zehn Stunden, nachdem der Krankenwagen mich eingeliefert hatte, zog ich den Trainingsanzug an, den Charbonneau mir in der vergangenen Nacht in Catts’ Haus gegeben hatte, und verließ das General Hospital.
    Wie? Ich marschierte einfach hinaus. Wie McGee und Pomerleau. Kinderspiel.
    Im Gegensatz zu McGee und Pomerleau schrieb ich eine Notiz, mit der ich Ärzte und Pflegepersonal von jeder Verantwortung entband. Was mit eingefetteten und bandagierten Händen allerdings ziemlich schwierig war.
    Ein Taxi brachte mich in zehn Minuten nach Hause.
    Ryan rief mich zwanzig Minuten später an.
    »Bist du verrückt?«
    »Ich habe nur ein paar Verbrennungen und eine kleine Beule. Kanadier, die in den Süden fahren, haben sich von der Sonne schon viel schlimmer verbrennen lassen.«
    »Du musst dich erholen.«
    »Hier schlafe ich besser.«
    »Hat deine Komplizin sich auch verdünnisiert?«
    Das Grinsen fühlte sich an wie ein Schrapnell, das mein Gesicht zerfetzte. »Anne hat eine Gehirnerschütterung. Bei der besteht keine Fluchtgefahr.«
    »Anne ist offensichtlich das Hirn der Truppe.«
    »Sie wird morgen entlassen. Am Freitag fliegen wir nach Charlotte.«
    »Wo man den Winter als vorübergehende Unannehmlichkeit betrachtet.«
    »Keine Handschuhe. Keine Schneeschaufeln.«
    »Ist sie tatsächlich ins Kloster gegangen?«
    »Anne wollte Abgeschiedenheit. Und zwar billig. Der Konvent bietet saubere Zimmer, anständige Mahlzeiten und so viel Abgeschiedenheit, wie man will.«
    Erinnerungen. Graupel auf meinem Rücken. Eis unter dem Bauch, Feuer. Charbonneau, der Befehle bellt. Claudel, der mich mit etwas Warmem und Weichem zudeckt.
    »Was ist mit Pomerleau?«
    »Sie kommt nicht weit.«
    »Sie könnte inzwischen schon in Ontario sein oder über die Grenze.«
    »Wir haben in Catts’ Schuppen einen alten Motorroller gefunden. Das war offensichtlich ihr Haupttransportmittel.«
    »Was meinst du, wie sie McGee vom General zum Pointe gebracht hat?«
    »Taxi. Metro. Bus. Daumen.«
    »Wo ist McGee jetzt?«
    »Wieder im General.«
    »Was läuft in der de Sébastopol?«
    »Die SIJ hat im Keller eine zweite falsche Wand gefunden.«
    »Wo Pomerleau sich und McGee während der zweiten Durchsuchung versteckte.«
    »Wahrscheinlich. Annes Laptop und die Kamera waren dort versteckt.«
    »Pomerleau hat meine Wohnung verwüstet.«
    »Sieht so aus. Vielleicht hat Catts ihr geholfen.«
    »Um mich so einzuschüchtern, dass ich die Finger von dem Pizzakeller-Fall

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