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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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zusammen.
    Denk nach, Brennan, denk nach. Hatte das sich ausbreitende Feuer sie zum Handeln gezwungen? Oder hatte ein geheilter Befehl mehr bewirkt als Freundlichkeit? War sie noch immer darauf programmiert, Befehle auszuführen?
    Nichts zu verlieren.
    »Tawny, binde mich los!«, schrie ich.
    Der dünne Hals reckte sich.
    »Sofort, Tawny, sofort!«
    Tawnys Gesicht drehte sich mir zu. Als unsere Blicke sich trafen, warf Mitleid meine Entschlossenheit, hart zu bleiben, um.
    »Du kommst wieder nach Hause, meine Kleine. Nach Maniwaki. Zu deiner Mutter.«
    Meine Brust brannte. Ich hustete unkontrolliert.
    »Zu Sandra«, würgte ich hervor.
    Etwas flackerte in den hohlen Augen.
    »Zu Sandra«, wiederholte ich.
    Tawnys Gesicht erschlaffte, als eine Welt, die sie für tot gehalten hatte, durch ihr Bewusstsein zuckte. Der Mund öffnete sich, zitterte und rundete sich dann zu einem O.
    »Sandra«, wiederholte ich.
    Wortlos wirbelte Tawny herum und kroch unter dem Rauch hindurch zum hinteren Teil des Hauses.
    Ich versuchte, sie zu packen. Aber die Fesseln ließen es nicht zu.
    »Tawny!« Die Stimme versagte mir. Ich hustete, bis mein Bauch kreischte und ich Blut schmeckte.
    Als der Anfall vorüber war, drehte ich mich und spähte in die Richtung, in die Tawny verschwunden war.
    Nichts als dicker, schwarzer Rauch.
    Eine kalte Hand umfasste mein Herz. Sie würde mich hier sterben lassen.
    O Gott? War ich wirklich allein? War Anne bereits tot?
    »Tawny!«, rief ich. »Bitte!«
    Nichts.
    Wie zuvor wand ich mich und strampelte. Wie zuvor fiel ich schließlich, die Haut aufgeschürft und mit gepeinigter Lunge, auf den schmutzigen Teppich.
    Das Zimmer wich langsam zurück. Wie hypnotisiert dachte ich: Ich werde sterben. Ich werde sterben. Ich werde sterben.
    Dann hörte ich Scheppern und Schlagen, als würden hastig Schubladen geöffnet und zugeknallt. Sekunden später schälte sich eine dunkle Gestalt aus dem Rauch und kroch auf mich zu.
    Tawnys Haut glänzte wie Alabaster. Eine Hand bedeckte ihren Mund. Die andere hielt einen Gegenstand umklammert.
    Was?
    Sie bewegte sich ruckartig. Feuer funkelte auf einer Klinge.
    Ein Messer!
    Tawnys Fingerknöchel waren weiß und blutleer. Einen Augenblick lang starrte sie ihre Hand an, als versuchte sie herauszufinden, warum das Messer dort war.
    Dann warf sie sich auf mich und drehte mich um, so dass mein Gesicht in den Teppich gedrückt wurde.
    Ich spürte Atem auf meinem Hals, Gewicht auf meinem Rücken.
    Mein Gott, sie will mich erstechen. »Q« kontrolliert sie noch immer.
    Ich wartete auf den Stich.
    Stattdessen spürte ich Druck an meinen Handgelenken. Schaben.
    Tawny durchtrennte meine Fesseln.
    Ich drehte den Kopf zur Seite und schnappte nach Luft.
    »Schneller, Tawny. Beeil dich!«
    Ich drückte die Handgelenke nach außen und spannte die Fesseln, während Tawny an ihnen säbelte. Obwohl meine Arme taub waren, spürte ich eine Lockerung, während Faser um Faser zertrennt wurde.
    Eine Ewigkeit später waren meine Hände frei. Ich streckte die Beine aus und drehte mich auf den Rücken.
    Schmerz schoss mir das Rückgrat hoch und in Schultern und Hüfte. Die Sicht verschwamm.
    »Das Messer!«, keuchte ich.
    Zwei Tawnys streckten die Hand aus, kippten hustend nach hinten. Ich packte das Messer, ließ es fallen.
    Ich klatschte in die Hände, schüttelte sie, klatschte sie auf den Boden. Als ich es dann noch einmal versuchte, hatte ich genug Gefühl, um den Messergriff zu umklammern.
    Binnen Sekunden waren meine Füße frei.
    Ich versuchte aufzustehen, kippte wieder um. Neben mir hustete und würgte Tawny.
    Ich tastete mit einer Hand herum und fand ein Kissen. Mit zwei Schnitten trennte ich den Überzug auf, teilte ihn in zwei Hälften, legte die eine Tawny über Mund und Nase und drückte ihre Hand darauf. Die andere hielt ich mir vors Gesicht.
    Ein eisiges Kribbeln wanderte von meinen Zehenspitzen zu den Füßen. Ich stieß mich hoch, schob ein Knie vor. Bewegte eine Hand. Zog das andere Knie nach. Meine Glieder funktionierten.
    Ich hakte meinen Arm unter Tawnys und zog sie auf alle viere. Gemeinsam krochen wir dreibeinig aus dem Wohnzimmer in den vorderen Teil des Hauses, wo weniger Rauch war.
    Nach zwei Metern im Gang kitzelte ein Hauch von Nachtluft meine Nase. Ich stand auf, taumelte tief geduckt in Richtung Diele, riss die Tür auf, stolperte über meinen Parka, trat ihn beiseite, schoss nach draußen und rannte, Tawny im Schlepptau, den Gartenweg entlang.
    Die Nacht roch nach Frost

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