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Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan

Titel: Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kathy Reichs
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glauben, dass Menard die Medienberichte verfolgte und sich von diesem Verrückten Hooker inspirieren ließ?«
    »Ja. Aber da ist noch mehr. 1990 verschwand Anique Pomerleau im Alter von fünfzehn aus Mascouche. Am Freitag haben Ryan und ich sie in Menards Haus gesehen.«
    »Menard ist seit achtundachtzig hier«, sagte Charbonneau.
    Claudel legte den Kopf in den Nacken und sprach durch die Nase.
    »Also ausgehend von dieser Geschichte über ein Mädchen in einer Kiste …«
    »Das Mädchen hat einen Namen.« Claudels Zynismus zerrte schon wieder an meinen Nerven. »Colleen Stan.«
    Claudel Nasenlöcher verengten sich.
    »Sie glauben also, dass Menard Anique Pomerleau gegen ihren Willen fünfzehn Jahre lang gefangen gehalten hat. Dass Angela Robinson und die anderen Frauen im Keller ebenfalls seine Gefangenen waren?«
    Ich nickte.
    Einige Augenblicke sagte keiner etwas. Claudel brach das Schweigen.
    »Hat Anique Pomerleau versucht zu fliehen?«
    »Nein.«
    »Hat Sie Ihnen in irgendeiner Form zu verstehen gegeben, dass sie Menards Haus verlassen wolle?«
    »Sie trug kein Schild mit der Aufschrift ›Helfen Sie mir‹, wenn Sie das meinen.«
    Claudel schaute Ryan mit hochgezogener Augenbraue an.
    »Pomerleau machte einen ziemlich ängstlichen Eindruck«, sagte Ryan.
    »Sie war zu Tode verängstigt«, sagte ich.
    »Was genau hat sie getan?«, fragte Charbonneau.
    »Sie verschwand wieder, sobald Menard sie nur ansah. Verhielt sich wie ein misshandeltes Hündchen.«
    »Glauben Sie, dass Menard Pomerleau als eine Art Sexsklavin hält?« Charbonneau.
    »Über das Motiv will ich gar nichts sagen.«
    »Erzquark«, schnaubte Claudel.
    »Mit Lakto-Mineralogie kenne ich mich nicht so gut aus, Detective. Was genau heißt das?«
    Claudel hob die Schultern und breitete die Hände aus. »Jeder gesunde Erwachsene würde Hilfe suchen, sobald sich ihm die Gelegenheit bietet.«
    »Die Psychologie ist da anderer Meinung«, blaffte ich. »Offensichtlich sind Sie mit dem Stockholm-Syndrom nicht vertraut.«
    Claudel streckte die Handflächen himmelwärts.
    »Es ist eine Anpassung an extremen Stress, wie er unter Bedingungen der Gefangenschaft und der Folter erlebt wird.«
    Claudel ließ die Hände wieder in den Schoß und das Kinn auf die Brust sinken.
    »Das Stockholm-Syndrom ist festzustellen bei Entführungsopfern, Gefangenen, Sektenmitgliedern, Geiseln, sogar bei missbrauchten Lebenspartnern und Kindern. Die Opfer scheinen mit denjenigen, die sie gefangen halten oder missbrauchen, leben zu können, ja sogar Sympathie für sie auszudrücken.«
    »Komische Bezeichnung«, sagte Charbonneau.
    »Seinen Namen hat das Syndrom von einer Geiselsituation in Stockholm im Jahr 1973. Drei Frauen und ein Mann wurden sechs Tage lang von Ex-Sträflingen, die eine Bank ausrauben wollten, gefangen gehalten. Die Geiseln kamen zu der Überzeugung, die Räuber würden sie vor der Polizei beschützen. Nach ihrer Befreiung verlobte sich eine der Frauen mit einem der Geiselnehmer, eine andere gründete einen Verteidigungsfonds.«
    »Das bestimmende Merkmal ist die Reaktion auf eine bedrohliche Situation mit Passivität«, sagte Ryan.
    »Leg dich hin und lass es passieren.« Charbonneau schüttelte den Kopf.
    »Es geht noch darüber hinaus«, sagte ich. »Personen mit Stockholm-Syndrom neigen dazu, sich mit ihren Peinigern zu solidarisieren, ja sogar zu identifizieren. Sie können sich ihnen gegenüber dankbar oder sogar liebevoll verhalten.«
    »Unter welchen Umständen entwickelt sich dieses Syndrom?«, fragte Claudel.
    »Psychologen gehen übereinstimmend davon aus, dass vier Faktoren vorhanden sein müssen.« Ich zählte sie an den Fingern ab. »Erstens, das Opfer hat das Gefühl, dass sein Überleben vom Peiniger bedroht ist, und glaubt, dass der Peiniger diese Drohung in die Tat umsetzen wird. Zweitens, dem Opfer werden, nach Lust und Laune des Peinigers, kleine Freundlichkeiten gewährt.«
    »Wie den armen Kerl am Leben zu lassen«, warf Charbonneau dazwischen.
    »Könnte sein. Könnten aber auch kurze Erholungspausen bei Folterungen sei, kurze Zeiten der Freiheit, ein anständiges Essen, ein Bad.«
    » Sacré bleu. « Charbonneau schüttelte noch einmal den Kopf.
    »Drittens, die Opfer sind völlig isoliert von anderen Blickwinkeln als dem des Peinigers. Und viertens, das Opfer ist überzeugt, ob zu Recht oder zu Unrecht, dass es keine Möglichkeit zur Flucht gibt.«
    Nun sagten weder Charbonneau noch Claudel ein Wort.
    »Cameron Hooker war ein Meister

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