Totenmontag: 7. Fall mit Tempe Brennan
fragte Ryan auf Englisch.
Claudel spreizte die Füße. Charbonneau lehnte seinen Hintern an den Impala.
»Eine Einheit bleibt hier.« Claudel deutete mit dem Daumen auf den Einsatzwagen am anderen Ende des Blocks. »Die andere schicke ich hintenrum zur de la Congrégation.«
Charbonneau zog den Reißverschluss seiner Jacke auf, schob die Hände in die Hosentaschen und klimperte mit Kleingeld.
»Michel übernimmt die Hintertür.«
An Charbonneaus Hüfte kreischte ein Funkgerät. Charbonneau griff an den Apparat und drückte auf einen Knopf.
Claudel schaute zu mir, dann wieder zu Ryan.
»Brennan weiß, wie sie sich verhalten muss«, sagte Ryan.
Claudel kniff die Lippen zusammen, blieb aber stumm.
»Wir zeigen Menard die Weihnachtsgrüße des Richters, befehlen ihm sich hinzusetzen, und stellen dann das Haus auf den Kopf.«
Charbonneau legte die Hand auf den Griff seiner Pistole. »Würde mir die Festtage nicht verderben, wenn der Wichser beschließt, Schwarzenegger zu spielen.«
»Alles bereit?« Claudel nahm sein Funkgerät vom Gürtel und knöpfte den Mantel wieder zu.
Alle nickten.
» Allons-y « , sagte Claudel.
»Gehen wir«, wiederholte sein Partner.
Charbonneau stieß sich vom Impala ab und ging zum anderen Ende der de Sébastopol. Er sprach mit dem Fahrer, und dann verschwand der Einsatzwagen um die Ecke. Charbonneau drehte sich um und ging quer über die Brachfläche.
Dreißig Sekunden später kam Charbonneaus Stimme aus Claudels Funkgerät. Er sei an Menards Hintertür.
Claudel winkte dem anderen uniformierten Team. »Kommen.«
Während wir – Claudel vorneweg, Ryan und ich hinter ihm – den vereisten Weg entlanggingen, fuhr der zweite Einsatzwagen hinter uns an den Bordstein.
Über die Eisplatten rutschend, spürte ich dieselbe unbestimmte Angst, die ich schon am Freitag empfunden hatte. Nur noch stärker. Mein Herz hämmerte jetzt wie eine Conga-Trommel.
An der Wegbiegung blieb Claudel stehen und sprach in sein Funkgerät.
Ich starrte Menards Haus an und fragte mich, wie es wohl ausgesehen hatte, als es noch den Großeltern des echten Menard, den Corneaus, gehört hatte. Das Anwesen wirkte so dunkel, so bedrohlich. Man konnte sich kaum vorstellen, dass in seinem düsteren Inneren Hähnchen gebraten wurden, Baseball geschaut wurde oder Kätzchen Wollknäuel jagten.
Claudels Funkgerät knisterte. Charbonneau war in Position.
Wir stiegen das Treppchen zur Tür hoch. Ryan drehte den Messingknopf. Die Klingel schrillte wie am Freitag.
Eine ganze Minute verging ohne Reaktion.
Ryan drehte den Knopf noch einmal.
Ich meinte, drinnen eine Bewegung zu hören. Ryan straffte sich, und die Hand wanderte zu seiner Glock.
Claudel knöpfte sich den Mantel auf.
Noch immer zeigte sich niemand.
Ryan drehte ein drittes Mal am Klingelknopf.
Absolute Stille.
Ryan hämmerte an die Tür.
»Aufmachen! Polizei!«
Ryan hob eben die Faust für die nächste Runde, als ein gedämpfter Schuss die Stille zerriss. Blauweißes Licht blitzte an den Vorhangrändern im Fenster rechts von mir auf.
Claudel und Ryan gingen mit gezogenen Waffen simultan in die Hocke. Ryan packte mich am Handgelenk und zog mich zu Boden.
Claudel schrie in sein Funkgerät, » Michel! Es-tu là? Répète. Es-tu là? «
Einen Herzschlag später kam knisternd Charbonneaus Stimme. »Ich bin hier. War das ein Schuss?«
»Im Haus.«
»Wer schießt?«
»Kann ich nicht sagen. Rührt sich bei dir hinten irgendwas?«
»Nichts.«
»Bleib in Position. Wir gehen rein.«
»Bewegung.« Ryan scheuchte mich nach hinten.
Ich kroch zu der Stelle, auf die er gezeigt hatte.
Claudel und Ryan schnellten hoch und fingen gemeinsam an, die Tür zu bearbeiten, zuerst mit den Schultern, dann mit den Stiefeln. Sie hielt stand.
Das Bellen des Hundes in der Entfernung wurde zur Raserei.
Die Männer traten noch fester zu.
Splitter flogen. Flocken vergilbten Klarlacks platzten ab. Doch die verwitterten Bretter hielten.
Treten und Fluchen. Claudels Gesicht wurde himbeerrot. Ryans Haaransatz wurde feucht.
Schließlich sah ich eine Bewegung, wo die Schutzplatte des Schlosses mit dem Holz verschraubt war.
Ryan winkte Claudel zurück, knickte in der Taille ab, hob das rechte Bein und zog es an, ließ es dann in einem Karate-Tritt nach vorne schnellen. Seine Stiefel trafen auf Holz, das Schloss gab nach, und die Tür flog auf.
»Bleib, wo du bist«, keuchte Ryan in meine Richtung.
Schwer atmend, die Waffen beidhändig vors Gesicht gehoben, betraten
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