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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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Wetterfühligkeit erhebliche Gehprobleme mit sich. Das rechte Bein fühlte sich an wie Pudding, wenn er sein Gewicht darauf verlagerte, was umso auffälliger machte, dass er hinkte. Als er Big Joe’s endlich betrat, lehnte er so schwer auf seinem Stock, dass er sich wie Charles Dickens’ Tiny Tim fühlte.
    Kat war schon zur Stelle, wie Nick nicht anders erwartet hatte, und winkte ihm zu. Er versuchte zurückzuwinken, was aber nicht so einfach war mit einer Hand am Türgriff und der anderen am Stock. Ihm gelangen nur ein paar unbeholfene Flügelschläge mit den Ellbogen, und am Ende nickte er ihr einfach nur zu.
    Die Einrichtung des Gastraums machte es unmöglich, auf geradem Weg von der Tür zum Tresen zu gelangen. Stattdessen musste man einen Hindernisparcours aus kleinen Tischen ablaufen, was selbst mit zwei gesunden Beinen nicht gerade leicht war. Für ihn, dem praktisch nur anderthalb Beine zur Verfügung standen, war die Kurverei mehr als lästig.
    «Setz dich», sagte Kat. «Ich hol dir einen Kaffee.»
    Nick schlug ihr Angebot aus. «Das kann ich selbst. Meine Physiotherapeutin besteht darauf, dass ich für mich selbst sorge. Die blöde Kuh.»
    Seine Physiotherapeutin, eine Walküre namens Shirley, hatte ihm außerdem geraten, sich weniger auf den Stock zu verlassen als auf sein Bein. Er benutze den Stock wie eine Krücke, hatte sie gesagt und damit Nicks logische Frage provoziert, wozu der Stock denn sonst gut sei.
    Im Unterschied zu Shirley fand Nick seine Bemerkung durchaus angemessen, und er hatte nicht die Absicht, den Stock abzulegen. Zum einen half er ihm beim Gehen, zum anderen war er, wie er fand, ein durchaus cooles Accessoire. Aus solidem Teakholz. Der Knauf aus Messing hatte die Form eines Pitbull-Kopfes. Nick verstand dieses Geschenk seines ehemaligen Kollegen bei der State Police als Aufmunterung, niemals den Biss zu verlieren.
    Das beherzigte er auch jetzt, als er auf den Tresen zusteuerte und einen großen Becher von der überteuerten Hausmarke bestellte. Mit dem Kaffee in der Hand kehrte er an den Tisch zurück, nahm Platz und seufzte erleichtert. Unbelastet war das Knie schmerzfrei, und der Aufenthalt in einem geschlossenen Raum blendete den Wetterbericht aus.
    «Wie geht’s dem Bein?», erkundigte sich Kat.
    «Tut immer noch weh, aber ich lebe ja noch.»
    «Und dass ich noch lebe, verdanke ich dir», entgegnete sie, obwohl sie wusste, dass es ihm nicht passte, wenn man viel Aufhebens um seine Heldentat machte, bei der ihm das Knie lädiert worden war.
    «Hast du von Henry gehört?», fragte er.
    Gemeint war Henry Goll. Auch er verdankte Nick sein Leben. Wie Kat hatte Henry dem Killer, der Meister Tod genannt wurde, Auge in Auge gegenübergestanden. Angeblich lebte Henry jetzt in Italien. Aber Nick war sich da nicht so sicher. Fest stand nur, dass Henry aus Perry Hollow weggezogen war und eine Lücke in der Stadt hinterlassen hatte.
    «Das letzte Mal am Neujahrstag», antwortete Kat und runzelte die Stirn. «Ich fürchte, er wird sich nicht mehr melden.»
    Um das Thema zu wechseln, zog Nick ein zusammengefaltetes Blatt aus der Jackentasche und breitete es auf dem Tisch aus. Es war die Fotokopie eines alten Zeitungsartikels, dazu das Foto eines Jungen mit Stupsnase und Segelohren. Er trug Hemd und Krawatte, und sein offenbar mit Wasser gebändigtes Haar war sauber gescheitelt. Ein Schülerporträt, wie Nick vermutete. Obwohl der Junge ein schiefes Grinsen zeigte, wirkte sein Blick ein wenig traurig.
    Der Artikel war überschrieben mit den einfachen wie schrecklichen Worten «Vermisst: Zehnjähriger Junge aus Perry Hollow».
    «Charlie Olmstead», sagte Kat.
    «Du kennst also die Geschichte.»
    «Der Name ist stadtbekannt.»
    «Was ist damals passiert?»
    «Das weiß keiner. Vielleicht haben gerade deshalb alle davon gehört.»
    Nick tippte mit dem Zeigefinger auf den Artikel. «Was hier steht, ist ziemlich vage. Allerdings wird der damalige Police Chief zitiert. Jim Campbell. Kommt dir der Name bekannt vor?»
    Jim Campbell war Kats Vater gewesen, bis zu seinem Tod Polizeichef von Perry Hollow. Sie war gerade achtzehn Jahre alt gewesen, als er starb. Kat wusste, dass Nick davon wusste. Ein wenig. Er hatte gehofft, sie zum Lächeln zu bringen, doch sie rührte keine Miene.
    «Das ist lange her, Nick.»
    «Zugegeben.»
    «Und diesen alten Fall willst du jetzt aufrollen?»
    «So ist es.»
    Die Sarah-Donnelly-Stiftung trug den Namen von Nicks Schwester, die als junge Frau ermordet worden war. Den

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