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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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gelang, sich aus der Lücke zu winden. Und wieder drohte die Brücke zu kippen, diesmal in die andere Richtung.
    Mit Erics Hilfe richtete sie sich auf und eilte voran. Die Brücke wackelte bedrohlich, aber vielleicht war das, was sie spürte, auch nur ihr eigenes Zittern. Um sich zu beruhigen, atmete sie tief durch. Verletzt war sie nicht, aber die Uniform war verdreckt. Sie versuchte, den Schmutz abzuwischen, und schaute zurück auf die Brücke.
    «Das Ding muss unbedingt abgerissen werden», meinte sie.

    Eine halbe Stunde später saß sie in ihrem Büro und telefonierte. Sie sprach mit Burt Hammond und erklärte ihm, welche Gefahr die Brücke über den Sunset Falls darstellte. Vielleicht noch beleidigt nach dem Schlagabtausch am Morgen, ließ der Bürgermeister sie auflaufen.
    «Tut mir leid für Sie, Chief», sagte er. «Aber die Brücke ist seit fünfzehn Jahren gesperrt.»
    «Einen Holzbock davor aufzustellen reicht nicht. Sie muss abgerissen werden. Was mir heute passiert ist, könnte auch anderen passieren und schlimmer enden.»
    «Was hatten Sie überhaupt auf der Brücke zu suchen?»
    Kat hätte mit dieser Frage rechnen müssen, war aber noch so aufgebracht von dem Vorfall, dass sie nicht länger nachgedacht hatte. Den wahren Grund konnte sie ihm natürlich nicht nennen. Burt Hammond würde kein Verständnis dafür haben und ihr womöglich vorwerfen, ihre Arbeitszeit mit nutzlosen Unternehmungen zu vergeuden.
    «Das braucht Sie nicht zu interessieren», antwortete sie schnippisch. «Was Sie dagegen interessieren sollte, ist, dass diese Brücke lebensbedrohlich ist.»
    «Ich werde den Stadtrat darüber informieren.»
    Mit anderen Worten: Es würde nichts geschehen. Kat sah sich gezwungen, einen anderen Ton anzuschlagen.
    «Wenn es auf der Brücke zu einem Unfall mit tödlichem Ausgang kommt, wird die Familie des Opfers die Stadt verklagen. Und das könnte verdammt teuer werden.»
    Burts Erwiderung klang verhalten. «Daran habe ich noch nicht gedacht.»
    Kat schmunzelte. Sie hatte ihn da, wo sie ihn haben wollte.
    «Es freut mich, dass Sie mir zustimmen», sagte sie. «Vielleicht können wir uns ja auch in der offenstehenden Budgetierungsfrage noch einigen.»
    Das Lächeln wich aus ihrem Gesicht, als der Bürgermeister entgegnete: «In Anbetracht Ihrer Forderungen bezweifle ich das.» Er verabschiedete sich knapp und legte auf.
    «Arschloch», murmelte Kat.
    Nick, der vor dem Schreibtisch saß, blickte verwundert auf. «Meinst du damit mich oder den Bürgermeister?»
    «Dreimal darfst du raten.»
    «Wollte nur auf Nummer sicher gehen. Schließlich hast du mir heute schon eine Tür vor der Nase zugeschlagen.»
    «Das hattest du verdient», entgegnete Kat. «Aber wenn du mir verzeihst, verzeihe ich auch dir.»
    «Abgemacht.»
    Auf dem Schreibtisch standen ein Club-Sandwich und Pommes frites aus dem Perry Hollow Diner . Kat nahm sich ein Viertel vom Sandwich und knabberte daran. Nick griff zu den Fritten und aß sie hungrig. Gleichzeitig widmete er sich der Akte Charlie Olmstead, die Kat aus dem Keller geholt hatte. Die Seiten rochen muffig und nach Staub.
    Er las gründlich und ließ kein Wort aus. In all ihren Jahren als Polizistin hatte Kat noch nie jemanden kennengelernt, der so konzentriert bei der Sache sein konnte wie Nick Donnelly. Wenn er ermittelte, schien er wie gebannt.
    «Das ist interessant», sagte er. «Nach Charlies Verschwinden hat dein Vater jeden Anwohner der Straße befragt.»
    «Einschließlich Glenn Stewart?»
    «Yep. Er sagte, er sei um neun zu Bett gegangen und habe von der ganzen Aufregung nichts mitbekommen.»
    «Bequemes Alibi», bemerkte Kat.
    «Apropos, Lee Santangelo gab zu Protokoll, die ganze Nacht allein zu Hause gewesen zu sein. Seine Frau war angeblich in der Stadt unterwegs. Aber Maggie Olmstead sagte aus, sie habe Mrs. Santangelo hinter einem Fenster im Obergeschoss gesehen.»
    «Was hatte Becky Santangelo dazu zu sagen?»
    Nachdenklich kaute Nick an seinem Teil vom Sandwich. Mit vollem Mund erklärte er: «Dass sie am Abend ihre Schwester besucht habe. Die Schwester bestätigte das. Sie hatte noch ein Dutzend anderer Gäste.»
    «Immerhin war mein Vater gründlich», sagte Kat und griff nach den Pommes frites. «Dass ich mich mal mit seinen Berichten beschäftige, hat er sich damals wahrscheinlich nicht träumen lassen.»
    «Diesen Bericht hat dein Vater gar nicht geschrieben.»
    Kat erstarrte und mit ihr der Frittenstängel, der dabei gewesen war, in ihrem Mund zu

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