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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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verschwinden. «Wer denn?»
    «Deputy Owen Peale. Kennst du ihn?»
    «Nein. Aber es gibt hier jemanden, der ihn gut kennen müsste.»
    Sie stand auf und verließ ihr Büro. Lou van Sickle saß an ihrem Arbeitsplatz und aß ebenfalls ein Club-Sandwich. Als sie Kat kommen sah, deckte sie hastig eine Hand über ihre Pommes frites.
    «Was weißt du über den Fall Charlie Olmstead?»
    «Die Sache liegt zweiundvierzig Jahre zurück», erwiderte Lou. «Für wie alt hältst du mich?»
    «Für alt genug», antwortete sie geradeheraus.
    Lou warf ihr einen vernichtenden Blick zu. «Ich weiß nur das, was allgemein bekannt ist. Ist schließlich kein großes Geheimnis. Oder?»
    Kat liebte Lou wie ein Familienmitglied, obwohl sie die größte Klatschbase der Stadt war. Deshalb hütete sie sich, Lou darüber aufzuklären, dass der Fall neu aufgerollt werden sollte.
    Nick, der ihr gefolgt war, zeigte weniger Zurückhaltung. «Mrs. Olmstead glaubte, ihr Sohn sei entführt worden», platzte er heraus. «Wir wollen uns mit dem Deputy unterhalten, der damals den Bericht verfasst hat.»
    Nach dem vernichtenden Blick von vorhin setzte Lou nun eine Miene auf, die als Warnung zu verstehen war. Kat kannte diesen Gesichtsausdruck, der besonders ausgeprägt gewesen war, als sie, Kat, etwas mit einem Kollegen angefangen hatte, der nun ihr Exmann war. Damals hätte sie Lous stummen Rat befolgen sollen. Jetzt aber schlug sie ihn aus.
    «Sein Name ist Owen Peale», sagte sie. «Ich habe ihn nie kennengelernt. Es scheint, er ist von hier weggezogen, als ich noch klein war.»
    Lou drehte sich auf ihrem Stuhl herum, bis sie wieder vor ihrem Mittagessen saß. «Er hat seinen Dienst quittiert, bevor du zur Welt gekommen bist. Er war dann bei einem privaten Wachdienst, weil der mehr bezahlte, denn er hatte drei Mäuler zu stopfen. Tat uns allen leid, dass er ging. Ich habe ihm zum Abschied einen Kuchen gebacken. Vanille mit Schokoladenglasur. Ist mir nicht besonders gut gelungen, wenn ich mich recht erinnere. Sonst noch was?»
    «Lebt er noch?», fragte Nick.
    «Mir ist nichts Gegenteiliges zu Ohren gekommen. Die nächste Frage können Sie sich sparen. Soweit ich weiß, wohnt er in einem Seniorenheim mit dem Namen Arbor Shade. In Mercerville.»
    Kat nahm sie in den Arm und drückte ihr ein Küsschen auf die Wange. «Du bist klasse, Lou, ehrlich.»
    Auch Nick trat auf sie zu, aber statt ihr einen Kuss zu geben, stibitzte er einen Frittenstängel, worauf Lou ihm so wuchtig auf die Hand schlug, dass er ihn fallen ließ.
    «Wenn Sie das noch einmal versuchen», drohte sie, «breche ich Ihnen auch noch das andere Bein.»

5
    Eric saß auf der Veranda zum Garten. Er hielt sein Handy in der einen Hand, in der anderen ein Feuerzeug. Fast gleichzeitig hob er sie in die Höhe, das Handy ans Ohr, das Feuerzeug an die Zigarette zwischen seinen Lippen. Dabei atmete er tief ein.
    Paffend stieß er eine Rauchwolke nach der anderen aus, ungeduldig darauf wartend, dass jemand auf seinen Anruf reagierte. Er war eigentlich kein Raucher, schnorrte nur hin und wieder eine Zigarette in einer Bar oder während Besprechungspausen. Wirklich angefangen mit dem Rauchen hatte er erst nach seiner Rückkehr nach Perry Hollow. Als Entschuldigung führte er den Stress wegen seiner kranken Mutter an. Damit hatte er möglicherweise nicht ganz unrecht, aber der wahre Grund lag womöglich tiefer. Vielleicht war es Ausdruck einer kleinen Rebellion – ein höhnisches Lachen angesichts des Übels, das ihn umgab.
    Er inhalierte ein weiteres Mal, als das Telefon zu klingeln aufhörte. Stattdessen meldete sich mit einem Piepton die Mailbox, gefolgt von einer Stimme, die noch müder und rauer klang als beim letzten Mal, da er sie gehört hatte.
    «Hier Ken. Bin gerade nicht zu erreichen. Hinterlassen Sie eine Nachricht.»
    Eric schloss die Augen. Am liebsten hätte er aufgelegt, aber dann raffte er sich doch auf und sagte: «Hallo Dad. Ich bin’s, Eric. Schätze, du bist unterwegs, um Waren auszuliefern. Oder –»
    Fast hätte er «besoffen» gesagt. Besoffen in seinem Wohnwagen oder in irgendeiner schäbigen Bar in irgendeinem schäbigen Nest, das an seiner Route lag. «– wo auch immer», ergänzte er schließlich. «Hör zu. Ich habe jemanden engagiert, der herausfinden soll, was mit Charlie geschehen ist. Mom wollte es so. Sie hat sich wohl ihr Leben lang den Kopf darüber zerbrochen. Kurzum, ich soll dich fragen, ob du etwas weißt. Ich habe schon gesagt, dass es da wahrscheinlich

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