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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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Schrecksekunde waren beide sprachlos – er, weil er unbekleidet vor ihr stand, sie, weil sie ihn so sah. Dann reagierten sie mechanisch. Eric schlang sich das Handtuch um die Hüften, Kat wandte den Blick ab und legte unnötigerweise eine Hand vor die Augen.
    «Falls du’s noch nicht wissen solltest: Es hat sich nicht von ungefähr die gute Sitte des Vorher-Anklopfens eingebürgert», sagte Eric und verknotete das Handtuch.
    «Ich habe nicht damit gerechnet, dass du –» Kat war zu beschämt, um den Satz zu Ende zu bringen.
    «Dass ich nackt bin?», fragte Eric. «Nun ja, falls es dich interessiert, Nudist bin ich nicht. Ich habe bloß geduscht und bin runter, um saubere Unterwäsche aus dem Trockner zu holen. Du kannst dich umdrehen. Mein Anblick dürfte wieder halbwegs sittsam sein.»
    Kat sah ihn an und fand den Ausdruck sittsam falsch gewählt. Erstaunlich sexy traf ihrer Meinung nach eher zu. Das Handtuch gab der Vorstellungskraft genügend Spielraum, und Kat ertappte sich dabei, dass sie genau diesen Spielraum im Auge hatte und rot wurde.
    «Es ... es tut mir leid», stammelte sie. «Du hast recht. Ich hätte anklopfen sollen.»
    Unangenehm war nicht das, was sie vor sich sah, sondern die ganze Situation und ihre Reaktion darauf.
    «Ich warte draußen, bis du angezogen bist», sagte sie entschlossen. «Und ich hoffe, derweil nicht in Grund und Boden zu versinken vor Verlegenheit.»
    Vor der Tür ließ sich Kat auf die Eingangsstufen sinken. Dass ihr schwindlig war, hoffte sie auf den peinlichen Zwischenfall schieben zu können. Aber wahrscheinlich war es, wie sie ahnte, der schon so lange unterdrückten Lust auf die schönste Nebensache der Welt geschuldet. Eric nackt gesehen zu haben war für sie, als wäre sie als Nonne bei einer Show der Chippendales gewesen.
    Sich mit der Hand Luft zufächelnd, dachte sie zurück an ihre Highschool-Zeit. Damals hatte Eric nicht annähernd so gut ausgesehen. Er war ein netter Junge gewesen, durchaus. Er hatte ihr gefallen. Doch seine jetzige Wirkung auf sie war etwas ganz anderes. Hätte er damals schon die gleiche Reaktion bei ihr ausgelöst, hätte ihre Jungfräulichkeit die Beziehung wohl nicht überdauert.
    Aber wer wusste das schon? Eric hatte sich immer sehr zurückgehalten, sie hatten ein bisschen rumgemacht, und dann hatte er ganz überraschend alles beendet.
    Die Trennung, wenn man es so überhaupt nennen konnte, hatte Anfang Juni stattgefunden, am Tag nach seinem Schulabschluss. Am Vorabend hatte Kat an der Feier in der Turnhalle teilgenommen und stolz zugesehen, wie ihr Freund sein Zeugnis entgegennahm. Danach waren sie zu einer Party am Ufer des Lake Squall gegangen. Dort hatte ein großes Lagerfeuer gebrannt. Und es gab Bier. Und aus irgendeinem Ghettoblaster dröhnte ein Song von Madonna. Kat und Eric hatten auf einem Felsen gesessen und die Füße im Wasser baumeln lassen.
    «Kat», hatte er unvermittelt gesagt. «Ich glaube, ich liebe dich.»
    Sie hatte sich an ihn gelehnt und seine Hand gedrückt. «Das ist gut. Mir geht es nämlich, glaube ich, ähnlich.»
    Es war ein vollkommen schöner Moment, einer der wenigen, die Kat je erlebt hatte. Als sie sich in dieser Nacht am Ufer des Sees küssten, schien ein Märchen wahr zu werden. Und als Kat in dieser Nacht zu Bett gegangen war, war sie davon überzeugt gewesen, dass sie für immer zusammenbleiben würden.
    Am nächsten Tag war er verschwunden.
    Seine Mutter hatte ihr die Nachricht überbracht. Sie hatte mit gequälter Miene in der Tür gestanden und gesagt, Eric sei weggegangen, ohne eine Notiz zu hinterlassen und offenbar überstürzt, denn er habe, wie es scheine, nur einen Koffer mit Anziehsachen und ein paar Bücher mitgenommen.
    Maggie Olmstead war um Fassung bemüht, aber als sie zu Ende gesprochen hatte, fing sie so schrecklich zu schluchzen an, dass Kat angst und bange wurde. Sie rannte von der Veranda auf die Straße und brach selbst in Tränen aus, ohne einen Moment daran zu denken, wie ihr, Erics Mutter, zumute sein musste, die schon so viel durchgemacht hatte. Kat war damals noch zu jung und verletzt gewesen, um zu begreifen, dass Maggie nun auch ihren zweiten Sohn verloren hatte.
    «Was ist so wichtig, dass du hier hereinplatzt, ohne anzuklopfen?»
    Eric ließ sich neben Kat auf der Verandastufe nieder. Er trug inzwischen Jeans, Turnschuhe und ein T-Shirt mit dem Aufdruck der Buchhandlung Murder by the Book . Selbst in dieser nachlässigen Aufmachung machte er eine gute Figur.
    «Ich war

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