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Totennacht (German Edition)

Totennacht (German Edition)

Titel: Totennacht (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Todd Ritter
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auf dem Friedhof.»
    «Warum?»
    Sie gab Eric die gleiche Antwort wie dem Bürgermeister am Vortag, als dieser sie gefragt hatte, was sie auf der Brücke gesucht habe. «Das braucht dich nicht zu interessieren.»
    «Wohl doch», entgegnete Eric. «Nach deinem Auftritt von vorhin und dem, was du gesehen hast –»
    «Die Eltern.»
    «Wie bitte?»
    Kat legte eine Hand an ihre Wange und spürte, wie heiß ihr Gesicht war. «Meine Eltern. Ich war an ihrem Grab.»
    Sie berichtete, dass sie auch am Grab seiner Mutter stehen geblieben war und den Stein gesehen hatte, auf dem Charlies Name stand. «Weißt du, ob deine Eltern irgendeine Trauerfeier für ihn abgehalten haben?»
    «Wenn dem so war, habe ich davon nichts mitbekommen», antwortete Eric. «Von dem Stein wusste ich nichts. Ich habe ihn auch nicht dort gesehen, als meine Mutter beerdigt wurde.»
    «Ich würde gern wissen, was unter diesem Stein liegt.»
    Manchmal waren unter solchen Platzhaltern persönliche Gegenstände oder ein Foto der verstorbenen oder verschollenen Person begraben. Vielleicht auch in diesem Fall, dachte Kat.
    «Willst du etwa graben und nachsehen?», fragte Eric.
    «Ja. Aber das müsste ich mir erst genehmigen lassen, und dazu brauche ich das Einverständnis eines Angehörigen, eines Elternteils in der Regel.»
    Eric gab ein ironisches Kichern von sich. «Dann wünsche ich dir viel Glück bei dem Versuch, mit meinem Vater in Kontakt zu treten. Mir ist das schon lange nicht mehr gelungen.»
    «Dein Einverständnis sollte ausreichen.»
    Jetzt schien Eric in Verlegenheit zu geraten, denn er wechselte das Thema. «Wir wollten uns doch noch mit Lee und Becky Santangelo unterhalten – über die Nacht, in der mein Bruder verschwunden ist.»
    Genau das hatte Kat als Nächstes vor. Aber zuvor wollte sie von Eric eine Antwort haben. Darum hakte sie nach: «Vielleicht hat deine Mutter etwas vergraben, was für uns wichtig sein könnte.»
    «Zum Beispiel?»
    Kat war überfragt. Umso mehr drängte sie auf eine Antwort.
    «Lass es dir bitte wenigstens durch den Kopf gehen.»
    «Tu ich ja», erwiderte Eric. «Und ich werde noch heute wieder einmal versuchen, meinen Vater zu erreichen. Vielleicht weiß er, ob und was meine Mutter dort vergraben haben könnte.»
    «Und wenn du ihn nicht erreichst?»
    «Werde ich dich als Erste wissen lassen, wie ich mich entscheide.»

11
    Nick hoffte, dass Kühe die Beatles mochten, weil die, die am Straßenrand grasten, gerade mit voller Lautstärke von deren Musik aus dem White Album beschallt wurden. Er hatte die Fenster heruntergelassen und fuhr in Richtung Fairmount, durch Weideland, so weit das Auge reichte. Unterwegs hatte er natürlich auch die eine oder andere Ortschaft passiert, die alle Kopien von Perry Hollow zu sein schienen und doch nicht den gleichen Reiz hatten. Vor allem aber sah er Kühe, Kühe und nochmals Kühe. Schwarze, braune und weiße. Zur Abwechslung hätte er allzu gern auch einmal ein violettes Exemplar gesehen.
    Er war nur noch fünf Meilen von Fairmount entfernt, wie ein Straßenschild versprach, an dem er vorbeikam. Doch daran zweifelte er. Bis zum Horizont waren nur Gras und Kühe zu sehen.
    «Sexy Sadie» wurde gerade von der wüsten Nummer «Helter Skelter» abgelöst. Nick drehte die Lautstärke auf und drückte gleichzeitig das rechte Bein durch. Er saß nun schon seit drei Stunden am Steuer, und sein Knie schmerzte wie verrückt. Nur gut, dass er mit dem rechten Bein nicht auf die Pedale treten musste.
    Nach seiner schweren Knieverletzung hatte er befürchtet, nie mehr Auto fahren zu können. Doch zum Glück gab es eine technische Lösung, die für Beinamputierte entwickelt worden war. Er hatte seinen Wagen so umbauen lassen, dass er nun Gas und Bremse mit dem linken Fuß bedienen konnte. Anfangs war es ihm kaum möglich gewesen, das rechte Bein still zu halten und alles mit dem linken machen zu müssen, und zwar so schnell und gezielt, wie es die Verkehrsumstände verlangten. Es hatte einen Monat gedauert, mehrere Beulen und auch noch die Schaufensterscheibe einer 7-Eleven -Filiale gekostet, ehe er sich an den neuen Fahrstil gewöhnt hatte.
    Aber jetzt hatte er den Dreh raus, und das war gut, denn er würde in den nächsten zwei Tagen jede Menge Meilen zurücklegen müssen. Vinnie Russo hatte die Adresse von Sophie Kepner in Fairmount ausfindig gemacht, außerdem das Ferienlager, aus dem Dwight Halsey verschwunden war, sowie die Adresse von Bucky Masons Vater Bill Senior in Centralia.

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