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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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zog sich in das dunkle Loch hoch.
    Im Schein der Taschenlampe konnte sie abgedeckte Gemälde in dem kaum
ein Meter fünfzig hohen Raum an der Wand stehen sehen und ein paar mit einer
dicken Staubschicht bedeckte Kartons. Nach eingehender Untersuchung fand sie in
den Kartons alte Unterlagen aus der Apotheke, Anleitungen für
Spezialrezepturen, braune Flaschen mit irgendwelchen Flüssigkeiten darin, Dosen
mit diversen Pulvern. Anscheinend hatte man alles ohne große Durchsicht
eingelagert und hier oben in die Verbannung geschickt.
    In einem anderen Karton fand sie alte Fotoalben, insbesondere Fotos
von Charles, dem Beagle. Ein Lächeln huschte über Aethels Gesicht. Ihr
Großvater und der Hund, ein Paar, das alle nur kopfschüttelnd betrachtet
hatten. Kurz nach dem Tod ihres Großvaters war eine Angestellte mit Charles
Gassi durch den Wald gegangen. Charles hatte plötzlich einen Sprint eingelegt,
war auf einen Mann zugerast, der die Gestalt des Großvaters hatte, und war tot
umgefallen. Herzversagen.
    Aethel setzte sich im Schneidersitz neben den Karton auf den
dreckigen Boden und holte den kleinen Schlüssel aus ihrer Hosentasche. Im Licht
der Taschenlampe betrachtete sie ihn etwas eingehender. Er war eigentlich zu
klein und zu kurz, um in ein normales Schloss zu passen, dachte sie, und
irgendwie erinnerte er sie an … Aethels Herz fing an, wie wild zu klopfen. Mit
fliegenden Händen leerte sie den ganzen Karton vor sich aus. Stapelte Papiere
und Fotoalben vor sich auf, und dann hatte sie das Gesuchte in der Hand. Ein
Album, einem Poesiealbum ähnlich, das mit einem Schloss verriegelt war. Sie
steckte den Schlüssel hinein, und das Schloss sprang mit einem leisen Klicken
auf.
    Aethel saß bis zum ersten Vogelgezwitscher auf ihrem Bett
und blätterte immer wieder das Fotoalbum durch, las die Namen, die über den
Fotos in fast unleserlicher Handschrift geschrieben standen, und überlegte, was
daran so geheimnisvoll war. Die Fotos ähnelten denen, die sie im Tagebuch
gefunden hatte. Warum hatte ihr Großvater also so ein Geheimnis um diesen
Schlüssel beziehungsweise um dieses Album gemacht? Sie sah an die Decke, sah
das Chaos, das sie angerichtet hatte, nur um einem Geheimnis, das keines war,
auf die Spur zu kommen. Dann überlegte sie, was sie ihren Eltern erzählen
sollte. Vielleicht wäre eine Einweisung in eine Klapsmühle die Rettung vor der
bevorstehenden Hochzeit, dachte sie amüsiert.
    Dann wurde sie auf einmal ernst. Ihre Gedanken sprangen wie ein
Eichhörnchen auf einem verästelten Baum von Zweig zu Zweig. Sie schloss die
Augen, dachte an ihren zukünftigen Ehemann und an das Gespräch im Restaurant.
Er, der Überlegene. Er, der meinte, dass er in Schlechtigkeit und Raffinesse
nicht zu übertreffen wäre. Da hatte er sich allerdings die falsche Braut
ausgewählt. Aethel erinnerte sich wieder an die kurze Begrüßung mit dem älteren
Herrn. Sie hörte leise die Worte, die sie miteinander ausgetauscht und die sie
nur am Rande wahrgenommen hatte, weil sie zu sehr mit ihren Rachegelüsten
beschäftigt war. Und dann wusste sie, wer der ältere Herr war. Stadtbekannt.
Warum war sie nicht eher darauf gekommen?
    Trotz der lähmenden Müdigkeit, die sie plötzlich überkam, kletterte
Aethel wieder nach oben durch die Luke und sagte leise wie Lady Macbeth im
ersten Akt von Shakespeare: »And we’ll not fail.«

57. KAPITEL
    München   Die
Ermittlungen liefen auf Hochtouren. Der Lebenslauf von Frau Serani war ziemlich
lückenhaft, gab den Beamten aber so viel Einblick, dass sie zur
Hauptverdächtigen wurde. Sowohl im Mordfall Senner als auch im Fall der spurlos
vermissten Personen. In Ägypten geboren, hatte sie den größten Teil ihrer
Kindheit in England in einem Internat verbracht. Ihre Eltern kamen in Kairo um,
Todesursache unbekannt. Dort hatte sie einen zweiten Wohnsitz. Sie war mit
einem deutschen Unternehmer verheiratet gewesen, der vor fünf Jahren verstorben
war. Seit zehn Jahren wohnte sie in Essen. Ihre Kreditkartenabrechnungen
zeigten, dass sie gern und viel reiste, sich aber mindestens für drei Monate im
Jahr in Ägypten aufhielt. Sie sprach Deutsch, Französisch, Englisch und Arabisch.
    Sam saß am Telefon und wählte gerade eine Nummer in England, als
sein Handy klingelte. Er unterbrach und schaute auf sein Display. Nummer
unbekannt.
    Als er ranging, hörte er erst

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