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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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wunderschönen Kolonialstilvilla mit Palmen im
Garten und einer Menge Bediensteter. Altmann, der alles in Deutschland zurücklassen
musste, fand bei ihnen Unterkunft, bis er sich ein eigenes Haus leisten konnte.
Dann war der Krieg in Europa zu Ende. Grosvenor erschien mit einer Büste in
Kairo. Die Nofretete. Er hatte sie einem Amerikaner abgekauft, der behauptete,
es sei das Original. Die Kopie, die Hitler hatte anfertigen lassen, sei in
deutschen Händen geblieben. Kurz darauf gab es einen Streit zwischen den
dreien, und eine Woche später drangen Wilde in unsere Villa ein und
schlachteten alles ab, was zwei Beine hatte. Meine Eltern wurden getötet. Ich
überlebte das Massaker. Meine Großeltern brachten mich daraufhin nach England.«
    Frau Serani wirkte plötzlich entspannt, als hätte sie eine große
Last von ihren Schultern geworfen.
    Â»Worum ging es bei dem Streit?«
    Â»Angeblich um eine Menge Geld. Eine halbe Schiffsladung voll mit
wertvollen Schätzen aus geplünderten Gräbern aus dem Tal der Könige, die man
angeblich leer aufgefunden hatte. Altmann wollte alles aus Ägypten
hinausschaffen und in Europa für viel Geld verkaufen. Mein Vater war strikt
dagegen. Er wollte das Geschäft vereiteln, weil er der Meinung war, dass die
Dinge ins Museum gehörten und nicht in unwissende Hände. Na ja, auf jeden Fall
teilten sich nach dem Tod meiner Familie Altmann und Grosvenor den Erlös aus
dem Verkauf der altägyptischen Schätze.« Frau Serani hatte während ihrer
Erzählung einen Knoten in ihren Schal gemacht und hielt ihn mit beiden Händen
fest umschlossen.
    Â»Ich musste in England ohne meine Eltern groß werden, während
Altmann und Grosvenor ihre Kinder und Enkel aufwachsen sahen. Nach meinem
Collegeabschluss habe ich diese beiden Familien studiert und auf den richtigen
Zeitpunkt gewartet. Umso überraschter war ich über Grosvenors Enkelin, Aethel,
die mir geradezu in die Hände spielte. Ich beobachtete die Kleine, die schon im
Kindesalter stahl. Francis Grosvenor hatte sich komplett zurückgezogen,
wahrscheinlich konnte er nicht mit der Last, die auf seinen Schultern lag,
leben. Ich traf ihn eines Tages im Wald mit seinem Hund. Er erkannte mich
sofort und erschrak fast zu Tode. Ja, ich muss wohl sehr viel Ähnlichkeit mit
meinem Vater haben. Er bot mir zum Ausgleich für das, was damals geschehen war,
die Büste der Nofretete an. Wie Sie wissen, ist sie etwa dreihundert Millionen
Euro wert. Ich nahm sie entgegen, aber zufrieden war ich trotzdem nicht. Dann
kam ich auf eine andere Idee, ich wollte Aethel dafür benutzen, um Ägypten
seine Schätze zurückzugeben, die ihr Großvater und Altmann dem Land gestohlen
hatten. Das funktionierte auch bis zu dem Tag reibungslos, als sie Lothar
Senner tötete.«
    Deshalb hat sie auch keine Antiquitäten in ihrem Haus, dachte Sam
und sah sich zur Bestätigung noch einmal um.
    Â»Haben Sie Senner auch auf einer Versteigerung kennengelernt?«
    Â»Ja, genau wie Sie, O ’Connor. Er saß neben mir und ersteigerte ein paar
Antiquitäten … Tja, und dann beging Aethel noch einen weiteren gravierenden
Fehler.«
    Â»Und der war?«, fragte Sam.
    Â»Als sie in mein Haus einstieg, war ich hier. Ich beobachtete sie,
und als sie die Büste in ihren Händen hielt, ahnte ich schon, dass sie Probleme
machen würde. Ich hatte recht behalten. Sie fuhr direkt nach Hause und nicht
nach Mallorca, wo der Kunde wartete. Sie sollte die Büste nur überbringen,
deshalb habe ich sie auch von ihr stehlen lassen. Ich hatte keine Lust, damit
durch die Gegend zu fahren, und ich wollte sicher sein, dass sie auch an ihrem
Zielort ankommt. Da konnte ich mir bislang bei Aethel sicher sein.«
    Â»Kannten Sie Aethel persönlich?«
    Â»Ich habe Sie auf einer Versteigerung angesprochen, aber sie wusste
weder, wer ich wirklich war, noch, wo ich wohnte.«
    Â»Wie ging es mit der Büste weiter?«
    Â»Ich hatte das Gefühl, dass sie die Büste nicht abliefern wollte,
aber irgendetwas bewog sie, es dann doch zu tun. Ein paar Tage später bekam ich
eine Mail, dass Aethel bei dem Kunden im Haus gewesen war. Er war ziemlich
wütend darüber. Und vermutete wohl einen Betrug.«
    Â»Wie hieß der Kunde?«
    Â»Keine Ahnung. In diesem Geschäft gibt man seine wahre Identität
nicht preis. Das ist ja auch nur verständlich, oder?«
    Â»Haben Sie

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