Totenpech
das Geld für die Büste bekommen?«, fragte Alfred.
Frau Serani überlegte und sagte dann: »Nein.« Dabei sah sie Alfred
direkt in die Augen. Sam glaubte ihr in diesem Punkt nicht.
»Haben Sie Aethel gewarnt, als wir Ihnen sagten, dass wir eine heiÃe
Spur haben?«
»Nein. Ich wusste ja, dass die Büste bereits in den richtigen Händen
war.«
Ein Indiz dafür, dass Sie das Geld bekommen hatte, dachte Sam, sagte
aber nichts dazu.
»Frau Serani, wir haben bei Lothar Senner eine gefälschte Mumie
gefunden. Eine junge Deutsche, die vor zehn Jahren entführt und zu einer Mumie
verarbeitet wurde. Sie war eine Touristin und verschwand aus der Medina von
Fes. Es gibt noch einige andere ungeklärte Vermisstenfälle. Bei allen hat Herr
Senner mitgewirkt oder seine Jachten zur Verfügung gestellt.«
Serani überlegte und schüttelte dann ungläubig den Kopf.
»Sie glauben, da entführt einer Menschen und macht aus ihnen
Mumien?« Sie schien nachzudenken, dann sagte sie: »Gut, diese Mumien werden zu
horrenden Summen gehandelt. Es ist ein sehr lukratives Geschäft, solange man
die Ware nicht überprüft. Und wer geht schon mit einer illegal erworbenen Mumie
in ein Institut und lässt sie auf Echtheit überprüfen. Nur ein Idiot, oder
nicht?«
Sam gab ihr recht und musste über ihre Erklärung schmunzeln.
»Fakt ist, Senner hat seine Jachten für die Entführungen zur
Verfügung gestellt, um etwas Bestimmtes dafür zu bekommen. Ich tippe mal auf
seltene ägyptische Kunstschätze, denn sein Keller war voll davon.«
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, meine Herren, ich sehe mir die Sachen
an. Vielleicht fällt mir zu dem einen oder anderen Teil etwas ein. Wie Sie
wissen, kenne ich ja so einige Sammler. Möglicherweise fällt dann meine Strafe
etwas geringer aus.« Sie zwinkerte Sam zu und erhob sich aus ihrem Stuhl.
»Noch eine Frage, Frau Serani. Kennen Sie einen weiteren Liebhaber
ägyptischer Kunstgegenstände auf Mallorca?«
»Nein. Nicht auf Anhieb.«
»Sie haben Aethel nur das eine Mal dorthin geschickt, um die Büste
abzuliefern.«
»Ja.«
»Sie muss also nach der Ãbergabe dem Kunden direkt zu seinem Haus
gefolgt sein. Somit ist sie die Einzige, die die Adresse des Unbekannten
kennt.«
»Ja, anzunehmen.«
Sam dachte an den einzigen Entführungsfall, bei dem an dem besagten
Tag keine von Senners Jachten im Hafen lag. Mallorca.
»Wissen Sie, Herr Kon⦠O âConnor. Sie kamen mir damals schon nicht ganz geheuer
vor. Sie sind verdammt pfiffig.«
Frau Serani lachte, und Alfred sah Sam neidisch von der Seite an.
»Und soll ich Ihnen noch etwas sagen? Ich bin froh, dass ich das
alles mal erzählen durfte. Ich wollte mit diesem Geheimnis nämlich nicht ins
Grab steigen.«
66. KAPITEL
Kairo   Auf dem
Internationalen Flughafen in Kairo schien Daniel nicht das erste Mal zu sein.
Dafür bewegte er sich zu routiniert. Zielstrebig ging er zu einem Schalter, wo
er zwei Visa kaufte, danach stellte er sich an den Schalter der Passkontrolle.
Lina beobachtete, dass die Hälfte der Passagiere es genau andersherum machten
und deshalb von den finster dreinblickenden Beamten wieder zu Schalter 1
geschickt wurden, um sich das erforderliche Visum zu kaufen, was wiederum dazu
führte, dass die Schlange sich vor Lina und Daniel schnell in nichts auflöste
und sie innerhalb von fünf Minuten durch die Kontrolle waren.
Daniel war während des Fluges ziemlich ernst und schweigsam gewesen.
Lina fragte sich, ob er die Reise inzwischen bereute oder ob er vielleicht
unter ähnlichen Flugängsten litt wie Sam. Sie überlegte gerade, ob sie ihn
fragen sollte, was der Grund seines Stimmungstiefs war, als er sie plötzlich in
den Arm nahm und sagte: »Ich möchte, dass du immer bei mir bleibst.« Sie war
verwirrt. Wie meinte er das? Sie kannten sich doch erst ein paar Tage. War es
nicht ein bisschen früh für solche Wünsche. Daniel sah ihr eindringlich in die
Augen. »Ich meine hier in Kairo. Bleib schön an meiner Seite, hörst du?« Lina
nickte, und Daniel nahm ihre Hand fest in die seine.
Als sie das Flughafengebäude verlieÃen, schlug ihnen nicht nur eine
unerträgliche Hitze entgegen, sodass Lina sofort der Pullover am Körper klebte,
sondern sie wurden auch blitzschnell von einer wild gestikulierenden
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