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Totenpech

Titel: Totenpech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Pleva
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jemand ihn deshalb beseitigt? Frau Serani blieb zum dritten Mal länger an
einer Skulptur stehen und betrachtete sie eingehend, dann stellte sie sie
wieder hin, und Sam stieß die Luft aus, die er für einen Moment angehalten
hatte. Er hoffte inständig, dass der Frau irgendein Name einfiel, irgendetwas,
das ihm weiterhelfen würde.
    Direktor Hansen hatte gesehen, dass die unliebsamen Besucher auch
ohne ihn auskamen, und ließ die beiden nach zehn Minuten allein.
    Â»Herr O ’Connor?«
    Â»Ja.«
    Â»Wären Sie auch auf mich gekommen, wenn die Putzfrau den Einbruch
nicht gemeldet hätte?« Sie drehte sich langsam zu ihm um und lächelte. »Ganz
ehrlich?«
    Â»Nein, wahrscheinlich nicht.«
    Sie nickte und widmete sich wieder dem Stück in ihrer Hand.
    Â»Das ist ein seltenes Stück. König Khufu. Wenn ich mich nicht irre,
gab es nur eines davon, und das stand im Museum in Kairo.«
    Sie sah Sam an und stellte es wieder in die Reihe zurück.
    Â»Tja, die anderen sagen mir irgendwie nichts.«
    Sam war ein wenig enttäuscht, aber dass der kleine König Khufu
ursprünglich aus dem Museum in Kairo stammte, ließ ihn aufhorchen.
    Am Nachmittag saß Sam zu Hause mit einem Stapel Papiere
und Artikel, die ihm Peter Bauer herausgesucht hatte, und ging eines nach dem
anderen durch.
    TAUZIEHEN UM DIE SCHÖNE VOM NIL
    Für die geplante Eröffnung des neuen Ägyptischen Museums in Giseh wollen die Ägypter die Büste der
Nofretete ausleihen. Die Bitte stieß im Bundestag bislang auf Ablehnung, weil
die Büste, laut Expertenmeinung, zu sensibel für einen Transport sei.
    Ã„gypten pocht jedoch
inzwischen auf die Rückgabe der illegal entwendeten Büste, die 1912 von dem deutschen Archäologen Ludwig Borchert in der
Wüste von Amarna entdeckt und nach Deutschland gebracht worden war.
    Das altägyptische Meisterwerk wird auf rund 390 Millionen
Dollar geschätzt.
    Weiter las Sam, dass ein britisches Museum 454 Artefakte
zurück nach Ägypten schickte, die vor über 30 Jahren illegal aus dem Land
geschafft worden waren. Die Objekte stammten von einem Ägyptomanen, dessen
Familie dem Museum die Stücke hinterlassen hatte. Zu der Sammlung gehörten
Perlenketten, Tonfragmente, Münzen, Keramiken und diverse Skulpturen.
    Ein anderer hatte ein Mitbringsel aus dem Land der Pharaonen wieder
zurückgeschickt, weil er plötzlich schwer erkrankt war und an einen Fluch
glaubte.
    Dann las Sam:
    Ã„GYPTEN FORDERT NOFRETETE ZURÜCK
    Ein neuer Streit um die
Nofretete ist ausgebrochen. Der Chef der ägyptischen Antikenverwaltung kündigte
an, die Büste der Nofretete von Deutschland zurückzufordern. Ein Schriftstück
der Deutschen Orient-Vereinigung unterstützt den Verdacht, dass die Büste 1913 aus dem Land geschmuggelt worden ist. Nach damaligem
Recht durften ausländische Archäologen die Hälfte ihres Fundes mitnehmen. Die
andere Hälfte blieb in Ägypten. Ein Antikeninspektor entschied darüber, wo
etwas hinging. Im Jahr 1913 war das
ein Franzose namens Gustave Lefebvre. Er erlaubte Borchardt, die Büste
mitzunehmen. Man vermutete schon damals, dass dieser Handel nicht mit rechten
Dingen zugegangen war, und forderte bereits Hitler auf, die Büste an Ägypten
zurückzugeben. Ohne Erfolg.
    Die Büste hatte offensichtlich seit fast einem Jahrhundert
für viel Aufregung gesorgt, stellte Sam fest. Fünfzig Millionen Euro waren bei
dem geschätzten Preis ja geradezu ein Geschenk. Steckte hinter dem Kauf
vielleicht sogar der Direktor der Antikenverwaltung Kamal Alawar selbst, der
mit allen Mitteln versuchte, die Nofretete nach Hause zu holen, wie er mehrfach
zitiert wurde?
    Ihm sollte es egal sein, ihn interessierten nur noch die zwanzig
Akten, die vor ihm lagen und auf Aufklärung warteten.
    Er rieb sich über die müden Augen und ging die anderen Artikel
durch. Darunter waren etliche, die von Ausgrabungen handelten. Tausende Jahre
alte Gräber von adeligen Mumien, Priestern, Prinzessinnen, Familienmitgliedern
von Pharaonen, sogar Spekulationen darüber, dass man das Grab der Kleopatra
gefunden hatte. Ein Archäologe, Basil Nassour, hatte im Tal der Könige ein
spektakuläres Grab mit drei sehr ungewöhnlich hellhäutigen Mumien entdeckt.
Zwei Erwachsene und ein Kind. Man sprach zunächst von einer blonden Pharaolinie.
Dann vermutete man, dass die Mumien aus der Zeit des Pharaos

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