Totenpech
verlassen und wollte im
Laufe des heutigen Tages wieder zu Hause sein. Recht ungewöhnlich erschien Sam,
dass ihr zukünftiger Gatte erst vorgestern das Zeitliche gesegnet hatte und
Aethel nicht verweint zu Hause saÃ.
Sam lieà sich von einer Angestellten über eine gewundene Treppe in
Aethels Turmzimmer führen und war überrascht, als er das Chaos sah. Ein Loch in
der Zimmerdecke, heruntergerissene Tapetenbahnen, die wie chinesische
Stoffbänder von der Decke baumelten, und weiÃer Putz auf dem Boden und
sämtlichen Möbelstücken. Sam sah sich um und öffnete als Erstes den
Kleiderschrank. Der spärliche Inhalt überraschte ihn. Keine aufgerüschten
Kleider, keine auffallenden Hüte für das Derby, Polospiel oder andere Events
der Upperclass. Lediglich zwei Kostüme, zwei weiÃe Blusen, der Rest waren schwarze
oder dunkelblaue Jeans und Pullover. Er tastete die einzelnen Kleidungsstücke
ab, öffnete die wenigen Schuhboxen und wollte den Schrank gerade wieder
schlieÃen, als ihm eine Holzplanke ins Auge fiel, die etwas höher lag als die
anderen. Sie lieà sich ohne Probleme anheben. Darunter kamen eine Kiste und
diverse ägyptische Skulpturen zum Vorschein. Er legte alles aufs Bett und sah
sich weiter nach möglichen Verstecken um. In dem altenglischen Schreibtisch mit
der jägergrünen Lederauflage fand er noch ein altes Tagebuch und einen Laptop.
Dann hob Sam die schwere Matratze hoch. Als er sie wieder
herunterlieÃ, hatten sich die Kissen auf dem Bett verschoben und ein Buch
freigelegt. Es war eine Art Poesiealbum. Sam sah sich die alten Fotos darin an.
Erst konnte er nichts Auffälliges entdecken, doch da war ein Foto, das ihn
stutzen lieÃ. Er sah noch einmal genau hin, und dann ging ihm ein Licht auf.
Harold Grosvenor hörte sich mit unbewegter Miene die Anschuldigungen
an, die man gegen seine Tochter vorbrachte.
Es war schwer, zu erraten, was der Mann dachte, denn er äuÃerte sich
zu keinem Punkt und saà nur schweigend da.
Am Nachmittag wurde Sam von Brenner darüber informiert, dass die
Mumie im Haus von Schmitzing echt sei. Eine groÃe Enttäuschung für Sam. Von Schmitzing
war ebenfalls verhört worden und bekannte sich schuldig, viele Kunstgegenstände
nicht ganz legal erstanden zu haben. Eine Joséphine Renouillt kannte er nicht,
was Sam mehr als überraschte. Hatte er die beiden doch auf Frau Seranis
Charity-Empfang nebeneinander stehen sehen. Oder hatte es nur danach ausgesehen,
als würden sie sich kennen?
Als Aethel gegen Abend immer noch nicht nach Hause gekommen war,
ahnte Sam Böses. War sie untergetaucht? Oder hatte man sie aus dem Weg
geschafft, damit sie nicht mehr gegen ihre Auftraggeberin aussagen konnte?
65. KAPITEL
Essen   Aethel war
am frühen Morgen immer noch nicht aufgetaucht. Ihre Eltern waren nicht gerade
in groÃer Sorge, weil sie solche Ausflüge von Aethel kannten. Die britische
Polizei stellte einen Beamten vor dem Haus ab, und Sam und Alfred flogen von
London nach Düsseldorf. Von da aus fuhren sie mit einem Leihwagen weiter nach
Essen.
Es dauerte eine Weile, bis sie nach dem Betätigen des Klingelknopfes
im Inneren der Rotklinkervilla Schritte und ein fröhliches Summen hörten, das
augenblicklich verstummte, als Frau Serani die Tür öffnete und die beiden
Männer vor sich stehen sah. Sie sah Alfred fragend an, dann erst bemerkte und
erkannte sie Sam, der schräg hinter ihm stand. »Was wollen Sie?«
»Kripo München, Frau Serani. Wir hätten da noch ein paar Fragen an
Sie«, sagte Alfred und hielt ihr den Ausweis direkt unter die Nase.
»Schon wieder? Ich fasse es nicht. Ich werde die Putzfrau
verklagen.« Dann hielt sie plötzlich inne und fragte unsicher: »Oder haben Sie
etwa die Büste mitgebracht?« Sie sagte es so, als wäre es ausgeschlossen. »Und
was machen Sie hier, Herr Kondor?«
» O âConnor.«
»Mein Kollege«, nahm Alfred Sam die Antwort vorweg.
»Dürften wir reinkommen?«
Ohne ein Wort zu sagen, bat sie die beiden Männer mit einer Geste,
einzutreten. Sie bot ihnen Platz auf einem Sofa an und setzte sich selbst den
beiden gegenüber in einen safranfarbenen Ohrensessel.
Alfred führte das Verhör, während Sam Frau Serani erst einmal nur
beobachtete. Wieder verblüffte ihn, dass die Frau fast fünfzehn Jahre jünger
aussah, als sie eigentlich war. Ihre
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