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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Wir müssen davon ausgehen, daß dieses Kind, wie immer es auch sein mag, einen eigenen Willen hat. Ich glaube nicht, daß es erscheint, wenn wir einfach nur seinen Namen rufen. Nein, nein, das wird uns kaum gelingen. Es ist deshalb wichtig für uns, eine Möglichkeit zu finden, den Kontakt aufzunehmen. Wir müssen gewissermaßen einen Kanal aufbauen, eine Strecke, die in die andere Welt führt.«
    »In das Reich der Geister, meinen Sie?«
    »So ungefähr.«
    Wir sahen, daß sich die Haut am Hals bewegte. Helen schluckte. Was sie und wir so locker dahingesprochen hatten, bedeutete in Wirklichkeit sehr viel für sie. Bisher mochte sie von den Kontaktaufnahmen gehört und gelesen haben, nun aber wurde sie selbst damit konfrontiert, und das war immer etwas anderes. Sie würde sich diesen Problemen stellen müssen, was bestimmt nicht einfach war. »Bisher habe ich nie so recht daran geglaubt. Ich ahne wohl, daß es gewisse Dinge zwischen Himmel und Erde gibt, die…nun ja, Sie kennen den Spruch. Ich habe zudem Bücher gelesen, die dieses Thema am Rande streiften. Bei mir ist da einiges zusammengekommen, aber ich hätte nie gedacht, daß ich persönlich mit diesen Dingen einmal konfrontiert werden würde. Der Ruf in die Geisterwelt.« Sie schlug gegen ihre Stirn. »Das ist ja der reine Wahnsinn. Da…da…komme ich nicht mit, aber ich will es probieren, weil ich einfach den Eindruck habe, daß es ungemein wichtig ist.«
    »Da haben Sie recht.«
    »Hier bei mir bleiben können Sie auch nicht, denke ich. Sie müssen ja zu meinem Mann.«
    »Ja, wir werden Gäste bei der Party sein. Deshalb bleibt uns auch nicht viel Zeit.«
    »Wird der Henker ebenfalls dort erscheinen?«
    Auf diese Frage gaben ihr weder Suko noch ich eine Antwort. Dafür griff ich nach der Puppe. Ich nahm den Körper in die Hand, den flachen Kopf ließ ich liegen.
    Der Puppenkörper bestand aus Holz. Ich fühlte ihn unter dem Kleiderstoff, der ebenfalls noch aus alter Zeit stammte. Mir kam er temperiert vor, handwarm, was durchaus an den Strahlen der Sonne liegen konnte, die den Körper getroffen hatten.
    Vier Augen beobachteten mich. Suko schaute gelassen zu, Helen mit einer Mischung aus Skepsis, Neugierde und Abwehr. »Können Sie sich vorstellen, weshalb Cynthia immer wieder nach ihrer Puppe gerufen hat?« flüsterte sie.
    »Nein, nicht genau.«
    »Sie muß sie sehr geliebt haben.«
    »Stimmt. Aber reicht das?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ganz einfach. Es kann durchaus sein, daß es noch eine andere Verbindung gibt, als eben diese ungewöhnliche Liebe zwischen den beiden. Oder liege ich da falsch?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Das möchte ich herausfinden. Vielleicht gelingt es uns ja, daß die Puppe und Cynthia miteinander Kontakt bekommen und die eine dafür sorgt, daß die andere hier erscheint.«
    Um Helens Lippen huschte ein Lächeln. »Das wäre ein Wahnsinn«, sagte sie.
    Ich schaute in die Puppe hinein. Da der Kopf mit einem glatten Schnitt vom Körper getrennt worden war, saß die Hälfte des Halses noch auf dem Körper und die andere am Kopf. Innen steckte eine Mischung aus Lumpen und Stroh; nichts Ungewöhnliches.
    Ich schaute mir den Kopf an.
    Das Gesicht war bemalt. Auf dem hellen Holz zeichnete sich der rote Mund besonders gut ab. Ich sah auch die Augen und die Nase. Der Maler hatte es geschafft, mit wenigen Punkten und Strichen dieser Puppe ein nettes Gesicht zu geben. Das machte keine Angst, das flößte dem Besitzer Vertrauen ein.
    Ich tat dann etwas, das zumindest Helen McBain verwunderte. Sie bekam große Augen, als sie sah, wie ich die Kette über den Hals streifte und das Kreuz freilegte. Sie war von diesem Kreuz fasziniert und holte tief Luft. »Kennen Sie das?« fragte ich sie.
    »Nein, ich habe es nie gesehen.«
    »Es ist für mich wichtig«, sagte ich. »Möglicherweise kann es uns den Weg zeigen.«
    »Wohin?«
    »Zur Lösung. Sie kennen das Mädchen, wir kennen die Eltern des Mädchens und dessen Bruder. Und diese Familie Ashford kennt auch das Kreuz. Deshalb ist es möglich, daß dieses Kreuz auch Cynthia bekannt ist. Ich kann Ihnen jetzt keine genaue Erklärungen geben, Sie und wir müssen dem Kreuz vertrauen, das auch der Familie Ashford gewesen ist, wenn auch durch einen anderen Träger.«
    Helen nickte. Dennoch lagen ihr zahlreiche Fragen auf der Zunge, aber sie beherrschte sich.
    Ich legte das Kreuz auf den Gartentisch.
    Für einen Moment schien es zu explodieren, sich aufzulösen im Licht der Sonne. Das aber war ein

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