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Totenplatz

Totenplatz

Titel: Totenplatz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Irrtum. Es sah nur so aus, weil es von einem Sonnenstrahl erwischt worden war, der seinen Weg durch das Laub gefunden hatte.
    Vier Augen schauten mir gespannt zu. Ich faßte zuerst den Kopf mit zwei Fingern an und schob es auf den oberen, kurzen Balken des Kreuzes zu.
    Als es zur Berührung kam, nahm ich die rechte Hand wieder zurück und griff mit der linken zum Puppenkörper. Ihn brachte ich bis an die Unterseite des Kreuzes heran.
    Der Kopf lag oben, der Körper unten. Das Kreuz bildete ein neues Mittelteil.
    Sollte die Puppe in einer sehr starken Verbindung zu ihrer Besitzerin stehen, so war es durchaus möglich, daß diese Verbindung durch das Kreuz noch aktiviert wurde. Dann mußte sie die Kraft spüren, die positiven Wellen, für die Grenzen keinen Bestand hatten.
    Wir warteten.
    Auch ich mußte zugeben, daß mich ein Gefühl der Spannung umklammert hielt. Obwohl äußerlich nicht viel passierte, war dieser Vorgang ungemein wichtig für den Fortgang des Falles.
    Die Verbindung zwischen den beiden Zeitebenen existierte. Ich mußte sie nur so stärken, daß auch wir mit einbezogen werden konnten. Und darauf warteten wir.
    Noch geschah nichts.
    Ich hörte Suko atmen, dann sprach er mich leise über den Tisch hinweg an. »Was hältst du davon, wenn du es aktivierst?«
    »Nicht viel.«
    »Warum nicht?«
    Ich hob leicht die Schultern. »Es könnte sein, daß die Kraft dann zu stark wird.« Er schwieg.
    Auch die Frau des Försters sagte kein Wort. Sie stand unter Druck, wir sahen es ihr an. Immer wieder bewegte sich ihr Hals, als sie schluckte.
    Ich ließ das Kreuz nicht aus den Augen. Auch schaute ich auf den Kopf der Puppe. Weder er noch der Körper strahlten auf, zum Zeichen, daß etwas geschehen war.
    Sollte ich mich so geirrt haben?
    »Sie ist da!« Helen McBain schrak zusammen, als sie den Satz sagte.
    »Ja, sie ist da. Ich spüre es. Sie befindet sich in unserer Nähe, aber sie traut sich nicht aus dem Unsichtbaren hervor. Sie lauert, sie wartet, sie will uns erscheinen und dann zuschlagen.« Helen stand auf. Es kratzte, als sie den schweren Stuhl zurückschob. Sie strich mit einer gedankenverlorenen Bewegung über ihre Stirn, dann über das Haar, schluckte einige Male und schaute an uns vorbei, schräg gegen den Himmel, als würde sie dort eine Erscheinung erkennen.
    Ich drehte mich nicht um, stellte allerdings fest, daß mein Freund Suko die Stirn gerunzelt hatte und ebenfalls dorthin schaute. Da mußte sich etwas tun.
    »Sie ist da…« Helen bekam die Worte kaum hervor. Sie schüttelte sich dabei, preßte die Hand auf die Brust, und bevor ich das Mädchen noch sah, hörte ich seine Stimme.
    »Ihr habt meine Puppe…«
    Da erst wußte ich, daß ich Erfolg gehabt hatte. Cynthia kam…
    ***
    Für einen Moment blieb ich noch sitzen. Dann drehte ich mich auf dem Stuhl sehr langsam nach links, denn aus dieser Richtung hatte ich die Stimme gehört. Cynthia hatte nicht laut gesprochen, die Botschaft war nicht mehr als ein Flüstern gewesen, und dies setzte sich irgendwie auch optisch um, denn wir sahen sie nicht wie einen normalen Menschen mit einem normalen Körper, sondern irgendwie anders. Durchscheinend, als wäre sie ein Geist.
    Im Garten malte sich der schwache Umriß eines Mädchens ab. Es war ein hübsches Kind mit einem runden Gesicht. Es sah nicht einmal altertümlich aus, es wirkte auf mich zeitlos, denn auch heute zog man den Kindern oft lange Kleider an.
    Nur waren die Kinder, die normal lebten, nicht so blaß wie diese kleine Person. Das runde Gesicht zeigte eben die leichenhafte Blässe, als wäre die Haut mit einem dünnen Kreidestab eingerieben worden, der sich überall verteilte. Selbst die Lippen wiesen kaum einen roten Farbton auf, sie blieben blaß, und ich konzentrierte mich auf die Augen. Sie waren aus der Distanz nicht genau zu erkennen. Zudem hielt sich die Kleine im Licht der Sonne auf. Sie wirkte dort wie ein heller, körperloser Schatten.
    Kam sie, kam sie nicht?
    Sie zögerte, denn sie war durcheinander. Etwas paßte ihr nicht. Kopf und Körper der Puppe waren voneinander getrennt. Zwischen beiden lag das Kreuz. Die Puppe hatte jetzt eine völlig neue Verbindung bekommen, die zugleich so etwas wie einen Kanal darstellte, der zwei Ebenen miteinander verband.
    Cynthia wollte die Puppe. Ich ging davon aus, daß ich sie nicht aufhalten konnte.
    Zusätzlich wurde sie noch von den Kräften meines Kreuzes angezogen.
    Ihre Eltern kannten meinen Talismann. Ich fragte mich, ob er auch dem

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