Totenplatz
dennoch hoffte Suko, ihn so weit zu behindern, daß er die Waffe fallen ließ und Suko es vielleicht schaffte, sie an sich zu reißen.
In einer Lage wie dieser griff man nach jedem Strohhalm, aber der Inspektor hatte Pech.
Zwar traf er gut, aber der Henker ließ sein mächtiges Beil nicht fallen.
Die Einschlagswucht schleuderte ihn nur zur Seite, sein Arm sackte auch nach unten, er stützte sich noch mit der Klinge ab, aber los ließ er sie nicht.
Als er sich abgestemmt hatte, wirbelte er in die entgegengesetzte Richtung, schwang sein mörderisches Beil in die Höhe und ließ es wieder fallen, wobei er es in Kopfhöhe waagerecht über den Boden hinwegschlug, um Sukos Hals zu erwischen.
Der Inspektor wich zurück.
Das mächtige Beil sauste an ihm vorbei.
Aber der Henker hatte noch längst nicht genug. Er holte abermals aus, diesmal hielt er den Griff mit beiden Händen fest. Er wollte von oben nach unten schlagen und dabei den Körper seines Gegners in zwei Hälften teilen.
Der aber stand nicht mehr auf seinem Fleck. Er war blitzschnell gestartet und hatte den Henker gerammt. Suko wußte, welches Risiko er damit einging, auch beim Aufprall gegen diesen harten Körper war er noch nicht sicher, ob er es überhaupt schaffte. Etwas verspätet geriet die Gestalt des Henkers ins Schwanken, und sie konnte dem Druck auch nicht mehr standhalten.
Der Mörder fiel auf den Rücken.
Für einen Moment war er wehrlos, was er nicht so empfand, denn Suko hörte hinter dem Stoff der Kapuze das böse klingende Lachen dieser widerlichen Gestalt.
Auf ihn stürzen konnte er sich auch nicht, denn der Henker wußte, wie er sich verteidigte. Sein verdammtes Beil hatte er nicht verloren. Er wuchtete es über seinem Körper hoch und die blutbefleckte Klinge wies auf Suko.
Der sprang zur Seite.
Der Henker rollte sich herum, bevor er wieder auf die Beine kam, um sich erneut zu stellen.
Suko hatte sich gebückt und einen Stein aufgehoben. Er hatte das untere Drittel aus dem Erdboden hervorgezogen, und er schleuderte den Stein wuchtig auf den Hinterkopf des aufstehenden Henkers zu.
Treffer. Verbunden mit einem dumpfen, häßlich klingenden Laut, als wären dort alle Knochen zusammengebrochen. Darauf jedoch hoffte Suko vergeblich, denn der Henker kam wieder hoch.
Und er bekam Hilfe.
Plötzlich war der Vogel da.
Wie der berühmte Blitz aus heiterem Himmel fiel er über den Inspektor her. Die Dohle hatte es geschafft, lautlos anzufliegen und Suko deshalb zu überraschen.
Als er das Tier bemerkte, war es schon zu spät. Da hackte der messerscharfe Schnabel gegen seine Kopfplatte, rutschte aber ab, weil sich Suko zu schnell bewegt hatte, und erwischte deshalb nur das Ohr des Mannes.
Auch das reichte aus, um Suko den Schmerz spüren zu lassen. Der Vogel war wie von Sinnen. Trotzdem wäre er für Suko kein Gegner gewesen, in diesem Fall aber sah es anders aus, denn die Dohle lenkte ihn von seinem eigentlicher Problem, dem Henker, ab.
Das war der Sinn des Eingreifens gewesen, denn der Henker konnte sich wieder erheben und in relativer Ruhe eine neue Angriffsposition suchen.
Suko kämpfte noch mit dem Vogel. Die Dohle war schnell und raffiniert.
Mit einer Kugel hätte er sie treffen können, aber Suko kriegte sie leider nicht vor die Mündung. Immer wieder flatterte sie weg, blieb in seiner unmittelbaren Nähe, so daß Suko seine Hände und Arme einsetzen mußte, um sie abzuwehren.
Vom Grillplatz her gesehen mußte seine Aktion wie ein skuriller Tanz wirken. Daß es dabei um sein Leben ging, ahnte wohl niemand, selbst sein Freund John Sinclair nicht.
Wieder schnappte die Dohle zu.
Sie hatte sich auf Sukos Gesicht konzentriert. An der linken Hand blutete er bereits, diesmal aber rammte er sie hoch, denn der Vogel war in die Höhe geflattert, um einer Kugel zu entwischen.
Die Faust traf das Tier voll.
Es krächzte schreiend auf, schlug zwar mit den Flügeln, war aber für einen Moment betäubt und landete auf dem Boden.
Das war die Chance.
Suko richtete die Mündung der Waffe nach unten. Er zielte kurz, wollte abdrücken und hörte dicht hinter sich den irren Schrei des Henkers. Er kam. Er hatte sein Beil hochgerissen, um es auf Suko niedersausen zu lassen.
Vom Boden her schrie der Vogel triumphierend auf…
***
Der erste Gast, der mir praktisch über den Weg lief, war mein Chef, Sir James Powell.
»John, verdammt, was ist mit Ihnen?«
»Was soll sein?«
»Wie sehen Sie aus?«
»Erschöpft?«
»Nein, durcheinander.«
Ich
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