Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz
verborgen, murmelte er: »Hab auch schon probiert, Sabine zu erreichen, aber bei ihr meldet sich immer nur die Mailbox.«
»Gut, dann wollen wir Sie fürs Erste nicht länger stören. Haben Sie Unterstützung bei der Betreuung Ihrer Kinder?«
»Danke, dass Sie nachfragen, Frau Greve. Meine Mutter ist bereits auf dem Weg hierher.«
»Das ist gut, Herr Jacobsen, und halten Sie sich bitte für weitere Fragen zu unserer Verfügung.«
Vor dem Haus der Jacobsens stieg Lukas Weber nicht gleich in den Vectra ein, sondern wählte noch in der Einfahrt stehend die Handynummer von Sabine Hofrath.
»Es nimmt tatsächlich niemand ab«, unterbrach er die Verbindung, um in seinem Notizblock zu blättern. »Also fahren wir jetzt direkt zu Frau Hofraths Arbeitsstelle in der Innenstadt.«
»Ich bin gespannt auf Sabine Hofraths Aussage, Weber. Nach Herrn Jacobsens Darstellung scheint es ja eher selten vorgekommen zu sein, dass sich seine Frau am Abend mit einer Freundin verabredet hat. Eventuell gab es sogar einen besonderen Grund für das Treffen.«
»Wie meinen Sie das?«
»Keine Ahnung, möglicherweise irgendeine Überraschung für ihren Mann. Vielleicht hat Herr Jacobsen demnächst Geburtstag, und seine Frau wollte zusammen mit ihrer Freundin ein Fest für ihn planen; irgendetwas in der Art.«
»Andresen, Hofrath und Zwingel« stand auf dem blank polierten Messingschild neben der Eingangstür zur Anwaltskanzlei, durch die Anna und Weber wenig später traten.
Kurz darauf saßen sie Sabine Hofrath gegenüber, deren Gesicht vom Weinen ganz verquollen war und die ganz offensichtlich auch jetzt Mühe hatte, ihre Tränen zurückzuhalten.
»Es ist einfach schrecklich«, begann die junge Frau. »Wenn ich doch Heiner nur etwas von Monis Plänen erzählt hätte. Vielleicht würde sie dann noch leben.«
Und als sie Webers fragenden Blick bemerkte, setzte
sie hinzu: »Heiner ist mein Mann. Wir sind beide gut mit den Jacobsens befreundet; Heiner und Malte spielen zusammen Tennis.«
Wie auf ein Stichwort hin klopfte es darauf an der Tür, und ein flotter Mittvierziger mit an den Schläfen bereits ergrautem Haar kam herein.
»Heiner Hofrath«, stellte er sich den Kommissaren vor. »Wenn es Ihnen recht ist, würde ich gern an diesem Gespräch teilnehmen.«
»Einen Moment noch, Herr Hofrath, wir bitten Sie gleich dazu«, entgegnete Anna und stellte, nachdem der Anwalt den Raum wieder verlassen hatte, ihre erste Frage.
»So, Frau Hofrath, nun erzählen Sie uns doch bitte, wie es sich mit Ihrem und Frau Jacobsens Treffen tatsächlich verhalten hat.«
»Moni hatte sich in einen anderen Mann verguckt und ist an diesem Abend zum ersten Mal mit ihm verabredet gewesen.«
»Können Sie uns sagen, wie der Mann heißt«, zog Anna Greve überrascht die Augenbrauen nach oben, »und wo genau die beiden sich treffen wollten?«
»Soviel ich weiß, wollten sie zusammen essen gehen, irgendwo unten an der Elbe, Richtung Blankenese. Der Mann nennt sich Adam, aber ich habe keine Ahnung, ob das auch sein richtiger Name ist. Moni hat ihn über eine Kontaktanzeige kennengelernt.«
»Hat Ihnen Frau Jacobsen diese Anzeige gezeigt?«, schaltete sich Weber ein. »Und haben Sie vielleicht sogar einmal ein Foto von dem Mann gesehen?«
»Nein, tut mir leid, Monika tat immer sehr geheimnisvoll, wenn es um ihren Schwarm ging. Sie hat mir leider
überhaupt nichts weiter erzählt oder gezeigt, aber irgendwann erwähnte sie einmal, dass Adam als freiberuflicher Fotograf tätig ist.«
»Und Sie sind sicher, dass Frau Jacobsen an dem Abend, an dem sie getötet wurde, mit diesem Mann zusammen gewesen ist?«
»Sie hat es jedenfalls vorgehabt. Deshalb brauchte sie doch auch ein Alibi für den Fall der Fälle und hat mich um Hilfe gebeten. Also bin ich zuerst allein zum Essen und danach ins Kino gegangen.«
»Konnten Sie das Verhalten Ihrer Freundin nachvollziehen, Frau Hofrath?«, fragte Weber weiter. »Auf den ersten Blick scheint Herr Jacobsen durchaus ein netter Mann und alles andere als eine schlechte Partie zu sein.«
»Nun ja, es ist nicht so einfach mit den beiden. Ich habe Moni wirklich nur helfen wollen.«
Erneut wurde an die Tür geklopft, und als Heiner Hofrath wiederum seinen Kopf ins Zimmer streckte, machte sich Anna Greve zum Gehen bereit. Sie reichte Sabine Hofrath die Hand und meinte, an deren Ehemann gerichtet: »Wir werden in den nächsten Tagen noch einmal auf Sie zukommen«, als Weber sich direkt an Heiner Hofrath wandte.
»Eine kurze
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