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Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz

Titel: Totenprinz - Westendorf, C: Totenprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Westendorf
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sogar niemals in Frage gekommen. Vor der Welt versteckt, beschützt, behütet sein – mehr hatte sie im Grunde nicht gewollt, als sie schwanger geworden war.
    Wie hatte sie deshalb von Max, dem Spatzen, später nur erwarten können, dass er flog wie ein Adler, wo sie ihn doch vor allem wegen seiner Fähigkeit, ein sicheres Nest bauen zu können, ausgewählt hatte? Selbst wenn sie sich damals in erster Linie nach Liebe gesehnt hätte, wäre ihre Wahl dennoch auf einen Mann wie Max gefallen.
Denn ein Adler hätte von seiner Gefährtin sicher erwartet, dass sie ihre Beute selbst erjagte. Und er hätte große Strecken mit ihr fliegen wollen, ganz hoch in den Himmel hinauf, wo es außer Adlern keine anderen Vögel mehr gab.
    Durch ihre Entscheidung, sich mit Max zusammenzutun, war das Leben zwar berechenbar, mit der Zeit aber immer eintöniger geworden, so eintönig, dass Amanda selbst ihre Sehnsucht kaum noch gespürt hatte.
    Damit war es jetzt jedoch, vor allem wegen der Mail von Cornelius, endgültig vorbei. Amanda setzte sich vor ihren Laptop und schrieb:
    Hallo Cornelius,
    freut mich, dass ich Dir gefalle. Aber warum soll ich denn Männer in Kämpfe verstricken? Oder meinst Du eher »Männer bestricken«? Mit Wollpullovern oder Socken? Häkeln wäre o. k., denn ein paar Luftmaschen würde ich zur Not gerade noch hinbekommen. Aber stricken? Nein, davon habe ich wirklich keine Ahnung.
    Herzliche Grüße von
    Helena.
    Cornelius’ Antwort kam prompt:
    Ich habe ja nur gesagt, dass ich Dein Gesicht mag und es möglich wäre, dass bei Dir das Äußere mit dem Inneren übereinstimmt. Niemand kann etwas für sein Gesicht, es sei denn, es hätte einer mit scharfem Skalpell nach Deinen Wünschen Hand an Dich
gelegt. Was man heutzutage wohl nur noch an winzigen Narben hinter den Ohren erkennen kann. Das muss ich mir bei Gelegenheit mal ansehen.
    Helena, was tust Du, außer nicht zu stricken? Hand an Dich legen?
    Neugierig geworden,
    Cornelius.
    Amanda überlegte, ob es nicht klüger wäre, Cornelius noch ein wenig zappeln zu lassen und erst morgen auf seine Mail zu antworten. Andererseits war sie viel zu sehr darauf gespannt zu sehen, wie es weiterging, um mit ihrer Antwort bis zum nächsten Tag zu warten.
     
    Amanda schrieb:
    Hand an mich legen? Kein Kommentar. Ich möchte dazu heute nur so viel sagen: Ich teile mein Bett schon viel zu lange mit einem Spatzen, der vom Hand-an-oder-auf-mich-Legen bedauerlicherweise nichts mehr wissen will.
    Und Du so?
    Herzlich,
    Helena.
    Wieder ging Cornelius’ Antwort nur ein paar Minuten später ein.
    Was, Du hast Dein Bett geteilt? Wie denn bloß? Hast Du für das Teilen eine Flex benutzt oder es ganz klassisch mit dem Fuchsschwanz probiert? Was hat
denn überhaupt der Spatz dazu gesagt? Ist er aus eurem Nest ausgeflogen?
    Mein Bett ist dagegen leider viel zu schmal, da lohnt das Teilen nicht.
    Liebe Grüße,
    Cornelius.
    Mittlerweile begann Amanda das Geplänkel mit Cornelius richtig Spaß zu machen.
     
    Sie schrieb:
    Respekt, mein Lieber!
    Du scheinst Dich ja auf Worte zu verstehen. Ich habe schon lange nicht mehr so gelacht und würde jetzt wirklich zu gern einmal Dein Gesicht sehen. Schickst Du mir ein Foto? Dann erzähle ich Dir vielleicht auch, was ich sonst noch so mache.
    Ebenfalls neugierig,
    Helena.
    Während sie auf Cornelius’ Antwort wartete und noch einmal ihre letzte Mail überflog, hörte sie die Haustür mit einem lautem Knall ins Schloss fallen. Kurz darauf steckte Klara ihren Kopf zur Küche herein, schaute neugierig auf Amandas Computer und durchquerte den Raum mit langen Schritten, bis sie hinter ihrer Mutter am Tisch stand. Schnell klappte Amanda den Laptop zu und sah Klara dann dabei zu, wie sie eine Flasche Mineralwasser aus dem Kühlschrank zog und, ohne sich ein Glas zu holen, aus ihr trank.

    »Was gibt’s denn zu essen?«
    »Hackbraten. Ist bald fertig.«
    »Ich bin so lange oben, ja?«
    Im Hinausgehen warf Klara noch einen missbilligenden Blick auf das leere Weinglas auf dem Küchentisch und den überquellenden Aschenbecher.
    »Musst du jetzt wirklich jeden Tag Wein trinken, Mama, und dermaßen viel rauchen, dass es in unserer Küche stinkt wie in einer Kneipe? Glaubst du wirklich, dass du damit ein gutes Vorbild für mich bist?«
    Amanda überging Klaras freche Bemerkung, die, wie sie sich eingestehen musste, nicht ganz unberechtigt war, und setzte den Topf mit den geschälten Kartoffeln auf den Herd. Leider würde sie erst wieder spät am Abend, nachdem

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