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Totenreise

Totenreise

Titel: Totenreise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Lozano Garbala
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aufgrund der Schließung einer Privatschule arbeitslos geworden. Wie Sie sehen, der perfekte Kandidat, denn er hat Lehrerfahrung und war verfügbar.«
    »Verstehe. Darf ich die Akte sehen?«
    Der Direktor reichte sie ihr, und Marguerite blätterte sie kurz durch und machte sich ein paar Notizen.
    »Wissen Sie, ob er allein lebt?«, wollte sie wissen.
    »Keine Ahnung, ich versuche die Privatsphäre der Mitarbeiter zu respektieren.«
    »Natürlich. Wie ich sehe, hat er keinen Festnetzanschluss. Und Handy?«
    »Nein. Ich habe ihn auch darum gebeten, falls etwas Unvorhergesehenes passiert. Aber er hat keins.«
    Marguerite dachte über das Tatmotiv für den Mord an Delaveau nach. Jemanden töten, um seinen Job zu bekommen? Das klang übertrieben, doch sie hatte gelernt, die Wirklichkeit nicht zu unterschätzen; alles war möglich, das hatte sie bei zahlreichen Gelegenheiten feststellen können. Und wenn dann noch jemand einen psychischen Knacks hatte …
    Und wie stand dieser Todesfall mit den Morden im Park in Verbindung? Wenn dieser Varney der Täter war, fiel ihr nur eine Erklärung dafür ein: Raoul und Melanie wussten irgendetwas über das Verbrechen, das ihn verraten konnte, und vielleicht hatten sie ihn erpressen oder bei der Polizei anzeigen wollen. Das würde passen, obwohl es nur eine Hypothese war.
    »Wann ist dieser Lehrer hier in der Schule?«, fragte sie.
    »Lassen Sie mich nachsehen …« Der Direktor blickte auf den Stundenplan. »Heute Abend um zwanzig Uhr dreißig beginnt sein Unterricht. Früher wird er nicht da sein.«
    »Kann ich sein Foto mitnehmen?«, bat sie.
    »Einverstanden.«
    Marguerite erhob sich und dankte dem Direktor für die Zeit, die er sich genommen hatte. Sie hatte noch ein paar Dinge zu erledigen, doch später würde sie Monsieur Varney einen Besuch abstatten.

37
    RUE CAMILLE PELETAN 24, ein vierstöckiges, gesichtsloses Gebäude in einer Gegend ziemlich weit vom Zentrum entfernt. Zwölf Uhr mittags.
    Als eine Bewohnerin das Haus verließ, nutzten Daphne und Dominique die Gelegenheit, um in den Flur zu gelangen. Sie hatten ziemlich lange warten müssen. Drinnen studierten sie als Erstes die Briefkästen.
    »Hier ist er«, sagte Dominique schließlich. »Erster Stock rechts. Varney.«
    »Hast du den Briefkasten gesehen?«
    Er warf einen Blick durch den Metallschlitz ins Innere. Er quoll vor Post fast über.
    »Oh Mann!«, rief Dominique aus. »Wie lange ist der nicht geleert worden?«
    Daphne verzog das Gesicht.
    »Wahrscheinlich seit man ihn getötet hat.«
    Dominique zog die Stirn kraus.
    »Varney ist tot? Aber er hat doch gestern noch am Gymnasium unterrichtet …«
    Daphne biss sich auf die Lippen, während sie ihre Gedanken zu ordnen versuchte.
    »Findest du es nicht komisch, dass ein Vampir aus dem Jenseits kommt und es schafft, von einer Schule unter Vertrag genommen zu werden?«, fragte sie. »Wie kann jemand, der vielleicht schon vor vielen Jahren gestorben ist, Dokumente beibringen und ein Vorstellungsgespräch meistern? Und die zweite Frage: Wozu sollte er das tun? Er braucht doch gar keine Arbeit!«
    Mit einem schmalen Lächeln zuckte Dominique mit den Schultern.
    »Ich verstehe überhaupt nicht, dass jemand arbeiten will, wenn er es vermeiden kann«, meinte er und grinste. Dann wurde er wieder ernst. »Aber ich nehme an, dass er mit seinen besonderen Fähigkeiten überall reinkommt.«
    Daphne verwarf diese Möglichkeit.
    »Nein, er wird mit seinen besonderen Fähigkeiten nicht hausieren gehen. Das würde ihn früher oder später verraten. Der Vampir möchte so lange unbemerkt bleiben, bis er sich des Wanderers zwischen den Welten entledigt hat, indem er die Dunkle Pforte zerstört. Deshalb hat er einen sehr diskreten Weg gewählt, um sich unter die Lebenden zu mischen: Er hat die Identität eines Sterblichen angenommen. Er muss ihn bereits in der ersten Nacht seiner Ankunft hier in unserer Welt getötet haben. Seine Kräfte erlauben es ihm, sich auch äußerlich an einen Menschen anzupassen.«
    »Was willst du damit sagen?« Dominique war nicht sicher, ob er die letzte Bemerkung von Daphne richtig verstanden hatte.
    »Dass er ein ähnliches Aussehen wie sein Opfer annehmen kann. Und wenn in der Schule niemand den echten Lehrer Varney zuvor gesehen hat …«
    »Dann hat sich der echte Varney also nicht in einen Vampir verwandelt, als er ermordet wurde?«
    »Dafür hätte er gebissen werden müssen.« Daphne blickte ungeduldig zur Treppe, die in den ersten Stock des

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