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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Idee. Eigentlich sollte er schon längst tot sein.«

    Eric nickte verhalten. Selbst diese kleine Halsbewegung bereitete ihm heftige Schmerzen.
    »Langsam werden wir zu alt für so’nen Scheiß mit Körpereinsatz, was?«, sagte Ian.
    »Aber echt«, bestätigte Eric. So was war nichts mehr für Männer über vierzig. Sie hielten sich zwar beide in Form, trainierten und übten am Schießplatz, doch sie hatten schon seit Jahren keinen solchen Auftrag mehr für Onkel Mitch erledigt.
    Onkel Mitchs Geschäfte hatten sich gewandelt. In den letzten zwanzig Jahren waren nicht mehr viele Grobheiten vorgekommen. Oh, natürlich waren Eric und Ian hin und wieder ein paar Schutzgelder einsammeln gegangen, aber dabei hatten sie kaum jemals handgreiflich werden müssen. Und Onkel Mitch war jeder Bericht über derartige Vorgehensweisen verhasst.
    Onkel Mitch wollte jetzt geachtet sein. Er riss sich geradezu ein Bein dafür aus. Die Ducanes, die Linworths, die Vanderveers - die ganze Blase hatte auf Onkel Mitch herabgeschaut. Und so war Onkel Mitch stets um seinen Aufstieg bemüht gewesen, da er seinerseits auf sie herabschauen wollte. Das bewunderte Eric an ihm. Als er noch klein gewesen war, hatte Onkel Mitch diesen Leuten Geld geschuldet. Jetzt besaß er mehr Geld als jeder Einzelne von ihnen.
    Während der letzten zehn Jahre hatten Eric und Ian dicke Gehälter kassiert und sich Vorstandsmitglieder von Yeager Enterprises, wie Onkel Mitchs größte Firma hieß, nennen dürfen. Das bedeutete, dass sie seinen Geschäftsniederlassungen Besuche abstatteten, die Leute bei der Stange hielten, bei Vorstandssitzungen so abstimmten, wie Onkel Mitch sie angewiesen hatte, und kleine Aufträge für ihn erledigten. Nichts übermäßig Anstrengendes.
    Dazu kam allerdings noch eine andere Aufgabe, die man ihnen als ihre wichtigste Pflicht übertragen hatte, nämlich Warren Ducane im Auge zu behalten. Dafür zu sorgen, dass er nicht in die Nähe von Reportern kam. Und sofort nach Hause
zu fahren und Onkel Mitch Bericht zu erstatten, wenn er irgendetwas Ungewöhnliches tat.
    Ian und Eric fragten sich schon die ganze Zeit, warum Onkel Mitch den elenden Scheißkerl nicht einfach umbrachte. Doch langsam begann Eric, gewisse Zusammenhänge zu begreifen. Einer davon war zum Beispiel, dass Warren Ducane und Onkel Mitch sich in einer Art Pattsituation befanden, und wenn einer von ihnen einen Zug machte, konnte der andere ihm ernsthaft schaden.
    Er würde sich davor hüten, Warren Ducane aus seinem Elend zu erlösen, denn Onkel Mitch weidete sich an diesem Elend. Und Warren war nicht der Einzige. Es gab Leute in Las Piernas, denen Onkel Mitch nie verziehen hatte. Eric wusste nicht einmal genau, was sie Onkel Mitch eigentlich angetan hatten, doch er wusste, dass Onkel Mitch ihnen irgendetwas heimzahlen wollte. Dabei hatte er es nicht eilig - er wollte sie ja leiden sehen.
    Onkel Mitch fühlte sich ihnen allen überlegen, am meisten aber Warren Ducane.
    Eric hatte Warren viele Stunden mehr beobachtet als sein Onkel, und er teilte die Selbstzufriedenheit seines Onkels nicht. Einmal warnte er Onkel Mitch, dass er Warren Ducane womöglich unterschätzt haben könnte. Eric würde nie vergessen, wie Onkel Mitch da geschimpft und getobt hatte. Er hatte gerade einen Schürhaken in der Hand gehabt und Eric regelrecht damit bedroht. Ian war eingeschritten, um ihn zu beschützen, und da hatte ihm Onkel Mitch einen Hieb versetzt. Deshalb hatte Ian jetzt die weiße Strähne im Haar - an der Stelle, wo er getroffen worden war, wuchs es jetzt so.
    Eine Zeit lang behielt Onkel Mitch scheinbar Recht, was Warren Ducane betraf. Abgesehen davon, dass er nach seinen Besuchen bei Auburn Sheffield immer etwas verändert wirkte, war Warren Ducane inzwischen offenbar ein gebrochener Mann.

    Jetzt waren sie alle schlauer, nicht wahr? Aber erinnerte sich Onkel Mitch etwa an Erics Warnungen? Nein. Er beschimpfte Ian und Eric und machte ihnen Vorwürfe, weil sie sich mit der Zeit tierisch dabei gelangweilt hatten, dass sie einen faden kleinen Schwächling wie Warren Ducane bei seinem faden kleinen Leben beobachten mussten.
    Onkel Mitch hatte ihnen gegenüber nie einen Hehl daraus gemacht, dass er sie nicht für die Hellsten hielt. Vielleicht waren sie ja nicht so intelligent wie sein adoptierter Verräter, aber dumm waren sie auch nicht. Sie interessierten sich nicht so sehr für manches von diesem Geschäftszeug, wie Onkel Mitch es sich gewünscht hätte, aber das hieß doch nicht,

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