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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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der Gewissheit eines Jägers, der seine Beute zwanzig Jahre lang studiert hat.

37
    Ich verließ den Friseursalon und fuhr zu Griffin Baers Strandhaus. Ich konnte es ihm nicht verdenken, dass er eine Farm gegen ein Haus in dieser Lage eingetauscht hatte. Baers Haus war eines der Anwesen, die in einer Reihe an dem breiten, vierspurigen Küstenboulevard standen, der in diesem Abschnitt den Namen Shoreline Avenue trug. Auf der anderen Straßenseite erstreckte sich oberhalb der Steilküste ein schmaler Park mit vielen Rasenflächen. Am Fuß der Felsen befand sich der nach Süden gelegene Sandstrand und dahinter der Pazifik.
    In diesem Teil der Shoreline Avenue waren die Häuser riesig, mit gigantischen Panoramafenstern, breiten Balkonen und steil abfallenden Rasenflächen. Viele der Villen waren in den Zwanziger- und Dreißigerjahren gebaut worden, doch inzwischen war die eine oder andere abgerissen und durch einen Neubau ersetzt worden. Die neueren Häuser prunkten mit Stahl und getöntem Glas.
    An diesem warmen, sonnigen Nachmittag war nirgends in der Nähe des Baer-Hauses ein Parkplatz zu finden, zumindest nicht an der Shoreline Avenue, also fuhr ich langsam am Haus vorbei. Es war eine weiße Villa im spanischen Stil mit Bogenfenstern und einem roten Ziegeldach, die nicht den Anschein erweckte, als wäre seit ihrer Erbauung viel verändert worden. Der Anstrich wirkte frisch, und die Grünflächen waren gepflegt. Eine niedrige weiße Mauer umgab den Vorgarten, und auf dem Rasen stand ein »Zu verkaufen«-Schild. Ich schrieb
mir Namen und Telefonnummer der Immobilienmaklerin auf. Hinter mir hupte jemand.
    Ich fuhr zum Ende des Blocks, bog rechts ab und dann noch einmal rechts an der kleinen Gasse hinter den Häusern. Als ich das Baer-Haus wiedergefunden hatte, parkte ich direkt vor dessen frei stehender, mit einem Flachdach gedeckten Garage. Ich musterte das Garagentor. Es war mit einem Vorhängeschloss gesichert, und so musste ich wohl nicht fürchten, dass jemand das Tor aufreißen und meinen Wagen rammen würde.
    Ich stieg aus und versuchte es am hinteren Gartentor. Es war ebenfalls mit einem Vorhängeschloss versehen. Ich spähte über den Zaun und überlegte, wie man dieses Haus zum Schmuggeln hatte verwenden können. Vielleicht hatte es hier damals noch nicht so viele Häuser gegeben. In den Zwanzigerjahren war die Shoreline Avenue eine wesentlich schmalere Straße gewesen, und den Park hatte es überhaupt noch nicht gegeben, doch die Felsen waren schon immer da gewesen. Ein paar Meilen entfernt erhoben sie sich zu steilen, schroffen Wänden, doch hier waren sie flacher. Sie bestanden überwiegend aus Mergel und Sandstein und waren an manchen Stellen mit Eiskraut bewachsen. Obwohl sie nicht so hoch waren wie die beiden beinförmigen Felsen, die Las Piernas seinen Namen gegeben hatten, hätte ein Sturz von den Felsen ernste, wenn nicht tödliche Verletzungen zur Folge gehabt. Würde ein Alkoholschmuggler sie hinabklettern?
    Vielleicht hatte es damals Treppen gegeben. Vielleicht wurden die Waren irgendwo anders am Strand ausgeladen und mit dem Wagen hierher gebracht. Aber das war nicht besonders einleuchtend. Warum sollten sie hier Station machen? Warum fuhren sie nicht einfach direkt zur Farm weiter?
    Im Haus herrschte Stille, und von dort aus, wo ich stand, schien es unbewohnt zu sein. Nach einer Weile stieg ich wieder in meinen Wagen. Die kleine Gasse führte nicht zur nächsten Straße, und so musste ich den Karmann Ghia wenden,
sonst hätte ich das ganze Stück rückwärts herausfahren müssen.
    In der Redaktion herrschte der allnachmittägliche Belagerungszustand, und die Truppen kämpften gegen den Redaktionsschluss an. Ich las durch, was ich bis jetzt geschrieben hatte. Was ich über Griffin Baer gehört hatte, konnte ich noch nicht verwenden, da zunächst alles unbewiesen war.
    Ich rief die Maklerin an, erklärte ihr, dass ich vom Las Piernas News Express war, und bat sie, mir das Haus zu zeigen, aber offenbar begriff sie nicht, warum ich die Zeitung erwähnt hatte, da sie versuchte, mich »einzustufen«. Ich verkniff mir ein Lachen - die Hypothekenzinsen befanden sich auf einem zweistelligen historischen Höchststand, ich hatte meinen derzeitigen Job erst seit ein paar Monaten und wäre überdies Erstkäuferin gewesen. Ein zweites großes Hindernis war die bekannte Tatsache, dass kein Kreditgeber einer allein stehenden Frau einen Immobilienkredit gewähren würde. Aber das Haupthindernis war, dass ich mir

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