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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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mit meinem Reportergehalt nicht einmal einen einzigen Quadratmeter in dieser Gegend hätte leisten können. Also machte ich sie darauf aufmerksam, dass ich keine potenzielle Käuferin war, sondern an einem Beitrag für den Express arbeitete. Sie legte auf.
    Ich schrieb weiter an meinem Text über Max.
    Als ich aufblickte, sah ich O’Connor hereinkommen. Er sah mich ebenfalls, stutzte kurz und kam dann mit entschlossenem Schritt auf meinen Schreibtisch zu. Er machte den Mund auf, um etwas zu sagen, doch ich kam ihm zuvor.
    »Ich soll Ihnen ausrichten, dass Wildman ein perfekter Gentleman war«, begann ich.
    »Wildman? Der ist betrunken wie ein Bierkutscher. Gerade habe ich gesehen, wie ihn ein paar Kollegen vor dem Press Club in ein Taxi bugsiert haben. Er war bewusstlos, sonst hätten sie es gar nicht geschafft.«
    »Na gut - zwei Stunden, bevor er bewusstlos geworden ist,
war Wildman jedenfalls ein perfekter Gentleman. Vielleicht sollte ich dazu sagen, dass ich ihn heute Nachmittag auf meiner Suche nach Ihnen um Hilfe gebeten habe.«
    Wir arbeiteten uns durch unser mittlerweile schon rituell gewordenes Arsenal an Entschuldigungen. Ich dankte ihm für seinen Besuch bei meinem Vater und fürs Rasenmähen.
    »Ich habe Ihrer Tante doch gesagt, dass Sie Ihnen nichts davon erzählen soll«, erwiderte er gereizt.
    »Sie ist meine Großtante und hat sich wahrscheinlich gedacht, dass Sie zu jung sind, um ihr Anweisungen zu erteilen. Haben Sie ihr gesagt, wie Sie heißen?«
    »Selbstverständlich!«
    »Die ist auch eine Landplage«, murmelte ich vor mich hin.
    »Kelly, kein Wunder, dass Sie so sind, wie Sie sind. Dieser ganze Forsche-Frauen-Firlefanz ist offensichtlich vererbt. Sie hatten keine Chance.« Er zuckte die Achseln. »Vielleicht sind es aber auch wir anderen, die keine Chance haben.«
    »Genau. Tante Mary sagt immer, man kann einer Kelly-Frau alles sagen, nur nicht, wohin sie sich setzen und wann sie den Mund halten soll.«
    »Und was haben Sie heute Nachmittag so getrieben, meine edle junge Rebellin?«
    »Ich bin zum Friseur gegangen«, antwortete ich und berichtete ihm, was ich über Griffin Baer herausgefunden hatte.
    »Gute Arbeit.«
    »Danke, aber ich weiß nicht, ob das stimmt, was er mir erzählt hat. Das Haus scheint mir fürs Schmuggeln nicht besonders günstig zu liegen.«
    »Es ist gar nicht so abwegig, wie Sie meinen. In diesen alten Häusern gibt es Gänge, die von den Kellern zu den Felsen führen. Die meisten sind mittlerweile zugemauert, aber in den Zwanzigerjahren waren sie noch in Schuss.«
    »Aber hätte einen nicht schon allein der Besitz eines solchen Gangs bei den Prohibitionswächtern verdächtig gemacht?«

    »Ich war erst fünf, als die Prohibitionszeit vorüber war«, entgegnete er lächelnd.
    »Ich weiß selbst, dass Sie nicht im Bürgerkrieg gekämpft haben. Aber hat Ihnen Jack oder Helen oder sonst jemand mal irgendwas darüber erzählt?«
    »Soweit ich gehört habe, hatten fast alle Häuser an der Steilküste solche Gänge, und die Besitzer haben einfach immer behauptet, die Gänge seien eine bequeme Art, um zum Strand zu gelangen oder kleine Segelboote zu Wasser zu lassen. Die Regierung hat nie genug Geld investiert, um staatliche Prohibitionswächter zu engagieren, und auf lokaler Ebene gab es gewisse Polizisten und Richter, die Bestechungsgelder eingesteckt und die Alkoholschmuggler verschont haben.«
    »Dann hat es in der Stadt also illegale Kneipen und das alles gegeben?«
    »Natürlich. Und dazu noch das Casino-Schiff.«
    »Casino-Schiff?«
    »Ein großes Schiff, das vor der Küste vor Anker lag und ein Schild an der Seite hängen hatte, auf dem stand, wo man ein Schnellboot besteigen konnte, das einen hinbrachte. Damals gab es eine Reihe von Schiffen, die zwischen hier und Catalina vor Anker gelegen haben und von Gangstern betrieben worden sind. Da draußen wurde auch Alkohol ausgeschenkt. Das Casino-Schiff vor Las Piernas hat allerdings Feuer gefangen und ist ausgebrannt.«
    »Ich habe nicht gewusst, dass Las Piernas eine so wilde Geschichte hat.«
    »Nicht besser und nicht schlechter als die meisten anderen Städte dieser Größe, würde ich sagen.«
    »Dann soll ich also am Strand entlanggehen und nach einem Tunnelausgang suchen?«
    »Könnten Sie machen.«
    Ich berichtete ihm von dem Treffen, das ich mit Max Ducane und Lefebvre vereinbart hatte. »Wollen Sie mitkommen?
Ich glaube, es wäre gut, wenn Sie dabei wären, nachdem Sie das Haus ja in der Mordnacht gesehen

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