Totenruhe
uns nicht sicher. Wir waren beide der Ansicht, dass er etwas verheimlicht hat. Doch er hatte ein wasserdichtes Alibi, und falls er jemanden bezahlt hat, so hat Dan nie etwas dergleichen gefunden - und er hat intensiv danach gesucht. Warren hat ihn seine Bankkonten und alles andere anschauen lassen, ohne ihm das geringste Hindernis in den Weg zu legen.«
Irene wandte sich an Lefebvre, der energisch den Kopf schüttelte. »Oh nein, ich spreche nicht mit Ihnen über die Finanzen von Warren Ducane. Aber was O’Connor gesagt hat, stimmt.«
»Na ja, Warren war ohnehin nicht derjenige, der das Ganze geplant hat«, sagte Irene.
»Was macht dich da so sicher?«, wollte Max wissen.
Sie wandte sich erneut an Lefebvre. »Die Polizei hat ihn
doch sicher genau beobachtet, nachdem seine Eltern verschwunden sind, oder?«
»Ich habe nichts dergleichen gesagt.«
»Kommen Sie, Lefebvre. Der Erbe und der gesamte Rest der Familie verschwinden, Warren kassiert groß ab, und Sie von der Polizei waren nicht der Meinung, dass man ihn überwachen muss?«
»Ich weiß, dass ich Ihnen sehr alt vorkomme, aber ich war damals noch nicht bei der Polizei. Gehen wir einfach mal davon aus, dass Dan Norton sein Alibi überprüft und ihn im Auge behalten hat.«
»Gut«, sagte sie. »Ich glaube nämlich, die Polizei hätte es gemerkt, wenn er in die Berge gefahren wäre, jemanden erschossen und die Leiche in den Kofferraum eines Autos gesteckt hätte.«
»Stimmt«, erwiderte Lefebvre. »Aber vielleicht hat er den Mann ja schon früher ermordet.«
»Wann denn? Gus Ronden war schon in den Bergen, bevor O’Connor und Norton Warren im Haus von Auburn Sheffield aufgetrieben haben. Ronden muss ziemlich bald, nachdem er Bo umgebracht und Jack in den Sumpf geworfen hatte, aufgebrochen sein.«
»Ich habe mich immer wieder gefragt, warum sie sich die Mühe gemacht haben, Jack noch woandershin zu legen«, sagte O’Connor, »und mir war klar, dass es irgendwas mit dem Wagen zu tun hatte, aber mir haben einfach zu viele Teile des Puzzles gefehlt. Jeder, der Jergenson kannte, hat gesagt, dass er nicht der Hellste war, also hätte er Jack wahrscheinlich nicht zur Farm bringen sollen.«
»Sie haben gedacht, sie hätten Jack ertränkt, stimmt’s?«, fragte sie.
»Sie haben wahrscheinlich gedacht, sie hätten ihn erledigt«, stimmte er zu.
Sie zog die Brauen zusammen.
»Wir wussten, dass Gus Ronden sowohl mit der Entführung als auch mit dem Überfall auf Corrigan zu tun hatte«, sagte Lefebvre. »Unsere Spurensicherung hat Blutflecken auf Kleidungsstücken in seinem Haus gefunden, aber das Blut war nicht von ihm - er hat nämlich Blutgruppe A. Das Blut an den Kleidern in seinem Wäschekorb entsprach der Blutgruppe von Rose Hannon - sie hatte AB, was nur auf etwa vier Prozent der Bevölkerung zutrifft. Jack Corrigan hatte Blutgruppe 0, und Blutflecken der Gruppe 0 haben wir im Kofferraum von Rondens Wagen gefunden, aber wir haben auch Fasern von Jacks Kleidung und seine Schlüssel in dem Kofferraum entdeckt. Aus der Pistole aus Rondens Wagen ist die Kugel abgefeuert worden, die Jergenson getötet hat, deshalb wissen wir, dass er in dieser Nacht im Sumpf dabei war.«
»Und Sie haben die Waffe gefunden, mit der Rose Hannon umgebracht worden ist«, sagte Irene.
»Ja. Es war ein Messer aus Gus Rondens Besitz.« Lefebvre seufzte. »Er hatte zuvor schon einmal eine Frau angegriffen. Heutzutage hätten wir viel mehr Untersuchungen der Proteine in den Blutflecken machen können als 1958 und dadurch die möglichen Träger dieses Gruppe-0-Bluts einschränken können. Und Gus Ronden wäre im NCIC aufgetaucht.«
»Dem Computerprojekt des FBI?«, fragte O’Connor.
»Ja. Das National Crime Information Center. Damals, 1958, war es für Kriminelle nicht besonders schwer, einfach woandershin zu ziehen. Es war schwierig, sie in einem anderen Gerichtsbezirk aufzuspüren. Dieses System bedeutet eine gewaltige Veränderung. Wir sollen bald an ein automatisches Fingerabdrucksystem des FBI angeschlossen werden. Dann …«
»Noch mal zurück«, sagte Irene. »Die Blutflecken - was hatte das Kind für eine Blutgruppe?«
»Blutgruppe 0. Katy und Todd hatten beide Blutgruppe 0.«
Sie sah Max an. »Ich habe Blut gespendet, daher weiß ich, dass ich Gruppe A habe. Weißt du deine Blutgruppe?«
»Ja«, antwortete er. »Ich habe Blutgruppe 0, aber das spielt jetzt keine Rolle mehr - der echte Max Ducane ist ja gefunden worden. Außerdem ist das die häufigste
Weitere Kostenlose Bücher