Totenruhe
Blutgruppe.«
»War das ganze Blut in dem Buick Blutgruppe 0?«
»Wir wissen nicht, ob wir mit diesen Blutflecken viel anfangen können. Sie sind ziemlich alt, und die meisten sind verschmutzt oder durch Bakterien zersetzt.«
»Die meisten? Heißt das, Sie haben welche, mit denen Sie arbeiten können?«
»Darüber will ich jetzt nicht sprechen.«
Sie murmelte »Geist von Offenheit« vor sich hin, doch Lefebvre reagierte nicht darauf.
»Die Polizei hat Warrens Alibi überprüft, oder?«, wollte Max wissen.
»Ja«, bestätigte Lefebvre. »Warren Ducane hätte natürlich andere dafür bezahlt haben können, dass sie ihm die Arbeit abnehmen.«
»Ich glaube nicht, dass es Warren war«, sagte Irene. »Wenn sein Motiv das Erbe war und er bereits wusste, dass das Kind tot ist, ist es nicht besonders einleuchtend, dass er ein Treuhandvermögen für seinen verschollenen Neffen einrichtet und das ganze Geld - noch wesentlich mehr, als es damals war - Max gibt. Selbst wenn die Einrichtung des Treuhandvermögens nur ein Manöver war, um die Polizei von ihm abzulenken, hatte er nichts davon, es so lange liegen zu lassen - wenn er jemanden mit dem Mord an dem Kind beauftragt hat, warum hat er das Geld dann nicht nach zehn Jahren an sich genommen? Er hätte jedem sagen können: ›Ich habe mein Bestes getan, um ihn zu finden, aber jetzt habe ich die Hoffnung aufgegeben. ‹ Niemand hätte ihm einen Vorwurf gemacht. Stattdessen hat er sich ein Bein ausgerissen, um Max zu finden und ihn dazu zu überreden, das Geld zu nehmen.«
»Das stimmt«, bestätigte Max. O’Connor hörte ihm die Erleichterung an.
»Schauen wir uns doch den Rest des Hauses an«, schlug Lefebvre vor.
Auf dem langen Weg zum Elternschlafzimmer sagte Irene: »Katy hat so weit weg von ihrem Kind geschlafen«, und sprach damit denselben Gedanken aus, der O’Connor schon vor zwanzig Jahren in den Sinn gekommen war.
»Nein«, erwiderte Max. »In Katys Zimmer steht auch eine Wiege.«
»Oh, gut«, sagte sie, ehe sie mit leiserer Stimme hinzufügte: »Ich weiß gar nicht, warum ich das erwähnt habe. Vermutlich spielt es inzwischen keine Rolle mehr.«
»Aber es hat eine Rolle gespielt, solange der Kleine am Leben war«, erklärte O’Connor.
»Solange er am Leben war …«, wiederholte sie leise. »Moment mal! Warum ist das Kind eigentlich nicht hier umgebracht worden?«
Alle drei Männer blieben stehen und sahen sie an.
»Ich meine«, sagte sie mit verlegener Miene, »wenn man ein Kleinkind umbringen und im Kofferraum eines Autos begraben will, warum bringt man es dann nicht gleich an Ort und Stelle um? Es wäre doch leichter gewesen, das Kind umzubringen als das Kindermädchen, oder? Und wenn der Kleine tot war, müsste man nicht mehr fürchten, dass er weint oder schreit oder … sonstwie Ärger macht.«
Lefebvre blickte nachdenklich drein.
»Die Polizei hat sicher schon über diese Frage nachgedacht«, sagte Max. »Wie lautet die Antwort?«
»Bis gestern«, erklärte Lefebvre, »dachten wir, die Ducanes seien wahrscheinlich Opfer eines Bootsunfalls geworden - obwohl Fragen offen geblieben waren, gab es keine Beweise für etwas anderes. Wir dachten, das Kind sei entführt worden, um ein Lösegeld zu erpressen - und dann vielleicht ermordet, als die Möglichkeit eines Lösegelds wegfiel. Außerdem wussten wir wirklich nicht, inwiefern der Überfall auf Jack Corrigan
etwas damit zu tun hatte, abgesehen davon, dass es eine Verbindung zwischen dem Mann gab, der ihn zusammengeschlagen hat, und demjenigen, der Rose Hannon ermordet hat. Ich bedauere, aber auf diese Frage habe ich keine Antworten parat.«
Sie gingen zuerst in Katys Zimmer. O’Connor musterte Irene, da er neugierig darauf war, wie sie auf das Zimmer der anderen Frau reagieren würde. »Es war ihr Allerheiligstes, stimmt’s?«, sagte sie. »Alles, was sich eine junge Frau der gehobenen Gesellschaft zu Beginn der Fünfzigerjahre wünschen konnte.« Sie schlenderte umher, tippte einen Gegenstand nach dem anderen an und benannte ihn dabei. »Musik in High-Fidelity-Qualität, Farb fernsehen, Bücher, ein bequemes Bett mit dem Baby in der Nähe und … ein Hundekörbchen? Ach, wie traurig. Was ist denn aus dem Hund geworden?«
Max und Lefebvre sahen O’Connor an.
»Aus dem Mops? Keine Ahnung. Ich dachte mir, er ist vielleicht davongelaufen, nachdem das Kindermädchen ermordet worden war.«
»Nein …«, sagte Lefebvre gedehnt. »Nein, Moment mal …« Er begann erneut, seine Fotos
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