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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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Wir kuschelten uns aneinander und erzählten uns, was wir tagsüber erlebt hatten.
    Als ich ihm berichtete, dass wir die Beiträge bereits druckreif vorliegen hatten, erzählte er mir, dass die Polizei Mitch Yeager und seine Familie in jüngster Zeit genau beobachtete.
    »Max hat gesagt, Eric und Ian sind wieder hier.«
    »Ja. Die behalten wir besonders genau im Auge.«
    »Aber sie haben ihre Bewährungsfrist doch hinter sich, da …«
    »Genau, da können wir nichts weiter tun, als sie im Auge zu behalten.« Er drückte mich ein wenig fester. »Angst?«
    »Ein bisschen. Ich sage mir immer wieder, dass Mitch Yeager ein alter Mann ist, doch dann fällt mir wieder ein, dass ein alter Mann eine neue Pistole besitzen kann. Aber reden wir nicht davon. Erzähl mir, woran du zurzeit arbeitest.«
    »Es sieht ganz danach aus, als wären wir im Fall von O’Connors Schwester vorangekommen.«
    »Maureen? Gerade habe ich ein Foto von ihr gefunden.«

    »Lass mal sehen. Ben Sheridan, der Coroner und der neue Leiter unserer Spurensicherung haben Fotos der Leichen und die alten Berichte des Coroners unter die Lupe genommen - das war der Coroner direkt vor Woolsey. Vielleicht sagt Harmon nämlich doch die Wahrheit, und das können wir eventuell ohne Exhumierung beweisen.«
    »Wie das?«
    »Man hat 1950 Haare und anderes Zeug unter ihren Fingernägeln sichergestellt. Sie hat sich gegen ihren Angreifer gewehrt. Rate mal, wo das Zeug aus ihren Fingernägeln gelagert war?«
    »In einer Gefriertruhe?«
    »Ja. Die Haare allein hätten vielleicht schon gereicht, aber das Zeug aus den Fingernägeln sieht noch besser aus. Ein bisschen Haut und Blut.«
    »Dann könnt ihr also beweisen, wer sie umgebracht hat?«
    »Na ja - sagen wir mal, wir können beweisen, ob Harmon lügt oder nicht. Seine DNA liegt vor, aber wenn wir keine Entsprechung finden, müssen wir die Daten durchs CODIS laufen lassen. Du weißt, was das ist?«
    »Das vernetzte DNA-Indexsystem des FBI. Die große Computer-Datenbank mit Täterprofilen.«
    »In groben Zügen, ja. Da muss noch viel getan werden - zum Beispiel dauert es eine Weile, bis die ganzen Proben bearbeitet sind. Also mach dir keine allzu großen Hoffnungen. Wenn Harmon nicht der Täter war, glaube ich nicht, dass wir eine Entsprechung finden.«
    »Mein Gott, es ist so verdammt abartig. Wenn die Proben nicht zu Harmon passen, muss jemand anders gewusst haben, dass Harmon auf dieser Orangenplantage Frauen verscharrt hat, und derjenige muss dann selbst ein Mörder gewesen sein.«
    »Harmon war ein Einzelgänger, aber wir schließen die Möglichkeit noch nicht aus, dass er doch irgendwann einen Gesinnungsgenossen gefunden hat.«

    »Mal sehen, was ich in O’Connors Aufzeichnungen finde. Vielleicht hat er ja irgendwas recherchiert, was die Polizei nicht ermittelt hat - über Personen, zu denen Maureen Kontakt hatte oder so was.«
    »Es lohnt sich immer, die Augen offen zu halten, aber ich glaube, Dan Norton war ziemlich gründlich.«
     
    Mit diesen Nachforschungen wollte ich am nächsten Morgen beginnen, doch gerade als Frank und ich uns hinsetzten, um zu frühstücken, klingelte es an der Tür. Es war Max Ducane. Noch bevor er den Mund aufmachte, las ich an seiner Miene ab, was die DNA-Untersuchung ergeben hatte.
    »Entschuldige bitte die frühe Störung, aber ich wusste nicht, wohin ich sonst gehen sollte. Ich schaffe es nicht, jetzt Lillian oder Helen gegenüberzutreten.«
    »Max - komm doch rein.«
    Er lächelte trübselig. »Vielleicht kannst du mir dabei helfen, mir einen neuen Namen für mich einfallen zu lassen«, sagte er. »Denn wenn ich eines sicher weiß, dann, dass ich nicht Max Ducane bin.«

61
    In der Öffentlichkeit reagierte er auf all die unsensiblen Bemerkungen, indiskreten Fragen, Anspielungen und neugierigen Blicke, die im Lauf der nächsten Wochen auf ihn einstürmten, mit einer Kraft und einer Würde, die alle, die ihn gern hatten, stolz machten. Wenn man ihn nicht gut kannte, hätte er einen auch im privaten Kreis leicht zu der Annahme verleiten können, dass er unbekümmert weiterlebte.
     
    Der Express brachte einen Bericht über das Ergebnis der DNA-Untersuchung, dessen Auswirkungen auf Max in mir
einen Wunsch auslösten, den ich selten verspüre - nämlich dass ich nicht bei der Zeitung arbeitete.
    Da wir befreundet waren, schrieb ich keinen der Artikel, in denen es direkt um Max ging, aber das erledigte Hailey zur allgemeinen Zufriedenheit. Wenn damit alles vorüber gewesen wäre,

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