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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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an welchem Schreibtisch saß und wer wie schrieb. »Oh mein Gott«, stieß ich hervor, als mein eigener Schreibtisch ins Blickfeld kam.
    »Was?«
    »O’Connor. Er hat bei O’Connor geklaut. Und weiß Gott bei wem noch.«
    Da fiel mir ein früheres Gespräch ein. Ich sah auf die Uhr. »Lydia, ruf doch mal im Archiv an und bitte den Archivar, die Zeitungen von folgenden Tagen herauszusuchen.« Ethans Artikel entnahm ich, an welchen Tagen die Schlüsselereignisse in Harmons Leben stattgefunden hatten.
    »Ich bin in fünf Minuten unten«, sagte sie stattdessen am Telefon zum Archivar. »Ich brauche alles, was Ethan Shire sich an dem Tag angesehen hat, bevor er nach Sacramento geflogen ist. Sie haben doch seine Unterschrift auf dem Bestellzettel? Sehr gut.« Sie nannte ihm das Datum.
    Sie bat einen Assistenten, sie an ihrem Schreibtisch zu vertreten, und druckte zwei Exemplare von Ethans Interview aus, ehe wir gemeinsam zum Archiv hinunterfuhren. Wir fanden ziemlich schnell, was wir suchten.

    »O’Connor hat Harmon interviewt«, sagte ich. »Das hatte ich vergessen.«
    »Ich bring ihn um.«
    O’Connor war bereits tot, und Harmon meinte sie bestimmt nicht.
    Später erzählte sie mir, dass es sie einige Mühe gekostet hatte, Wrigley zu überzeugen, aber dass John und sie ihm schließlich hatten klar machen können, wie gravierend es war, wenn jemand die Worte eines anderen Reporters en gros übernahm und sie als seine eigenen ausgab, beziehungsweise wenn jemand aus zwanzig Jahre alten Interviews zitierte und die Leser glauben ließ, dass sie gerade erst stattgefunden hätten. Sie vermutete allerdings, dass Wrigley das alles noch als jugendlichen Leichtsinn abgetan hätte, wenn ihn John nicht darauf hingewiesen hätte, dass Wrigley Ethan vermutlich für eine Vergnügungsfahrt zu einem College-Kumpel Spesen bezahlt hatte.
    Lydia legte den Eifer einer Bekehrten an den Tag und begann, nach anderen Beiträgen zu wühlen, die ihr, wie sie sagte, »zusammengestückelt statt geschrieben« vorkamen. Sie fand einige, und darin wurde mit Vorliebe O’Connor zitiert, wahrscheinlich weil er nicht nur im Ruhestand, sondern tot war und daher wohl kaum bei der Zeitung anrufen und sich beschweren würde.
    »Eine Menge Recherchenaufwand«, sagte ich. »Eigentlich wäre es für Ethan fast leichter gewesen, die Artikel selbst zu schreiben.«
    »Verlang bloß nicht von mir, die Psychologie eines Plagiators zu analysieren.«
    Der Express brachte eine Entschuldigung gegenüber seinen Lesern, die das Blatt selbst einen Tag lang zu einem Gegenstand der Berichterstattung machte. Niemand bezweifelte, dass das nötig war, doch die Scham der Belegschaft über den Vorfall drückte noch weiter auf die ohnehin schon schlechte
Stimmung, da Gerüchte kursierten, die Zeitung solle verkauft werden.
     
    Wir rechneten damit, dass er gefeuert würde. Stattdessen trat er einen Alkoholentzug an und sollte hinterher auf Probe zurückkehren dürfen.
    Hailey war der Ansicht, dass dies nur ein weiteres Manöver seinerseits war. Ich dachte an Freunde von mir, die Alkoholiker gewesen waren, und was es sie gekostet hatte, ihr Leben wieder in Ordnung zu bringen. »Es kann natürlich sein, dass es ihm nicht ernst damit ist«, räumte ich ein, »aber auf jeden Fall ist das nicht der Weg des geringsten Widerstands. Hoffen wir mal, dass es ihn aufgerüttelt hat.«
    »Ja, sicher«, erwiderte Hailey. »Aber irgendwie bricht es mir nicht das Herz.«
     
    Ethan würde mindestens dreißig Tage lang verschwunden bleiben. Meine Zusammenarbeit mit Hailey intensivierte sich.
    Irgendwann übernahmen wir einen kleinen Besprechungsraum neben dem Archiv, damit wir den Arbeitsablauf dort nicht über Gebühr störten. Stundenlang hockten wir vor den Mikrofilm-Lesegeräten. Die Ergebnisse der DNA-Untersuchung wurden binnen einer Woche erwartet, und wir hatten sowohl Hintergrundinformationen über die Ducanes, die Vanderveers und die Linworths herausgesucht als auch Zusammenfassungen der Beiträge über die Verbrechen jener Nacht im Jahr 1958 und deren Opfer sowie über die 1978 gemachten Entdeckungen erstellt.
    Wir hatten Artikel, in denen es um Max ging, und dank Stephen Gerard besaßen wir sogar Fotos von Max, Lillian und den beiden zusammen, aus denen wir auswählen konnten. Helen war bei der Fotositzung dabei gewesen, und Stephen, der im Laufe seines Studiums bei ihr offenbar auch schon vor Jahren zu einem Fan von Helen geworden war, hatte sie dazu
überreden können, sich bei ein

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