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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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glauben ließ, dass ihr Vater das Kind im Garten hinter dem Haus vergraben hatte, aber das Grundbuch erwies, dass die Familie erst 1961 nach Las Piernas gekommen war und das fragliche Haus nicht vor 1964 bezogen hatte.
    Ich hoffte immer noch, dass Betty Bradford sich melden würde.
     
    In der Zwischenzeit hatten DNA-Untersuchungen des unter Maureen O’Connors Fingernägeln sichergestellten Materials ergeben, dass Bennie Lee Harmon nicht infrage kam - zumindest nicht als der Mann, den sie gekratzt hatte, als sie sich gegen ihren Angreifer wehrte. Harmon ging es zwar allmählich besser, dafür war er aber schweigsamer geworden.
    »Die Sache mit den Gräbern macht mich stutzig«, gestand Frank. »Harmon war ein Herumtreiber, der sich nie lange an
einem Ort aufgehalten hat. Aber hier muss er sich irgendwem anvertraut haben. Oder es hat ihm jemand nachspioniert. Ich habe mich schon gefragt, ob er verheiratet gewesen ist oder eine Freundin gehabt hat oder in eine Arbeitskollegin verliebt war.« Frank hatte Harmons Unterlagen von der Sozialversicherung durchgesehen. »Ich habe mir sogar schon überlegt, ob er vielleicht auch für die Flugzeugfabrik gearbeitet hat und dort jemanden kennen gelernt hat, der fast genauso seltsam war wie er. Womöglich ist ihm auch jemand von dort zu der Orangenplantage gefolgt.«
    »Jemand, der auch Maureen gekannt hat. Das klingt logisch«, sagte ich.
    »Außer dass er nicht in der Flugzeugfabrik gearbeitet hat. Er war als Fahrer bei einer Firma für landwirtschaftlichen Bedarf angestellt«, fuhr er fort. »Wahrscheinlich hat er dabei die Orangenplantage entdeckt. Im Allgemeinen kommt er nicht gut mit anderen zurecht, daher hat er sich immer Jobs gesucht, bei denen er den größten Teil des Tages allein war.«
    »Und den Firmenwagen hätte er dazu benutzt haben können, die jungen Frauen zu der Orangenplantage zu transportieren, stimmt’s?«
    »Ja, wohl schon.«
    »Hat er dir je verraten, warum er seine Taten immer im April begangen hat?«
    »Nein, aber das hat er letzte Woche einem der anderen Ermittler erklärt - ich glaube, es hängt eher mit Ostern zusammen, nicht mit dem April. Seine Mutter ist Ostern 1939 gestorben. Seine Morde hat er immer spätestens sieben Tage nach Ostern begangen.«
    »Dann ist ihm also derjenige, der über die Gräber auf der Orangenplantage informiert war, nicht einfach nur dorthin gefolgt. Derjenige, der Maureen ermordet hat, wusste auch das mit dem Ostertermin. Maureen ist binnen einer Woche nach Ostern umgebracht worden.«

    »Verdammt. Als ich erst mal wusste, dass er es nicht gewesen ist, habe ich das Datum gar nicht mehr mit Ostern abgeglichen. Bist du sicher?«
    »Ja. Das letzte Foto, das O’Connor von seiner Schwester hatte, ist am Ostersonntag gemacht worden, nur ein paar Tage vor ihrem Tod.«
     
    Ethan kehrte in die Redaktion zurück. Er sah aus, als hätte er mindestens sieben Kilo abgenommen. Nur dass er weiß Gott keine sieben Kilo zu viel gehabt hatte. Außerdem sah er aus, als hätte er nicht viel geschlafen. Sein Schreibtisch war wieder in die Nähe von meinem geschoben und direkt an dessen Rückseite gestellt worden.
    »Willkommen zurück, Ethan«, sagte ich.
    Er nickte, ohne aufzusehen oder etwas zu sagen. Wahrscheinlich dachte er, ich hätte das sarkastisch gemeint.
    Lydia gab ihm jeden miesen Auftrag, den die Lokalredaktion zu bieten hatte. Die Rosinen reichte sie an Hailey und andere Reporter weiter. Ethan machte seine Arbeit klaglos. Und ohne zu irgendjemandem in der Redaktion Blickkontakt aufzunehmen.
    Er achtete auch darauf, den Blick von den Schreibtischen anderer Leute fern zu halten, schaute auf keinen Computermonitor außer seinen eigenen und sah auf seine Schuhe hinab, wenn er aufstand, um sich beispielsweise ein Telefonbuch zu holen. Manchmal fragte ich mich, wie er es schaffte, die Redaktion zu durchqueren, ohne irgendwo anzustoßen. Ab und zu rempelte ihn ein anderer Reporter absichtlich an. Dann entschuldigte sich Ethan und ging weiter.
    Mehr als einmal musste er die Computerleute verständigen und sich ein neues Passwort geben lassen. Aus unerfindlichen Gründen wurde jedes seiner Passwörter bald bekannt und dann genutzt, um es ohne sein Wissen zu ändern. Ich dachte, er habe sich vielleicht bei unseren Vorgesetzten deswegen beschwert,
da nach etwa einer Woche dieses Treibens John auf einer Redaktionskonferenz sagte: »Der Nächste, der am Computer eines anderen herumpfuscht, fliegt hochkant raus. Wenn es sein muss,

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