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Totenruhe

Titel: Totenruhe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Burke
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keine.«
    Max und Helen waren schon beim ersten Teil seiner Erklärung aufgestanden. Als sie sahen, dass bereits ziemlich viele andere unterwegs waren, warteten sie eine Weile und unterhielten sich derweil mit mir. »Ich bin ja so froh, dass du nicht ernsthaft verletzt bist«, sagte Max, »und dass die Yeagers nun endlich für einige ihrer Sünden bezahlen müssen. Vielleicht erfahren wir jetzt doch noch, was aus dem Kind geworden ist.«
    »Ich glaube, das weiß ich«, sagte ich und sah Helen an.
    Sie erwiderte meinen Blick. »Wirklich?«
    »Ja. Aber vielleicht möchtest du lieber irgendwohin, wo wir ungestört sind?«
    »Nein«, erwiderte sie lächelnd. »Ich war lange genug ungestört, findest du nicht? Aber fragen wir doch Max zuliebe eine Schwester, ob es irgendwo eine ruhige Ecke für uns gibt.«
    Wir wurden in einen kleinen Besprechungsraum geführt.
    »Max«, sagte ich, »du bist doch der echte Max Ducane.«

    »Ich weiß ja nicht, was ihr beiden da gerade ausgeheckt habt oder worauf du hinauswillst, aber es ist schon gut. Ich habe mich damit abgefunden, dass ich nicht Max bin. Die DNA lügt nicht.«
    »Ja, das stimmt. Deshalb würdest du auch, wenn Helen einen Bluttest machen würde, erfahren, dass du gerade neben deiner Großmutter mütterlicherseits sitzt.«
    »Was?«
    »Erzählst du die Geschichte oder ich?«, fragte ich Helen.
    »Lass mich wenigstens theoretisch mein Wort gegenüber Lillian halten«, bat sie.
    Ich nickte und fuhr fort. »Irgendwann um das Jahr 1936 verliebte sich eine ziemlich abenteuerlustige junge Frau, die bei der Zeitung arbeitete, in den schönen Jack Corrigan. Später hat er zwar doch noch geheiratet, aber damals wusste sie, dass es aussichtslos war, ihn zu einem Ehemann umkrempeln zu wollen. Vermutlich hatte er eine Affäre mit Lillian Vanderveer, als die Reporterin erfuhr, dass sie von ihm schwanger war.«
    »Die Reporterin war leider nicht besonders tugendhaft«, warf Helen ein.
    »Ach, ich halte es für ziemlich unwahrscheinlich, dass sie sich einem anderen hingegeben hätte. Damals hatte sie in ihrer Lage jedenfalls nicht viele Alternativen. Sie liebte ihren Beruf in einer Weise, die vielleicht nur jemand verstehen kann, in dessen Adern ebenfalls Tinte fließt. Auf jeden Fall hätte diese Schwangerschaft sie ihren Job gekostet. Eine Abtreibung wäre erstens illegal und zweitens ein gefährlicher Eingriff in irgendeinem Hinterzimmer gewesen. Außerdem war sie Katholikin.«
    »Leider auch keine besonders gute.«
    »Sie wollte das Kind bekommen, aber was hatte sie schon für Möglichkeiten? Wenn sie es unehelich zur Welt brachte, wären sie und das Kind permanenter Verachtung ausgesetzt gewesen. Völlig ausgeschlossen war, dass ihr konservativer Arbeitgeber es geduldet hätte, dass sie weiter für die Zeitung schrieb. Wenn
sie versucht hätte, sich und das Kind mit irgendeinem der anderen Jobs durchzubringen, die Frauen damals offen standen, wären sie beide zu einem Leben in Armut verurteilt gewesen.«
    »Für sich selbst hätte sie das wohl in Kauf genommen, aber es wäre hart für sie gewesen, das dem Kind zuzumuten.«
    »Wie es dann weiterging, weiß ich nicht genau, weil ich mich nur auf die Beobachtungen eines anderen Kindes stützen kann - die eines acht- oder neunjährigen Jungen.«
    »Der ein hervorragender Beobachter war. Nur dass er nicht wusste, was er sah.«
    »Ich bin wesentlich älter, als er damals war, und obwohl ich alle Fakten vor Augen hatte, habe ich die Wahrheit auch nicht erkannt - bis zu unserem Gespräch neulich.« Ich wandte mich an Max. »Conn O’Connor war ein neugieriges Kind. Er war Jack Corrigan treu ergeben, mochte allerdings Lillian nicht besonders, auch wenn er sich später mit ihr angefreundet hat. Eines Abends hat er seinem Helden nachspioniert und gesehen, dass er sich mit Lillian traf, einer verheirateten Frau. Wahrscheinlich hat er nicht gewusst, dass Lillian sich in den ersten Wochen einer Schwangerschaft befand. Die beiden hatten einen Autounfall - einen schrecklichen Autounfall, von dem Jack bis an sein Lebensende ein lahmes Bein zurückbehalten hat. Aber nur wenige wissen - und O’Connor hat selbst erst viele Jahre später davon erfahren -, dass Lillian bei diesem Unfall auch verletzt wurde und eine Fehlgeburt erlitten hat.«
    »Den Teil der Geschichte kannst du dir dann von Lillian erzählen lassen«, warf Helen ein.
    »Vielleicht war sie auch schwerer verletzt, denn sie hat nie wieder ein Kind empfangen. Außerdem stand zu

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